MB-Kritik

Stump the Guesser 2020

Comedy, Fantasy, Short

Inhalt

Nach einem schlechten Arbeitstag auf dem Jahrmarkt macht er sich auf, die Vererbungslehre zu widerlegen, damit er seine Schwester heiraten kann. Ein absurdes Stummfilm-Feuerwerk.

Kritik

Zu behaupten die Filme von Guy Maddin (My Winnipeg) würden sich konventionellen Sehkonventionen widersetzten wäre eine ziemliche Untertreibung. Seine Filme überfordern das Auge in ihrem audio-/visuellen Wahnsinn und ihrer inszenatorischen Einfältigkeit. Seit seiner Zusammenarbeit mit Evan Johnson (The Forbidden Room) und Galen Johnson (Bring Me the Head of Tim Horton) ist sein Kino noch extremer geworden. Nach The Green Fog, einem Remake von HitchcocksVertigo, bestehend nur aus Filmschnipseln aus anderen Szenen, ist Stump the Guesser eine kondensierte Version des Schaffens der Beteiligten in sehr kurzer Laufzeit. 

Erzählt wird von des durchtriebenen X (Adam Brooks, Accidence), der als Teil der Attraktion „Stump the Guesser“ alles erraten kann. Jedoch gerät sein Leben aus den Fugen: S/W-Bilder verfremden sich und die Tonspur ist am übersteuern. Maddin und die Johnson-Brüder spielen erneut mit einer ungreifbaren Vergangenheit, dessen psychedelische Dimension überhandnimmt. Zwischen den Vintage Bildern und vermeintlichen Bildfehlern greift der Film die Materialität der Filmrolle förmlich an und lädt zum Verlieren in der Flut aus Eindrücken ein. Das kann man ästhetischen Selbstzweck nennen, ist aber zu stimulierend, um nicht bewundert zu werden.

Fazit

„Stump the Guesser“ ist ein knapp 20 Minuten langer Trip in die Untiefen des Unterbewusstseins und in jede erdenkbare filmische Verfremdungsmethode, dessen psychedelische Dimension einen ausreichenden Sog für die knappe Laufzeit erzeugt.

Autor: Jakob Jurisch
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