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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Realeyz Mubi Netflix

Inhalt

Lee Holloway leidet gerne, auch körperlich. Auch nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie, in die sie wegen Suizid-Verdachts - ein Schnitt war ein wenig zu tief geraten - eingeliefert worden war, bleibt alles beim alten. Als Lee einen Job als Sekretärin bei dem exzentrischen Rechtsanwalt E. Edward Grey annimmt, scheinen sich zwei verwandte Seelen gefunden zu haben. Denn die beiden beginnen eine ebenso lustvolle wie intensive S/M-Affäre. Da bekommt Grey Angst vor der eigenen Courage und kündigt seiner devoten Angestellten.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Im Gegensatz zu den prüden Shades of Grey-Filmen ist Secretary  bedeutend mutiger und geht einen deutlich drastischeren Weg. Entgegen jeder Vernunft fügt sich Lee Holloway (Maggie Gyllenhaal) mit einer derartigen Routine Schmerzen zu, mit der sich andere sexuell selbst befriedigen, es ist sozusagen ihre Form der eigenen Befriedigung, sie empfindet Lust beim Leiden. Ihr konservativ geprägtes Umfeld fällt direkt eine Assoziation von diesem Vorgang der Selbstverletzung zu einer psychischen Störung. Doch Lee dementiert das stetig, sowohl zu Beginn im Kreise ihrer Liebsten, als auch zum Ende hin im öffentlichen Raum, ohne dabei auf Akzeptanz zu stoßen. Einzig und alleine ihr Vater, der in gewisser Form die Aussage des Filmes verkörpert, bestärkt sie darin auf ihre unabhängig von gesellschaftlichen Konventionen eigene Art und Weise zu leben. Ihre Lust am Schmerz wird hier also nicht psychologisiert, wird hier nicht als eine Form von Traumata aufgefasst, sondern als Umstand, der ebenso instinktiv ist, wie das vermeintlich normative sexuelle Begehren.

Die Maxime der Vernunft - geprägt durch die Aufklärung - bildet die Grundlage für unser politisches wie wissenschaftliches System. Diese strukturelle Vernunft färbt sich ebenso auf die Gesellschaft ab und sorgt dafür, dass wir versuchen Gefühle und Eindrücke, die nicht zu erklären sind, unbedingt wissenschaftlich erläutern zu müssen: Fetische seien eine Abnormalität und haben eine psychologische Ursache, Liebe sei ein biochemischer Prozess, usw. Secretary lehnt dieses Denken entschieden ab, was vor allem an einer Konstellation im letzten Drittel deutlich wird, in der Grey (James Spader)  der masochistischen Protagonistin befiehlt, sich an einen Tisch zu setzen und sich nicht zu bewegen und das für Tage. Er beobachtet sie dabei immer wieder, um zu prüfen, ob sie sich auch daran hält. Dieser Fall sorgt auch für die öffentliche Erregung von Wissenschaftlern (Juristen, Feministen, usw.), die versuchen sie von ihrem Unterfangen abzubringen, sie sich jedoch nicht von ihrem vermeintlichen Wahrheitsanspruch beeindrucken lässt.  Vor allem aber ist er eine romantische Geste sondergleichen, die ganz ohne Kitsch auskommt, aber in dem sexuellen Spiel, das sich zwischen den beiden aufgebaut hat, sowohl von seiner Seite aus (als Dominanter befiehlt er) als auch von ihrer Seite aus (als Devote gehorcht sie) als so normal dargestellt wird wie sie tatsächlich ist. 

Regisseur Steven Shainberg (Hit Me) inszeniert hier also einen Appell für die Leidenschaft. Besonders deutlich wird das dann, wenn sich Grey und Lee doch noch einmal trennen und beide andere, deutlich "normalere" Beziehungsmodelle wahrnehmen, die jedoch vollends leidenschaftslos verlaufen. Shainberg stellt klar, dass es keine Liebe ohne Leidenschaft gibt und vielleicht sogar, dass es keine Liebe ohne Leid gibt, wenn man die sexuelle Neigung der Protagonisten als Metaphorik lesen möchte. Er setzt diesen stillen Appell in der angenehm konventionellen Form einer typischen romantischen Komödie um und schöpft damit die Grenzen des Genrefilms gänzlich aus, lässt dabei den Schauspielern Raum für ihr wunderbares und facettenreiches Spiel und lenkt nicht durch unnötige inszenatorische Spielereien von dem Kern des Ganzen ab. 

Fazit

„Secretary“ ist ein meisterhaft stiller Genrefilm mit einer explosiven Kraft, die die Liebe und die Sexualität wieder auf das eigentliche treffen lässt, auf die Leidenschaft. Ein feinfühliger Appell für die Normalität der Sexualität und der Liebe.

Kritik: Maximilian Knade

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