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Ted Kramer Dustin Hoffman, der quirlige Werbefachmann, ist befördert worden. Doch statt Champagner erwartet ihn zu Hause der Abschiedsbrief seiner Frau. Joanna Meryl Streep hat Mann und Kind verlassen, um künftig ihr eigenes Leben zu führen. Neben seinem 14-Stunden-Job muss sich Ted von nun an um Sohn Billy kümmern. Schon bald entbrennt um Billys Sorgerecht ein Kampf, der von beiden Seiten mit härtesten Bandagen geführt wird...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit einem der letzten Filme der 70er (Premiere in New York am 17.12.1979) gelang Robert Benton (Billy Bathgate - Im Sog der Mafia) der ganz große Wurf. Bei der kurz danach folgenden Oscarverleihung räumte der Film fünf der wichtigsten Trophäen ab. Benton selbst wurde zweimal für seine Regie wie die Adaption des zwei Jahre vorher veröffentlichten Romans ausgezeichnet, zudem durften sich Dustin Hoffman (Die Unbestechlichen) und Meryl Streep (Die Verlegerin) über ihren ersten Oscar freuen. Da war der Goldjunge für den besten Film ja nur noch Formsache. Womit er insbesondere einen gewissen Apocalypse Now auf die Plätze verwies. Niemand geringeren als ein Jahrhundertwerk. Welche Magie war da wohl am Werk?

So unverständlich dieser Direktvergleich objektiv ist, subjektiv betätigt Kramer gegen Kramer einfach die sowohl bequemeren, aber auch zugänglicheren Knöpfe äußerst geschickt. Kein apokalyptischer Fiebertraum in den Wahnsinn durch ein sich selbst überlassenes, verlorenes Kriegstrauma, sondern ein ganz greifbarer, nachzuvollziehenden Konflikt im Alltag schien die passendere Wahl. Nur mit einem ungewöhnlichen Rollenmuster. Sonst geht der Midlifecrisis-Vater irgendwann auf Nimmerwiedersehen Zigaretten holen, diesmal macht sich die Mutter aus dem Staub. Joanna (Streep) eröffnet ihrem Workaholic-Gatten Ted (Hoffman) nach 8 Ehejahren eines Abends, dass sie nicht mehr kann. In ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, vernachlässigt und ungehört von ihrem Partner, schlicht ausgebrannt ist. Alles lässt sie zurück, vergisst sogar den vorher gepackten Koffer noch. Und lässt nicht nur den verdutzten Ted, sondern auch ihren 5jährigen Sohn Billy zurück. Fortan müssen sich der in der Heimchen- und Erziehungsrolle sichtlich unerfahrene Karriere-Daddy und sein verständlich zunächst sehr verstörter Sohn irgendwie damit arrangieren. Da kommt es naturgemäß zu einigen unschönen und chaotischen Situationen. Mit der Zeit entwickelt sich daraus aber zunächst eine eingespielte Männerhaushalt-Routine und dann sogar eine endgültige, eine trotz der drastischen Konsequenzen absolute Priorität besitzende Intimität eines Alleinerziehenden, die sehr empathisch und glaubhaft einen holperigen Entwicklungsprozess darstellt.

In der ersten Stunde ist Kramer gegen Kramer absolut hervorragend. Weil er sich auch sehr darum bemüht, die kindliche Perspektive zu berücksichtigen und als wichtig zu thematisieren, was für einige bewegende Momentaufnahmen sorgt. Was die (plötzliche) Trennung zweier Erwachsener mit einem Kind machen kann, dessen Weltbild dadurch völlig zerstört wird. Dazu spielt Dustin Hoffman leidenschaftlich, niemals überzogen, einfach direkt auf den Punkt. Mit einem hohen Verständnis, was in seiner Figur gerade vorgeht. Der vorgenommene Perspektiv- bzw. Geschlechter-Wechsel hat zudem einen unbestreitbaren Reiz und könnte gar grandios werden, wenn denn der Film seine Möglichkeiten im letzten Drittel – dem schon im Titel angekündigten Duell  - entsprechend auswerten könnte. Warum verlässt eine Mutter ihr Kind? Und kämpft nun, 1 ½ Jahre später, energisch darum, das Sorgerecht zu bekommen?

Kramer gegen Kramer legt die Beweggründe zwar dar, vertieft sie aber kaum. Sie erscheinen so angerissen trotzdem kalt und egoistisch, obwohl es eigentlich einen ernstzunehmenden Diskurs über die (Zwangs)Rolle der Frau und immer noch erzkonservatives Schubladendenken anbietet. Was ja am Anfang glasklar stattfindet. Sogar clever Wirkung zeigt. Aber genau dann, als alles auf den Tisch kommen müsste, kneift der Film vor einer echten Kontroverse. Er wirkt zu einseitig, zu parteiisch, obwohl das Thema so komplex, vielschichtig und wirklich extrem relevant ist. Was eindeutig störend ist, aber dem Werk nicht von seiner oftmals hohen Qualität nimmt. Das ist ein lebendiger Film, mit fantastischen Darstellern und vielen echten, rührenden Situationen, der einfach nur die Chance verpasst, seine Möglichkeiten entsprechend auszureizen.

Fazit

Definitiv nicht der beste Film seines Jahrgangs (Grüße gehen erneut raus an „Apocalypse Now“), zu seiner Zeit sicherlich etwas überbewertet, aber das ist nachvollziehbar. „Kramer gegen Kramer“ ist ein guter Film mit Schönheitsfehlern, die ausgerechnet an sehr entscheidenden Stellen auftreten. Am Scheideweg zum wirklich wichtigen Klassiker. Durch fehlerhaft platzierte Sentimentalität, geringen, aber trotzdem noch auftretenden Pathos und zu wenig beachtete Ambivalenz beraubt sich der Film der Klasse, die im zustehen könnte. Trotzdem bleibt er im positiven Sinne unvermeidbar.

Kritik: Jacko Kunze

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