Inhalt
Mitten in der Nacht wird der renommierte Harvard-Symbologe Robert Langdon (Tom Hanks) in den Pariser Louvre gerufen: Der Museumsdirektor wurde ermordet. Seine Leiche, die in einer Körperhaltung wie der des Vitruvischen Mannes von Leonardo da Vinci aufgefunden wird, ist der erste grausige Hinweis in einer mysteriösen Kette aus Codes und Symbolen. Unter Einsatz seines Lebens entschlüsselt Langdon mit Hilfe der Polizei- Kryptografin, Sophie Neveu (Audrey Tautou) versteckte Botschaften in den Kunstwerken Leonardo da Vincis. Alle verweisen auf eine sagenumwobene Bruderschaft, deren Mitglieder seit 2000 Jahren ein machtvolles Geheimnis bewahren. Die atemlose Schnitzeljagd führt Langdon und Sophie von Paris über London bis nach Schottland; währenddessen versuchen sie verzweifelt, den Code zu knacken, um mit ihm ein Geheimnis zu enthüllen, das die Menschheit in ihren Grundfesten erschüttern wird.
Kritik
„Du glaubst an Gott? Dein Gott vergibt Mördern nicht, er verbrennt sie!“
Natürlich war die Leserschaft von Dan Browns The Da Vinci Code nicht durchgängig voll der Begeisterung für das Werk, gleichwohl brach auch ein regelrechter Furor der Empörung los, denn der US-amerikanische Schriftsteller maßt sich in seinem Weltbestseller doch tatsächlich an, aus der Historie des Christentum zu fleddern und konspirative Assoziationen zu forcieren, die jedem keuchen Kirchengänger die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Immer wieder musste Brown die Frage über sich ergehen lassen, ob er mit einem derartigen Sturm der Entrüstung gerechnet hat, dabei liegt die Antwort darauf doch auf der Hand: Wenn Religion eine Rolle spielt, sind die erhitzten Gemüter nicht fern. Marketingtechnisch sind diese Kontroversen natürlich pures Dynamit für die Werbetrommel, doch ein Film kann unmöglich vom medialen Echo seiner Vorlage existieren – wie Ron Howard (Im Herzen der See) beweist.
Man sollte die Lobeshymnen großzügig überhören, die Dan Brown für die Verfilmung seines Buches gefunden hat, denn auch wenn der Mann unbestreitbar ein helles Köpfchen ist, erscheint seine Meinung in Bezug auf die filmische Aufbereitung mit Sicherheit nicht objektiv genug, um den Aussagen über die Qualität des Werkes ernsthafte Bedeutung beizumessen – gerade dann nicht, wenn man erfährt, wie nahe sich Brown und Howard doch stehen und welch freundschaftliches Bündnis zwischen den beiden geknüpft wurde. The Da Vinci Code – Sakrileg hingegen ist kein guter Film und noch weniger ist er eine akzeptable Romanadaption. Browns Verschwörungsthriller zeichnete sich in der Linie dadurch aus, dass er mit einem Gedankenspiel aufwartete, welches offenkundig (himmelschreiend) hanebüchen erschien, in gleicher Weise aber doch immer noch eine Komplexität in Ehren hielt, die den Stoff spannungsgeladen ankurbelte.
Das Narrativ von The Da Vinci Code – Sakrileg ist auf der großen Leinwand jedoch alles andere als ein gut geöltes Räderwerk, sondern weist zuvorderst viel Leerlauf und klobigen Sandbrocken im Getriebe auf. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Geschichte immer noch durchaus (Minimal-)Impulse bietet, die mitzureißen wissen: Die gesamte Bedeutungshuberei um sakrale Symbole, die Leidenschaft für den diffizilen Denksport der Kryptologie, die Begeisterung für das bildhafte Gedächtnis des Professor Langdon (Tom Hanks, Ein Hologramm für den König) und natürlich die Affinität für großspurige Verschwörungstheorien – das ist der Stoff, aus dem Blockbuster gemacht werden. Jedenfalls auf dem Papier. Ron Howard, der sich hier ein weiteres Mal als miserabler Geschichtenerzähler bestätigt, bricht die mannigfaltige Materie indes auf eine träge Schnitzeljagd herunter, die weder ästhetisch noch inhaltlich von künstlerischem Feingeist geschwängert scheint.
Die angesprochenen Impulse bleiben in dröge Ansätzen verhaften, die im Verlauf der fahrig aufgefächerten Handlung zusehends verstreichen. Letztlich darf man sogar so weit gehen und The Da Vinci Code – Sakrileg als pomadiges Industrieprodukt diskreditieren, welches einzig und allein nach den – wenig überraschend - profitgierigen Parametern des marktwirtschaftlichen Kalkül funktioniert und über seine knapp dreistündige Laufzeit (Extended Cut) wie ein durchschnittlicher Fernsehspielfilm daherkommt, der zusammenklaubt, was Terra X im Vorprogramm übriggelassen hat. Der produktionstechnische wie logistische Aufwand in allen Ehren, aber wenn man so uninspiriert agiert wie Ron Howard, muss man sich nicht wundern, wenn selbst eine charismatische Versicherung wie Tom Hanks durch die Sets schlurft wie der schlaganfallgezeichneter Schatten seiner selbst. Welch mühselige Veranstaltung.
Fazit
Was wurde um diesen Film im Vorfeld doch für ein Bohei gemacht – und wie enttäuschend gestaltet sich das Endprodukt. „The Da Vinci Code – Sakrileg“ stellt sie natürlich zu keiner Zeit infrage, die sakrosankten Strukturen des Christentums, dafür fehlt ihm durchweg die Lust, Kontroversen aufflammen zu lassen. Stattdessen ist Ron Howard Dan-Brown-Adaption eine träge Großveranstaltung, die weder ästhetisch noch inhaltlich einen Funken schöpferische Sprengkraft aufweist.
Autor: Pascal Reis