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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Dem New Yorker Maler Reno Miller steht das Wasser bis zum Hals: Er bekommt sein lange angekündigtes Meisterwerk nicht vollendet, die unbezahlten Rechnungen türmen sich bis an die Decke seines schmucklosen Apartments, das er und seine Freundin Ende des Monats verlieren werden, wenn sich nichts ändert. Auch die Beziehung steht somit auf der Kippe. Langsam verliert er den Verstand und zieht irgendwann mit einem Akku-Bohrer bewaffnet durch die Straßen der Lower Eastside…

Kritik

Abel Ferrara’s erster „echter“ Spielfilm (den zuvor gedrehten Porno 9 Lives of a Wet Pussy nehmen wir da mal raus) wird gerne – wenn er denn überhaupt Erwähnung findet – als typischer Video Nasties-Slasher kategorisiert. In vielerlei Hinsicht passt er auch gut in eine Reihe mit Filmen wie William Lustig’s Maniac oder Frank Henenlotter’s Basket Case – Der unheimliche Zwilling. Andererseits ist er aber nur schwer als Horrorfilm zu bezeichnen und erfüllt seine wohl auch nie angepeilte „Genre-Zugehörigkeit“ lediglich durch die für damalige Verhältnisse extremen Splatterszenen, welche den Film noch vor wenigen Jahren in vielen Ländern als nicht frei verkäuflich tabuisierten…und damit wiederum in Fankreisen umso begehrter machte.

Ganz unbestreitbar ist es ein glasklarer New York-Film und unverkennbar ein waschechter Abel Ferrara. Natürlich verbesserten sich seine Arbeiten in nahezu allen belangen maßgeblich, sonst wäre er uns auch vermutlich kaum länger erhalten geblieben. Viele Dinge blieben jedoch über die Jahre erhalten und zogen sich über einen langen Zeitraum durch sein künstlerisches Schaffen, sind teilweise heute noch vorhanden. Auffällig ist insbesondere der katholisch-religiöse Kontext, die beinah alle seine Werke beinhalten. Nicht etwa in aufdringlicher oder gar bekehrender Weise, jedoch spielen Schuld, Sühne, Erlösung und christlich inspiriertes Martyrium in vielen seiner Filme mindestens eine Nebenrolle und werden an manchen Stellen entsprechen symbolisiert. Seien es King of New York - König zwischen Tag und Nacht, Bad Lieutenant, Das Begräbnis oder ganz explizit (und dann eindeutig too much) Mary. The Driller Killer eröffnet direkt mit einer Kirchen-Szene und im späteren Verlauf „nagelt“ ein inzwischen gänzlich dem Wahnsinn verfallener Reno (Abel Ferrara selbst, da er den in einer Nebenrolle zu sehenden D.A. Metrov nicht überzeugen konnte, diesen Part zu übernehmen. Eigentlich basiert die Figur auf ihm – bis auf den Teil mit den Morden natürlich…) eines seiner Opfer wie Jesus am Kreuz mit dem Bohrer ins Mauerwerk.

Zu Beginn bittet Abel Ferrara in einer Texteinblendung darum, dass dieser Film laut genossen werden sollte und genau dies ist als zwingende Empfehlung auszusprechen. Der grimmige (Un-)Rhythmus verzerrter Punk- und No Wave-Riffs wie eine dillirischer Synthesizer-Klangteppich von Ferrara’s langjährigen Stammkomponisten Joseph Delia bestimmen nicht nur das Geschehen und geben dem Film seine ganz eigene Stimmung. Sie erzählen in Kombination mit den teilweise semi-dokumentarischen Aufnahmen, dem authentischen „Gossen-Flair“, dem beinah assoziativ wirkenden Spiel, dem rabiaten Gewaltexzessen und den ästhetisch manchmal umwerfend-simplen wie bestechenden Bildkompositionen einen Sog, dem sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr entziehen lässt. Der Film ist ein intensiver Trip. Siffig-authentisch und doch völlig bizarr. Einem Taxi Driver insgeheim viel näher als einem typischen Slasher und Splatterstreifen. Das ist so dirty, räudig, mitunter spontan und improvisiert anmutend, manchmal auch einfach nur komplett neben der Spur, insgesamt aber irre mutig und nachhaltiger als man vermuten mag. Gerade das macht ihn weitaus interessanter als viele angeblichen Genre-Kollegen. Eine unbequeme, polarisierende und ranzige Fingerübung, dessen Stil und Wirkung letzlich alles andere überschattet.

Fazit

Abel Ferrara Fans sollten sich diesen Film natürlich zwingend ansehen, bei allen anderen mag man kaum eine direkte Empfehlung aussprechen. Weder als Horrorfilm noch als seriöses Psychodrama ist das richtig wasserdicht und wird mitunter für viel Kopfschütteln oder verdutzte Gesichter sorgen. In seiner eigenwilligen, experimentellen und darin sogar ein Stückweit (persönlich) wegweisenden Vorgehensweise jedoch eine ganz entscheidende Arbeit, die über eine fast puristische, energiegeladen Atmosphäre verfügt.

Kritik: Jacko Kunze

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