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Von seinen Eltern verlassen, lebt der High-School Außenseiter Peter Parker seit Jahren bei seinem Onkel Ben (Martin Sheen) und seiner Tante May (Sally Field). Als er durch Zufall einen Hinweis auf die verschleierte Vergangenheit seiner Familie stößt, führt ihn die Spur zur Forschungsabteilung der Oscorp-Industries sowie dem Reptilienexperten Dr. Curt Connors (Rhys Ifans). Die gemeinsame Forschung der beiden trägt Früchte, die das Leben der späteren Kontrahenten komplett auf den Kopf stellen und Peter zum maskierten Helden der Stadt New York werden lassen…

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Seit der Ankündigung des urplötzlichen sowie höchst umstrittenen Spider-Man Reboots seitens Sony Pictures sehen sich selbst reinste Konsumenten zur Rechenschaft genötigt, um einfach nur einen vielversprechenden Sommerblockbuster samt beliebtestem aller Marvel-Helden zu genießen. Nachdem die Web 2.0 Gemeinde in prächtigster Anonymität auszog, um die zwischen 2002-2007 laufende Sam Raimi/Tobey Maguire Trilogie bis aufs Blut zu verteidigen, bedurfte es eines wahrlich großen Wurfs des 500 Days of Summer Regisseurs Marc Webb, um die Massen noch einmal mit einer Geschichte zu verführen, die vor gerade einmal einer Dekade mit wenigen Kritikpunkten und wegweisender Technik den bis heute anhaltenden Siegeszug der Comicverfilmungen zementierte.

Die grundlegenden Geschehnisse um einen lebensverändernden Spinnenbiss, den tragischen sowie vermeidbaren Tod eines geliebten Familienmitglieds und die Wandlung vom Außenseiter zum Helden ziehen – bekannter Abfolge zum Trotz – weder zäh noch gleichgültig am Zuschauer vorbei, da es Marc Webb bereits mit seiner Eröffnungsszene gelingt, das Publikum emotional mit einer weiteren inszenatorischen Variante des menschlichen Arachnoiden zu verknüpfen. Er präsentiert ein Kind, das hilf- und verständnislos mit ansehen muss, wie seine Eltern in purer Panik aus dem gemeinsamen Familienglück fliehen und es bei seinen Verwandten zurücklassen. Resultat dieses spärlich verjährenden Schocks ist ein in Depression, Verzweiflung und Wut gefangener Teenager, welcher von Regisseur Webb einfühlsam gezeichnet sowie von Boy A Darsteller Andrew Garfield pointiert verkörpert wird.

Der neue Spider-Man ist kein Saubermann. Er scheint für kurze Momente darin zu baden, seine neuen Fähigkeiten zu benutzten, den Schulbully zu demütigen, Verbrechern in finsteren Gassen zu bestrafen und dabei seine Kampfwunden mit jugendlicher Torheit vor sich herzutragen. Der Wandel zum demütigen und missverstandenen Helden lässt dennoch nicht auf sich warten und sorgt dafür, dass Garfields vielschichtige Interpretation der allseits bekannten Figur kaum genug gewürdigt werden kann. Mit der verrannten Beziehung zu Gwen Stacey (Emma Stone) und ihrem Vater sowie den nebulösen Aussagen zum Chef der Oscorp-Industries wurden weitere Konflikte in das Drehbuch geschrieben, die Garfields One-Man Show allerdings kaum schmälern sondern augenöffnend beweisen wie souverän und stets greifbar sich der baldige Superstar durch seinen ersten 200 Millionen Dollar Film bewegt.

Ihm gegenüber steht der Beweis, dass „The Amazing Spider-Man“ sich zu keinem Zeitpunkt von seiner gezeichneten Vorlage entfremden möchte: Der Lizard. Ein brillanter Wissenschaftler, durch Richard Parker mit seinem Sohn verknüpft und ebenfalls mit neuartigen Kräften ausgestattet. Von Rhys Ifans sensibel verkörpert, überzeugt Marc Webb auch bei dem im letzten Drittel des Films komplett in ein Effektkostüm gehülltem Antagonisten durch genaue Charakterzeichnung. Dass der Gegenspieler unserem Helden dabei zu Großteilen als seelisches Spiegelbild dient, ist dabei ein Schachzug, der schon aus der vorherigen Trilogie bekannt ist. Die Produzenten müssen dennoch in Kauf nehmen, dass sich einige Zuschauer trotz aller erzählerischen Sorgfalt kaum auf die fantasievolle Riesenechse, als weiterhin fühlendes und denkendes Wesen, einlassen werden.

Glücklicherweise weiß die technische Aufmachung des Films die neuen erzählerischen Einflüsse in ein opulentes Gewand zu hüllen. Neben der standesgemäß hohen Qualität computergenerierter Actionspektakel auf den Dächern und in den Kanalisationen New Yorks, sorgt der 3D Effekt für das endgültige Alleinstellungsmerkmal des Reboots. Die saubere und dezente Einbindung zieht sich durch den ganzen Film, nur um während der Flug/Schwingeinlagen des maskierten Helden mit aller Wucht über den Kinosaal hereinzubrechen. Egal ob aus der Ego-Perspektive oder bei der wahnwitzig kitschigen Route vor dem letzten Aufeinandertreffen mit dem Lizard – noch nie fühlten sich Spideys Trips durch Manhattan dermaßen ausgeklügelt und rasant an.

Die aufregende und überaus schnelle Inszenierung droht zwar an einigen Stellen Dialogzeilen oder Details zu verschlucken, behält sich durch den geschickten Einsatz von James Horners musikalischen Arbeiten eine  permanent spannende und sich im letzten Akt schlagartig entladende Atmosphäre bei. Zusätzlich zu dem im Grundton recht düsteren Spektakel werden sich die Zuschauer durch den eingestreuten Humor wohl auch kaum das Schmunzeln und Lachen verkneifen können. Nur Sam Raimi und Tobey Maguire vielleicht.

Fazit

„The Amazing Spider-Man“ dürfte viele seiner Vorab-Kritiker schlagartig verstummen lassen. Regisseur Marc Webb inszeniert die verjüngte Marvel-Ikone als einen wütenden und innerlich tief verletzten Teenager, dem es durch seine nebulöse Familiengeschichte umso schwerer fällt, die schicksalhafte Rolle als Beschützer der Schwachen anzunehmen und Verantwortung für sein Handeln zu tragen. Von Andrew Garfield hervorragend verkörpert, schwang sich die Spinne - 3D Effekt sei Dank – noch nie so spektakulär durch die Schluchten Manhattans.

Kritik: d kr

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