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Als ihre Tochter Sharon sich durch Schlafwandeln in Lebensgefahr bringt und mehrfach davon spricht, in die Stadt Silent Hill zu müssen, bricht Rose mit Sharon gegen den Willen ihres Mannes in die Geisterstadt in West Virginia auf, in der ein unter Tage schwelender Kohlenflözbrand jedes Leben unmöglich gemacht hat. Auf der Fahrt passiert sie jedoch mitsamt der Polizistin Cybil, die sie verfolgt, eine unsichtbare Grenze und betritt ein anderes "Silent Hill" - eine unter Ascheregen begrabene Totenstadt, in der sich böse Kräfte phasenweise ausbreiten und in der sich ausbreitenden Finsternis die Lebenden vernichten. Da Sharon beim Übergang verschwunden ist, muß Rose eine Reise in den Terror machen, denn irgendwo in der Stadt sitzt das Böse und hat einen Bezug zu ihrer Tochter, den sie noch nicht kennt. Und kann sie die letzten lebenden Bewohner von Silent Hill retten - oder ist es vielleicht sogar besser, einen Pakt mit dem Bösen einzugehen?
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Moviebreak Horroctober: 29.10.2015 (Sonstiges)

Bewegen wir uns von all den schönen Geheimtipps zur unaussagekräftigen Kategorie "Sonstiges". Das soll aber keinesfalls implizieren, dass wir es hier nur mit vergessenswertem Quark zu tun haben. Beginnen wir mit einer waschechten (audiovisuellen) Überraschung!

Der Horror-Oktober, oder Horroctober oder Schocktober oder... naja lassen wir das. Unser großes Gruselspecial auf Moviebreak neigt sich schon wieder dem Ende und der großen Nacht des Grusels selbst zu, da wenden wir uns in unserer einmonatigen Verbeugung vor allem Morbiden, Schaurigen und Furchtbaren einer Videospielverfilmung zu. Manch einer mag da mit einiger Richtigkeit fragen, ob wir uns jetzt endgültig in miese und trashige Gefilde vorwagen, weil uns echte Klassiker, Geheimtipps oder waschechte Slasher nicht mehr einfallen. Aber ab und an kommt es dann eben doch mal vor, dass sich in all den lächerlichen Videospielverfilmungen ein, zwei Perlen verstecken, die sich das Rampenlicht für eine kurze Zeit verdient haben.

Eine davon ist Christophe Gans' Horrorspiel-Verfilmung „Silent Hill“, basierend auf der extrem erfolgreichen und im Videospieluniversum wegweisenden Gruselgame-Reihe, die sich vor allem durch eine dichte Atmosphäre, schaurige Monster und richtig viel Terror auszeichnen konnte. Gans nimmt sich dieser Materie, die man ganz schnell in einen heftig trashiges B-Movie hätte verwandeln können, mit einem ausnehmend guten Auge für Horrorästhetik und Höllenmetaphorik an und verwandeln seine Version von „Silent Hill“ in ein unheimlich atmosphärisches, visuell betörendes Abenteuer, dass seinen Stil ganz eindeutig vor seine Substanz schiebt und mit diesem Augenmerk auch durchaus begeistern kann. Das bleibt dann zwar in weiten Zügen trashig und b-movie-like, sieht dabei allerdings  wahnsinnig hübsch aus.

Die Geschichte rund um die von Visionen geplagte und später im undurchschaubaren Silent Hill entführte Sharon (Jodelle Ferland) sowie ihre obsessive Mutter Rose (Radha Mitchell), reißt dabei sicherlich keine kreativen Bäume aus. Muss die Geschichte in einem Horrorfilm natürlich auch nicht. Unübersehbar bleiben dennoch ein paar gehörige Stolpersteine, die in der vorliegenden Erzählung immer wieder offenbaren, dass wir es hier eigentlich gar nicht mit einer echten Narrative, sondern einem Pool aus überdeutlichen Andeutungen und konstruierten, viel zu verwobenen Storydrähten zu tun haben. Immerhin bleibt Gans damit dem Videospiel-Hintergrund des Films treu und baut die Videospielmechanik direkt in seinen Film ein. Das wirkt sich dann sowohl negativ, als auch positiv aus, kommt der Film dabei doch reichlich sprunghaft daher, zitiert und zelebriert aber gleichzeitig seine Herkunft: Rose rennt durch die nebelige Stadt von Schauplatz zu Schauplatz, sammelt Hinweise, flieht vor fiesen Monstern, springt und schwingt über Abgründe und läuft sogar durch ein gefahrenvolles Labyrinth. Dass die Suche nach Sharon für Christophe Gans und Drehbuchautor Roger Avary ("Pulp Fiction") da nur als wackeliger Rahmen für ein visuelles Festmahl des Grauens herhält, wird dem Zuschauer schon nach einer halben Stunde mehr als bewusst. So stören vor allem die erstaunlich oft eingestreuten Intermezzos mit Sean Beans ("Der Marsianer") Vaterfigur, die den Film irgendwie in der Realität verankern und so etwas wie einen roten Faden und Hintergrund in die Narrative drücken sollen.

