Vor der Kamera erscheinen Körper jeder Art, allen begegnet sie mit derselben Zärtlichkeit: junge Performer*innen mit und ohne Behinderung, feingliedrige Krebse und Krabben, gezeichnete Vögel, eine singende Meerjungfrauenprinzessin, krabbelnde Plastikinsekten.
Kritik
Störgeräusch-Filme werden eines Tages ein eigenes Subgenre bilden dank der fleißigen Förderung des Berlinale Forums. Dort lief vor zwei Jahren Viera Čákanyovás nervtötend hohler FREM, der zu scharrender Klangkulisse Bilder der Arktis zeigte. Jorge Jácome hat dazu nun eine Art inoffizielle Fortsetzung gedreht. Störgeräusche untermalen den wirren Experimentalfilm nahezu ununterbrochen. Kopfschmerz-Kino. Andererseits ist der Dauerlärm, den bizarre psychedelische Anflüge unterbrechen, sicher interessanter anzuhören als es die Dialoge wären. Wortinhalt existiert nur als Untertitel.
Waren der Regisseur und sein Autoren-Trio - kein Scherz, drei Mitwirkende haben die abgehobene Collage zusammengebastelt - auf LSD und dachten, die knarrenden Klänge ihres filmischen Fotokalenders hätten eine mystische Message zu übermitteln? An einen schlechten Trip erinnern bisweilen die Szenen, deren übergreifendes Motiv am ehesten Wasser sein könnte: Tiefseekreaturen, Menschen im Swimmingpool, Menschen im Meer mit aufblasbaren Schwimmtieren. Dazu liest die Botschaft des Dauerrauschens: „Du bist hier. Ich bin hier.“ Oder weniger prätentiös tiefgründig: „Bannanananana“
Bevor die pseudo-erleuchtete Inszenierung es dorthin schafft, wird minutenlang zelebriert, wie die Leinwand die Farbe wechselt. Von Schwarz zu bunten Farbverläufen, die wirken, als habe jemand das Farbrad im Zeichenprogramm entdeckt. Darunter der Text: „Geht’s schon los?“ Gegenfrage: Glauben die Filmemacher, das Publikum merkt nicht, wenn es verarscht wird? Noch ein Beispiel: Text zu einer Brokkoli-artige Krakel-Zeichnung: „Bin ich ein Baum? Oder eine Toilettenbürste?“ Eindeutig Zweites. Manche Sachen gehören definitiv ins Klo.
Fazit
„Ich weiß nicht, wann ich aufhören soll“, gesteht einer der Texte, die Jorge Jacome erster und hoffentlich letzter Langfilm unter die an nächtliches Zappen durchs Spätprogramm erinnernde Szenenfolge setzt. Der Begriff „Ursprungssuppe“ fällt einmal; passender wäre “benebelter Bilderbrei“. Nicht jedes Bild ist hässlich, aber Textmonologe wie aus einer Sekten-Yoga-Session machen es dazu: „Der Körper durchflutet den Körper selbst“, „Fühle das Innere deines Körpers“ und „Come on, Baby. Lass uns aufhören.“ Genau, Baby. Aufhören.
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