August 1980. Noch drei Tage, bis für Jake (Blake Jenner) das Studium beginnt. Dank eines Stipendiums hat er einen Platz im College-Team der Baseballmannschaft Texas Cherokees bekommen. Statt im Wohnheim des Uni-Campus wohnen die Teammitglieder in zwei reichlich heruntergekommenen Häusern etwas außerhalb und genießen dort in vollen Zügen ihre Freiheit — oder anders gesagt Drogen, Sex und laute Musik. Im Mikrokosmos der ruppigen Aufschneider, deren Miteinander von nahezu krankhaftem Wettbewerbsgeist und herzhaften Männerfreundschaften geprägt ist, muss der eher stille Jake sich erst einmal zurechtfinden. Letztendlich gelingt das aber rascher als gedacht, und während die Gruppe aus alteingesessenen Spielern und Neuankömmlingen sich zusammenrauft, gibt es da noch die gleichermaßen hübsche wie kluge Beverly (Zoey Dutch), die Jake nicht aus dem Kopf geht. Doch eins ist klar: Mit prahlerischen Sprüchen wird er bei diesem Mädchen nicht landen können.
Obwohl »Everybody Wants Some« sich auf Jake als Protagonisten konzentriert, erzählt der Film zumindest schlaglichtartig auch die Geschichten seiner neuen Kameraden. Die schon in den ersten Filmminuten eingefüllte Fülle an Figuren macht es zunächst zu einer Herausforderung, den Überblick zu behalten, doch im weiteren Verlauf vermag der Film es erstaunlich gut, die unterschiedlichen Charaktere voneinander abzugrenzen. Da ist — beispielsweise — der extrem ehrgeizige Mac (Tyler Hoechlin), der zwar schlecht verlieren kann, das Team aber zusammenhält; der eloquente Finn (Glen Powell), der sich für jede Frau eine neue Eroberungsstrategie einfallen lässt; der exzentrische Jay (Juston Street), der mit seinem arroganten und provokativen Auftreten nicht nur sein Team auf eine Zerreißprobe stellt; oder der immer entspannte Willoughby (Wyatt Russell), der letztlich ein weit größeres Geheimnis hütet als seine bereitwillig mit der Gruppe geteilten Marihuana-Vorräte. Der Film folgt den Dynamiken, Konflikten und Freundschaften zwischen den verschiedenen Figuren und beleuchtet ihre Ziele und Erwartungshaltungen. Dass er dabei meist sehr an der Oberfläche bleibt, ist aber nicht nur dem Umfang des Ensembles geschildert.
Anzurechnen ist »Everybody Wants Some« zweifellos die Liebe zum Detail, mit der eine atmosphärisch dichte und lebendige Inszenierung gelingt. Ausgelassenheit und Freiheitsdrang der jungen Männer sind in nahezu jeder Minute spürbar, der farbenfrohe Soundtrack trägt das Seine dazu bei. Auch Dialoge und schauspielerische Leistung sind über weite Teile gelungen, wenn auch nicht überragend. Der zuweilen derbe Humor funktioniert in der Regel, und zwischen zotigen Sprüchen und betont starkem Gehabe der Figuren wird immer wieder ein gewisser charakterlicher Tiefgang spürbar: Gegenseitiger Spott und Prahlerei sind nur eine Ebene in der Interaktion der Teamkameraden. Einige Unterhaltungen widmen sich der Frage nach dem eigenen Platz im Leben, wirken allerdings zuweilen etwas aufgesetzt.
Nimmt man jetzt noch die sich sanft anbahnende, etwas zuckrige Romanze zwischen Jake und Beverly hinzu, könnte man meinen, dass »Everybody Wants Some« alle Zutaten für ein mitreißendes Feelgood-Movie in sich vereint. Obwohl der Film aber ganz klar nicht mehr sein möchte als das und eher auf unterhaltsame Momentaufnahmen abzielt, krankt er in der Summe eben daran. Denn eine klare erzählerische Linie sucht man in dem Streifen vergebens — und kommt dennoch nicht umhin, es wenigstens zu versuchen, denn das angelegte Beziehungsgeflecht, die an den Start gebrachten Konflikte und die verschiedenen Figuren vermitteln das Gefühl, dass genug Material für eine echte Story doch vorhanden gewesen wäre.
»Everybody Wants Some« macht daraus letztendlich aber zu wenig. Der Handlungsstrang um Jake und Beverly wird früh angelegt, kommt aber erst sehr spät ins Rollen, wodurch er zwar für sich selbst genug Raum einnimmt, aber eben nicht als tragender roter Faden ausreicht. Viele Konflikte werden zwar gründlich in Szene gesetzt, aber kaum entwickelt, wobei gerade in der Auseinandersetzung zwischen Mac und Jay schön gezeigt wird, wie eine solche Entwicklung nahezu beiläufig stattfinden kann. Im Gegenzug nimmt sich der Film viel Zeit, besonders die Party-Exzesse der Gruppe detailliert auf die Leinwand zu bringen, wobei irgendwann aber doch deutliche Längen entstehen. In zwei Stunden Laufzeit wäre da sicherlich mehr möglich gewesen, ohne auf Atmosphäre und Lebensfreude verzichten zu müssen. Es hätten ja weder weltbewegende Erkenntnisse noch ein fetter moralischer Zeigefinger sein müssen. Doch dass so liebevoll angelegte Charaktere letztlich bis zum Abspann nur auf der Stelle dümpeln, hinterlässt den schalen Beigeschmack verschenkten Potenzials.
Jake ist zwar vom narrativen Schwerpunkt her der Protagonist des Films, bleibt aber im Vergleich zu seinen Teamkameraden charakterlich reichlich blass, und Blake Jenner verleiht der Figur schauspielerisch kaum Profil. Ein Stück weit passt das auch hervorragend zum Konzept: Schließlich steht Jake — wie so viele andere im Team — vor einem völlig neuen Lebensabschnitt, und wer er bisher war, spielt dafür keine Rolle mehr. Nicht von ungefähr wird Jake wohl jedes Mal unterbrochen, wenn er jemandem etwas über sich selbst preisgeben will. Leider führt das alles auch dazu, dass er keine besonders spannende Hauptfigur abgibt. Jake ist sympathisch und ein wenig schüchtern, passt sich aber an die neue Umgebung im Handumdrehen an und meistert fast alle Herausforderungen im Film relativ problemlos — was man ihm als Zuschauer zwar gönnt, doch wirkliche Empathie will nicht so recht aufkommen. Um die Figur Jake aus der Reihe der schrillen Vögel um ihn herum herauszuheben, hätte es dann doch etwas mehr gebraucht.