Dabei steht dies genau dem Gefühl gegenüber, welches "Silent Hill“ über den Rest der Laufzeit vermittelt. Isolation, Einsamkeit und Obsession stehen hier im Vordergrund, der Schauplatz verwandelt sich in einen undurchschaubaren Schleier aus Nebel, die Figuren hetzen von einem Punkt zum Anderen ohne vorwärts zu kommen und die Umgebung verwandelt sich immer wieder wie aus dem Nichts in das Fegefeuer selbst. Und im Kontext dieser infernalen Symbolik, dem Abstieg ins Purgatorium, der hier ein ums andere Mal vollzogen wird, macht diese Form der Inszenierung, des unentrinnbaren und unerklärlichen Kreislaufs, auch absolut Sinn. Das Leben verliert jede Form von rotem Faden und Ankerpunkt und enthebt sich daher jeder narrativer Norm. Ein fast schon experimentelles Filmvorgehen, ein mutiger Schritt im Horrormainstream, welchen der Film auch immer wieder andeutet, aber letztlich dann doch nicht komplett geht. Hier hätte sich "Silent Hill" durchaus etwas Mutiger in seinen Wahnsinn fallen lassen können, anstatt im Film immer wieder zwischen Realität und Traum hin und her zu wechseln. Ein weiterer Grund, warum jeder Moment mit Sean Bean nachträglich in den Film gezwängt und unpassend wirkt. Es sind auch diese Momente, in denen dem Zuschauer bewusst wird, wie wenig hier doch eigentlich erzählt wird, wie trivial dieser ganze Film doch eigentlich daherkommt und wie blödsinnig die Story doch beim genauen darüber Nachdenken wirkt. 

Doch Gans bewerkstelligt es immer kurz bevor dieses Gefühl überhand nimmt wieder hinab zu reißen, die Hölle heraufzubeschwören und den Zuschauer gefangen zu nehmen. Das, was hier visuell abgeliefert wird, mag zwar weder richtig gruselig, noch richtig spannend sein, einnehmend ist es aber alle mal. Gans öffnet über einen Großteil des Films ein audiovisuelles Tor zur Hölle selbst: Das Design der Sets, die Kostüme, das Make-Up, die Cinematographie, die geniale Soundkulisse. Alles ergibt ein absolut stimmiges und furchtbar ästhtetisches Gesamtbild. Gans zeichnet sich nach „Der Pakt der Wölfe“ also erneut mit einem äußerst guten Gespür für Bilder und Ästhetik aus und kippt dem Zuschauer, vor allem in den letzten zwanzig Minuten, sowohl visuell als auch metaphorisch brennendes Höllenfeuer über die Augen, sodass jegliches inhaltliches Gemecker im Keim erstickt, jeder Gedanke an die teils unfreiwillig komische Ernsthaftigkeit des Geschehens aus dem Kopf gerissen und jeder Zweifler an den darstellerischen Leistungen auf Drahtseilen gepfählt wird. Wie konsequent Gans seinen visuellen Terrorteppich vorm Zuschauer ausrollt und dabei das deutsche 16er Rating ein ums andere Mal gehörig sprengt, zeugt nicht nur von einem bemerkenswerten Verständnis der Vorlage, mit der sich der Film befasst, sondern auch von einer hochwertigen visuellen Wucht, die eine vernünftige Atmosphäre auf den Zuschauer, trotz aller Versäumnisse, ausüben kann.

Fazit

Christophe Gans schickt seine Protagonistin als auch den Zuschauer im wahrsten Sinne des Wortes in die Hölle: Als eine der wenigen Videospielverfilmungen, die das Prädikat „gelungen“ ihr eigen nennen dürfen, zeichnet sich „Silent Hill“ weder durch eine packende Narrative, noch durch darstellerische Glanzleistungen aus, sondern setzt hundertprozentig auf die eigene visuelle Höllenmetaphorik und jede Menge cinematographisch hochwertiger Horrorästhetik. Und das gelingt dem Franzosen so überraschend gut, dass „Silent Hill“ in seinen besten Momenten gar den Eindruck eines blutigen, düsteren aber unheimlich einnehmenden Gemäldes in sich trägt, welches durch den eigenen Surrealismus jede Art von rotem Faden negiert und seine Opfer einzig und allein in die Tiefen des Wahnsinns zieht. Gänzlich verlässt sich der Film dann aber doch nicht auf seine Stärken, zwingt immer wieder unnötige Intermezzos in das Geschehen, die den Film im langweiligen Realismus verankern und offenbart so in seinen schwächsten Momenten den inhaltlichen Quatsch, der hier eigentlich erzählt wird.  Für eine visuelle Achterbahnfahrt direkt in die Tiefen der Hölle lohnt sich dieser Film aber allemal.

Kritik: Thomas Söcker

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