Der einzig Überlebende eines mysteriösen Spaceshuttle-Unfalls ist nicht alleine zurückgekehrt! In seinem Körper versteckt sich eine gefährliche Kreatur.
Science-Fiction-Horror, Alienslasher, zerplatzte Köpfe – Schlagwörter, bei denen man vermutlich schon genau weiß, wie der russische Science-Fiction-Film Sputnik aussieht: Ein wildgewordenes Wesen aus einer anderen Welt läuft in einer abgeschlossenen Institution Amok und verbreitet dabei Angst und Schrecken. Aber halt: Was auf der Oberfläche wie ein Aliensnack für zwischendurch aussieht, kommt mit deutlich höherem Anspruch daher. Denn Sputnik legt den Fokus, trotz blutigem Monsterhorror, eher auf menschliches Drama und psychoanalytische Machtspielchen.
Nun mag man als Genrefan zunächst enttäuscht darüber sein, dass hier weder Blut noch Morde im Zentrum der Handlung stehen, dass Sputnik eben nicht als saubrutales B-Movie – als lahmer Alien-Abklatsch – daherkommt. Doch genau das macht den Film erst wirklich interessant. Oberflächlich betrachtet bietet die Geschichte erst einmal nichts Neues: Ein Astronaut kommt ohne Erinnerungen aus dem Weltraum zurück. Sein Partner? Tot. Aus Verzweiflung setzt das russische Militär eine eigenwillige Psychiaterin auf den verschlossenen Astronauten an. Ihr Ziel: Herausfinden, was dort oben passiert ist.
Das ist nicht nur inhaltlich nicht neu, auch die Figuren setzen sich aus altbekannten Mustern zusammen: die kühle, zurückhaltende Protagonistin (Oksana Akinshina – Chernobyl Abyss), die mit einem noch nie dagewesenen Horror konfrontiert wird, der coole, machohafte Astronaut (Pyotr Fyodorov – Stalingrad), der seine gefühlvolle Seite entdeckt oder der hartgesottene, patriotische General (Fyodor Bondarchuk – Attraction), der in Wahrheit nur auf den eigenen Vorteil hinarbeitet – alles keine neuen Versatzstücke, Spuntik setzt diese aber auf spannende Art zusammen. Ohne wirklich auf Klischees zu verzichten, versucht Regisseur Egor Abramenko ein wenig mehr Tiefe in die Geschichte zu bringen. Statt Gewehrfeuer stehen die Dialoggefechte der Figuren hier im Zentrum.
So entwickelt sich Sputnik über weite Strecken zum psychoanalytischen Thriller, der versucht seinen Figuren eine überraschende Dreidimensionalität zu verleihen und durch den Deckmantel des Monsterhorrors komplexe emotionale Themen wie Depressionen oder menschliche Hybris verhandelt. Gar auf politischer Ebene kritisiert Sputnik die militärischen Machtstrukturen Russlands. Unterstrichen wird diese analytische Vorgehensweise durch eine kalte, zurückhaltende Inszenierung. Die Farben in Sputnik sind kühl, Mimik ist reduziert – doch unter all dieser Oberfläche pumpt ein mitreißender Kern.
Teils scheitert Sputnik aber auch an diesen Ambitionen. Gerade zum Schluss will der Film mehrere Genres gleichzeitig bedienen – einige davon weit außerhalb des eigenen Budgets. Das sorgt gerade im Finale dafür, dass der Film ein wenig verpufft und sich in einem etwas zu kitschigen Pathos verrennt, der so gar nicht zum ruhigen Aufbau des Films passt. Denn wie bereits angesprochen: Action und Gewalt sind nicht der Fokus dieses Thrillers und in diesem Sinne auch dessen schwächste Versatzstücke.
Fazit
Monster, Aliens, zerplatzte Köpfe: trotz all dieser Versatzstücke ist „Sputnik“ kein reinrassiger Monsterfilm. Viel eher konzentriert sich Regisseur Egor Abramenko in analytischer Form auf das Innenleben seiner Charaktere, setzt Dialoge und Machtspiele in den Mittelpunkt und vermittelt Action eher als mittelmäßige Randnotiz. Zwar scheitert Sputnik am Ende ein wenig an diesen Ambitionen – eher budgetär als erzählerisch – der emotionale Fokus, an dem sich dieser Sci-Fi-Horror aber versucht, sorgt für spannende Abwechslung im Genre.
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