Inhalt
Was für ein Gegensatz: Hier die mollige und leicht tolpatschige Ruth, die sich für ihren Gatten Bob und die Kinder aufopfert. Dort die elegante und vom Ruhm verwöhnte Mary Fisher, die sich mit romantischen Liebesgeschichten in die Herzen von Millionen Frauen geschrieben hat. Als Bob sie auf einer Party kennenlernt, verliebt er sich Hals über Kopf in die schöne Star-Autorin. Eine heftige Affäre nimmt ihren Anfang. Nur Ehefrau Ruth spielt nicht mit. Die nämlich will es ihrem untreuen Bob drastisch heimzahlen. Ein teuflischer Plan soll ihr dabei helfen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Kinder, Bobs geliebtes Zuhause, seine Karriere und last but not least seine Freiheit...
Kritik
Sie ist übergewichtig, trägt eine gewaltige Warze in der Wangenregion und ein leichter Oberlippenflaum wächst ihr ebenfalls: Nein, dem, was man unter gesellschaftlichen Schönheitsidealen als ansehnlich bezeichnen möchte, entspricht Ruth Patchett (Roseanne Barr, Even Cowgirls Get the Blues) wahrlich nicht. Dementsprechend schnell ergreift ihr Ehemann Bob (Ed Begley junior, Straßen in Flammen) auch die Gunst der Stunde und lässt sich in den Schoß der erfolgreichen, schlanken und begehrten Schriftstellerin Mary Fisher (Meryl Streep, Die durch die Hölle gehen) fallen. Nun, anhand dieser dann doch sehr stereotyp ausgefallenen Figurenkonstellation könnte man durchaus der Annahme erliegen, dass die Adaption des von Fay Weldon verfassten Romans The Life and Loves of a She-Devil offenkundig Probleme damit hat, trotz weiblicher Übermacht auch einen feministischen Ansatz zu wahren.
Unrecht hat man damit sicherlich nicht in Gänze, denn sowohl Ruth als auch Mary sind Charaktere, die vom Reißbrett stammen und denen in der filmischen Aufbereitung auch einiges von der ungemütlichen Schärfe geraubt wurde, die sie noch in ihren literarischen Versionen mitbrachten – dennoch weiß Die Teufelin zu überzeugen. Mag sich das Frauenbild hier auch vor allem aus Niedertracht, Rachegelüsten oder Erfolgsverliebtheit und Egozentrik zusammensetzen – man darf unter diesem Gesichtspunkt nicht vergessen, dass das Drehbuch von zwei Männern geschrieben wurde -, besitzt Regisseurin Susan Seidelman (Making Mr. Right – Ein Mann à LA Carte) doch ein nicht zu übersehendes Gespür für ihre (Haupt-)Charaktere und vollbringt es den Großteil der Handlung durchaus gekonnt, die Darsteller geradewegs in ihrer Spielfreude zu fassen, sie konsequent anzutreiben und bei Laune zu halten.
Meryl Streep darf ihr komödiantisches Talent zum Ausdruck bringen, wenn sie als Autorin schwülstiger, soft-pornografischer Kitschromane und Prinzessin der Erbse nach und nach an die Grenzen ihres Verstandes getrieben wird, während Roseanne Barr ihre nur allzu bekannte sadistische Ader auslebt und sowohl ihren Ex-Mann als auch seine Geliebte mit einem Vier-Punkte-Schlachtplan in den Ruin führt. Wenn sich Ruth daran macht, das Zuhause, die Familie, die Karriere und die Freiheit von Bob zu zerstören, dann gewinnt Die Teufelin eine zuweilen höchst amüsante Anwandlung an garstiger Schadenfreude, die in den Händen von Susan Seidelman zwar immer noch relativ familienfreundlich bleibt, durch das blendend agierende Ensemble aber niemals ernsthaft (sprich: eklatant störend) bieder oder zahm wirkt. Kein Film, der wirklich zubeißt, aber das Zwicken ist hier schon durchaus vergnüglich.
Fazit
Mit "Die Teufelin" zeichnet sich Susan Seidelman für ein durchaus amüsantes Geschlechterstück verantwortlich, in dem Roseanne Barr gezielt das Leben von Meryl Streep und Ed Begley junior zerstören darf – natürlich letztlich auch mit moralischem Mehrwert. Mag der Film auch nicht den Biss haben, um richtig zuzufassen, vergnüglich ist er dank der gut aufgelegten Darsteller dennoch zweifelsohne.
Autor: Pascal Reis