Inhalt
Der brutale Killer Max Seed (Will Sanderson, bekannt aus diversen Boll-Streifen und „Mangler 2“) wird von Detective Matt Bishop (Michael Paré, der ebenfalls zu Bolls Standard Cast zählt, jedoch in den 80ern durchaus in Filmen wie „Streets of Fire“ glänzen durfte) geschnappt und kurz darauf wegen mehrfachen Mordes zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung des Urteils erfolgt auf einer Gefängnisinsel, dessen Henkersmeister jedoch schon seit längerem einen neuen elektrischen Stuhl benötigt. Der alte Stuhl lässt die Verbrecher länger als unbedingt nötig zucken und verursacht ein ums andere Mal eine furchtbare Sauerei. Just bei Seed funktioniert der Stuhl nur bedingt und der Mörder überlebt drei aufeinanderfolgende Exekutionsversuche. Da er nun laut Bundesgesetz auf freien Fuß gesetzt werden müsste, beschließt der Gefängnisdirektor (TV-Serien Conan Ralf Möller) ihn lebendig zu begraben. Das wiederum hält Seed jedoch ebenso wenig auf, wie gefesselte Hände und ein verschlossener Sarg. Zurück unter den Lebenden, tötet Seed seine Peiniger und dutzende Unschuldige, die ihm über den Weg laufen, sagt dabei kein einziges Wort und verbirgt sein vorgeblich entstelltes Gesicht hinter einer Maske. Ende.
Kritik
Humorlose Schlachtplatte
Der deutsche Produzent und Vielfilmer Uwe Boll hat schon so manches filmische Verbrechen höchst persönlich auf die Liste der schlechtesten Filme aller Zeiten gehievt. Ob es sich dabei um eindeutig qualitative Tiefschläge, wie „House of the Dead“ und „In the Name of the King“ oder mittelprächtige Durchschnittsware mit schlechtem Image, wie “Bloodrayne” und dessen zwei Sequels handelt, sei dahingestellt. Fest steht lediglich, dass Dr. Bolls Ruf, als miesester (und ganz nebenbei meistgehasster) Regisseur der Internetgeneration – dank jahrelanger harter Arbeit – durchaus wohlverdient ist. Mit „Seed“ wollte sich der Master of Error anno 2007 offensichtlich zumindest etwas rehabilitieren und Genrefans einen Horrorstreifen Marke ultrahart und rücksichtslos präsentieren. Was dabei schlussendlich herausgekommen ist, ist ein nihilistischer, nahezu perverser Slasher ohne ein Fünkchen Pietätsgefühl oder Humor.
Was Uwe Boll dem Publikum mit „Seed“ zumutet, ist durchaus harter Tobak. Ein Killer ohne jegliche Gefühlsregung, der völlig enthemmt und abgestumpft auf seine Opfer eindrischt, -hackt und -sticht, eine dunkle, nihilistische Stimmung, eine nicht vorhandene Story und keine wirkliche Identifikationsfigur – und das alles vereint in einer (absichtlich) verwaschenen Retrooptik. Der Unterhaltungswert von „Seed“ hält sich folglich in überschaubaren Grenzen. Bezeichnend für die Tonart des Films ist dabei eine Szene, in der Seed eine an einen Stuhl gefesselte Frau, völlig emotionslos, mit einem Hammer zu Tode prügelt. Der Killer umrundet die Frau, beginnt mit tastenden Schlägen auf die Schläfen und den Hinterkopf, bevor er die ausgeübte Kraft von Mal zu Mal steigert, bis der Kopf der wehrlosen Frau nur mehr aus Brei zu bestehen scheint und die Wände der Küche vor Blut triefen.
Ob dieses offenkundige Zelebrieren von Gewalt und sinnloser Zerstörungswut unbedingt notwendig ist, sei dahingestellt. Denn auch diverse hochbudgetierte amerikanische Genrestreifen und dutzende aktuelle französische Horrorproduktionen setzen auf die sogenannte neue Härte im Horrorsektor. Wie bereits bei etlichen Teilen der Jigsaw-Foltershow, stößt diese unmenschliche Brutalität jedoch weit mehr ab, als sie gefällt und rückt aktuelle Horrorproduktionen in ein schiefes (Folterporno-)Licht. Wohingegen bei Vertretern der „Saw“ Reihe noch zumindest etwas Ironie zu erkennen ist, spult Dr. Boll die Aneinanderreihung von Brutalitäten dermaßen langsam und unspektakulär, beinahe langweilig, herunter, als ob das Töten und Zerstückeln von Menschen die normalsten Tätigkeiten der Welt wären. Natürlich bezahlt der geneigte Zuschauer für kathartische Gewaltexplosionen, wenn er sich einen Slasher-Streifen zu Gemüte führt. Wenn die filmische Qualität dabei jedoch eher in Richtung ultraharter Untergrundporno als in Richtung Fantasieproduktion geht, stößt man aber durchaus an gewisse Grenzen der Erträglichkeit.
Abseits der überbordenden Gewalt können zumindest die Darsteller durchaus überzeugen. Vor allem Michael Paré als Cop und Ralf Möller als Gefängniswärter spulen ihr Programm äußerst solide herunter und halten den Film in einer gewissen Balance. Bei näherer Betrachtung gibt es für sie aber zugegebenermaßen nur wenig zu tun. Soundtrack, Kameraführung, Schnitt, Produktionsdesign, Beleuchtung, Bildqualität und Effekteinsatz von „Seed“ sind akzeptabel. Im Hinblick darauf, dass 10 Millionen Dollar Budget zur Verfügung standen, ist die Kombination aber fast etwas zu stümperhaft und untergrundmäßig geraten.
Fazit
„Seed“ von Uwe Boll ist sicherlich nur Hardcore-Horror-Fans zu empfehlen, die Brutalität ohne einen Anflug von Humor bevorzugen und auf ungemütlich realistische Todesszenen Wert legen. Peta-Originalaufnahmen von gequälten Tieren, im Zeitraffer verhungernde Frauen und Babys sowie in minutenlanger Arbeit genüsslich eingeschlagene Köpfe, sind hierbei die eindeutigsten Gründe für einen Filmgenuss. Jeder zarter (oder auch emotional intelligenter) besaitete Zeitgenosse, sollte sich diesen nihilistischen Streifen wohl eher sparen.
Autor: Christoph Uitz