Wenn man seinen eigenen Film produziert, besteht immer die Gefahr, dass man das große Ganze aus den Augen verliert und Entscheidungen trifft, die für einen selbst womöglich richtig sind, aber dem Film nicht unbedingt guttun. Sowohl Julia Roberts (Pretty Woman) als auch Susan Sarandon (Thelma & Louise) waren die Executive Producers bei dem Filmprojekt und haben offenbar nicht nur dafür gesorgt, dass der Film sich nur um die Beziehung der beiden zueinander dreht, sondern auch dafür, dass Susan Sarandon in ihrer Rolle als krebskranke, dem Tod geweihte Frau immer noch fantastisch aussieht. Während man in jedem anderen Film Krebskranke, womöglich so dargestellt hätte, wie Christian Bale bei Der Maschinist, ist Susan Sarandon in ihrer Rolle als die Frau, die bald stirbt, noch immer quickfidel und munter wie ein Spatz. Dafür behandeln sie alle Figuren so, als würde sie jeden Moment abkratzen, und zwar schon kurze Zeit, nachdem sie von der Diagnose erfahren. Julia Roberts in ihrer Rolle als Isabel erkundigt sich sofort danach, ob Jackie (Susan Sarandon) sterben muss und dann geht es mit der Mitleidsnummer so richtig los.
Dabei spielt es keine Rolle, wie gut Susan Sarandon eigentlich spielt, man kauft es ihr trotzdem nicht ab, dass sie krank sein soll. Da hilft auch nicht die Bemerkung von Isabel, dass Jackie müde aussieht. Schön wärs, wenn sie so aussehen würde, aber das tut sie nicht. Hätte man ihr nicht wenigstens ein bisschen Make-up auftragen können, sodass sie blasser und kränklicher aussieht? Offensichtlich nicht und wegen dieser Eitelkeit wirkt das Ganze „Ich muss bald sterben“-Getue völlig absurd und lächerlich. Dabei beginnt der Film so vielversprechend. Die beiden Frauen zicken einander an und die Kinder (Jena Malone (Horizon) und Liam Aiken (Henry Fool) sind wie zwei Satansbraten, die ihrer Stiefmutter das Leben zur Hölle machen. Die Streitereien funktionieren großartig und die beiden Ladys sind ebenbürtige Rivalinnen. Es wird gestritten, was das Zeug hält und zunächst erregt der Film im positiven Sinne die Aufmerksamkeit, auch wenn es furchtbar altmodisch wirkt, weil der Vater immer außen vor zu sein scheint.
Die beiden Frauen klären immer alles unter sich und der Vater (Ed Harris, Gravity) hält sich aus allen Streitereien mehr oder weniger raus, als würden Jackie und Isabel eigentlich eine Beziehung führen. An dieser Stelle lassen die 90er Jahre deutlich grüßen. Man geht offenbar davon aus, dass der Mann sich eine neue Frau anschafft, die sich schon um die Kinder kümmern wird und mit der alten Frau alles klärt. Dass die neue Frau genauso wie der Mann arbeiten geht, spielt keine Rolle, denn Isabel ist natürlich total erpicht darauf, dem Mann zu beweisen, dass sie ganz ohne Babysitter sich um seine Brut kümmern kann und riskiert sogar dafür ihren Job. Und das, obwohl die Kinder, besonders die Tochter sie nicht leiden können und ihr nicht gerade positive Dinge an den Kopf werfen. Egal, bei Isabel scheint so etwas wie ein Frauenehrenkodex geweckt worden zu sein und sie legt mit der Mutterrolle so richtig los. Diese veralteten Rollenbilder sind kaum zu ertragen!
Es hilft auch nicht, dass alles schon so früh auf das Ableben von Jackie abzielt und der traurige hoffnungslose Unterton zieht sich durch den ganzen Film und dieser Film ist verdammt lang (125 Minuten). Im Grunde spoilern die Filmemacher schon selbst das Unvermeidliche und das macht diese Tragikomödie auch nicht spannender, weil man genau weiß, was passieren wird. Dieses Schnulzentheater ist auf Dauer anstrengend und zu übertrieben. Und der einzige Grund, warum man es Regisseur Chris Columbus (Mrs. Doubtfire) trotzdem verzeiht, ist die Tatsache, dass seine Mutter ein Jahr zuvor an Krebs starb. Kein Wunder, dass der ganze Film so hoffnungslos erscheint, als würde die Handlung in einem langgezogenen Abschied von einem geliebten Menschen feststecken. Wenn eine oder zwei Szenen darauf hinauslaufen, dass sich Jackie verabschieden will, wäre es völlig in Ordnung. Wenn sie sich aber den halben Film lang von den Kindern verabschiedet und sie tragischerweise auch ohne mit der Wimper zu zucken es akzeptieren, dass die Mutter bald stirbt und das kurz nach dem sie von der Diagnose erfahren haben, dann ist es befremdlich. Das sind schließlich Kinder und keine Erwachsenen, eigentlich müssten sie gerade in ihrer kindlichen Art zumindest für einen kurzen Moment glauben können, dass ihre Mama wieder gesund wird. Doch der Regisseur zieht die ganze Nummer stringent durch und kreiert Kinderfiguren, die sich einerseits noch übertrieben kindisch verhalten, doch anderseits so pragmatisch sind, dass sie keine Sekunde darauf verschwenden zu glauben, dass ihre Mutter die Krankheit besiegt. Dann stirbt sie halt, zumindest verstehen sie sich mit der Stiefmutter jetzt besser. Was für ein Trost!