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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

In einer Zukunft, in der die Erde vom Klimawandel verwüstet wurde, entscheidet der Staat über die Eignung eines jeden Paares, Kinder zu bekommen. Also zieht eine Gutachterin bei den Musterbürgern Mia und Aaryan ein, um sie zu testen – was mit Rollenspielen und Geschicklichkeitstests beginnt, endet in bizarren Psycho-Schikanen an der Grenze zwischen Realität und Traum.

Kritik

Gesehen im Programm des Filmfestival Cologne 2024

Anfang 2024 erschien Baby to Go ohne viel Aufsehen in den deutschen Kinos, und es ist schwer, dabei keine Parallelen zu The Assessment zu ziehen. Beide Filme zeichnen dystopische Zukünfte, in denen Paare darum ringen, ein Kind zu bekommen, und in beiden ist die Entstehung neuen Lebens der Überwachung und Kontrolle durch High-Tech ausgeliefert. Doch während in Baby to Go der Kinderwunsch vergleichsweise reibungslos verwirklicht werden kann, stellt das Spielfilmdebüt von seine Protagonisten vor eine sieben Tage andauernde Prüfung, die alles andere als harmlos ist.

Im Zentrum dieser Prüfung steht Virginiga (, The Danish Girl), die im streng geschlossenen Gouvernanten-Look in das Leben von Mia (, Doctor Strange in the Multiverse of Madness) und Aaryan (, Enola Holmes 2) einzieht. Doch ihre Rolle geht weit über die einer konventionellen Prüferin hinaus. Sie bewegt sich zwischen den Extremen eines kindlich-unbekümmerten Verhaltens und der emotionslosen Präzision eines Überwachungsroboters. Nichts bleibt ihr verborgen, nicht einmal die intimsten Momente des Paares – selbst Fellatio wird akribisch registriert. Daraus entspringen Szenen, die irgendwo zwischen absurder Komik und verstörendem Psycho-Terror changieren. Allerdings geht The Assessment niemals wirklich bis zum Äußersten. Die klaustrophobische Atmosphäre bleibt oft zu flach, das Absurde wird nicht konsequent genug ausgespielt, um nachhaltig zu beeindrucken.

In seinen stärksten Augenblicken erinnert der Film an ein vergessenes Frühwerk von Yorgos Lanthimos, dessen surreale wie unterkühlte Handschrift aufblitzt, oder an die verstörende Radikalität eines Ulrich Seidl. Doch es bleibt stets bei Andeutungen, der Film scheut sich davor, wirklich schmerzhafte Wahrheiten offen auszusprechen oder konsequent über die Stränge zu schlagen. Das ist umso bedauerlicher, weil das nuancierte Worldbuilding durchaus neugierig macht: Immer wieder tauchen Fragmente auf, die auf eine verstörende Vergangenheit hindeuten. War es ein Scherz, als eine Bekannte von Mia und Aaryan behauptete, sie sei fast 150 Jahre alt? Oder was hat es mit den ominösen Tabletten auf sich, die beiläufig erwähnt werden? Solche Andeutungen schüren eine Art von Spannung, die die dystopische Zukunft greifbar macht – doch letztlich bleibt vieles unklar, und die Neugier verflüchtigt sich im Ungefähren.

Die Hauptfiguren hingegen büßen rasch an Faszination ein. Obwohl es erfreulich ist, Olson in einer gehaltvollen Rolle zu sehen, kann sie den Film nicht davor bewahren, in Gleichgültigkeit abzugleiten. Da helfen weder das interessante Set-Design noch die ambitionierten Fragen, die im Kern der Handlung stehen, wirklich weiter. Der Film stellt wichtige und durchaus provokante Fragen über Mutterschaft und Gesellschaft – doch er ist zu feige, diese wirklich bis zur letzten Konsequenz zu verfolgen. Stattdessen endet The Assessment mit einer enttäuschend glatten Erklärung für Virginigas Rolle und die dystopische Welt, die dem Werk die Schärfe nimmt und es in ein konventionelles Drama überführt. Das Potenzial für eine radikal-grotesken Auseinandersetzung mit der Bedeutung von Elternschaft und den dazugehörigen verschwiegenen Abgründen wird so leichtfertig verspielt. Eine interessante Beobachtung ist The Assessment definitiv, mehr aber auch nicht.

Fazit

Interessante Ansätze und facettenreiches Worldbuilding, doch "The Assessment" bleibt letztlich zaghaft. Die zunächst reizvolle Mischung aus absurdem Humor und unterschwelliger Bedrohung verliert rasch an Biss und verfehlt es, tiefere Fragen substanziell zu erkunden. Am Ende bleibt der Film in rührseliger Etikette verhaftet, statt den Mut zu echten Provokationen zu zeigen.

Kritik: Sebastian Groß

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