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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Nach Jahren des Lebens in Deutschland besucht Wessi ihre Schwester Ossi in der gemeinsamen Heimat Mongolei. Ossis Jurte ist klein, doch zur Begrüßung der verlorenen Schwester werden alle Nachbar*innen zum Essen, Trinken und Feiern eingeladen. „Tu nicht so, als hättest du unsere Rituale vergessen“, wird die moderne junge Frau ermahnt, dabei kann sie sich noch gut erinnern, vor allem daran, welche Rolle die Milch im Leben der Nomad*innen spielt. Zu Terbish, einem traditionell lebenden, mysteriösen älteren Mann aus der Steppe, fühlt Wessi schnell eine einzigartige, erotische Verbindung.

Kritik

Zu viel Nähe kann die Perspektive genauso verzerren wie zu viel Distanz. Ironischerweise sind ausgerechnet die beiden Kontraste auf mehreren Ebenen Kernmotive des biografisch gefärbten Melodrams, das Uisenma Borchus (Schau mich nicht so an) um sich herum konstruiert. Die Regisseurin und Drehbuchautorin ist zugleich Hauptfigur und Hauptdarstellerin der selbst inszenierten Geschichte einer Frau, die wie sie in Deutschland aufgewachsen und als Erwachsene in ihre mongolische Heimat zurückgekehrt ist. Die persönliche Prämisse eröffnet eine Vielfalt komplexer Themen, die alle ignoriert werden.

Wozu über kulturelle Eigenheiten, Gemeinsamkeiten und Differenzen sinnieren, wenn es sich viel schöner in der weiten Landschaft schwelgen lässt? Kameramann Sven Zellner macht die raue Seite der Steppe in seinen ausdrucksarmen Aufnahmen niemals greifbar. Stattdessen entstehen Panoramen wie geschaffen für den Einband einer exotistischen Liebesschnulze. Das ist wahrscheinlich Absicht, denn zu einer solchen gerät die fahrige Story. Darin zerfällt der Konflikt zwischen der Hauptfigur und deren nomadisch aufgewachsener Schwester (Gunsmaa Tsogzol) bald in chauvinistische Klischees.

Deren Sexualisierung kulturspezifischer Topoi erschafft die Ästhetik eins kolonialistischen Softpornos. Borchus Alter Ego erzählt der Schwester Lustphantasien, verführt zu einem lasziven Bad in Milch und reitet nackt unterm Deel zur Yurte ihres Lovers. Alles nach einer Vergewaltigung, bei der Frau abrupt zur Verführerin wird und danach nicht traumatisierte wirkt, sondern sexuell befreit. Jeder emanzipatorische Ansatz ist demgegenüber nur ein schlechter Witz. Genau wie die Vornamen der Protagonistinnen: Ossi und Wessi. Ist das schon filmische Realsatire?

Fazit

Wer sich aufgrund des persönlichen Hintergrunds der Regisseurin ein differenziertes Bild kultureller und familiärer Zerrissenheit oder die im Pressematerial angekündigte Studie der Frauenrolle innerhalb zweier unterschiedlich patriarchal geprägten Länder erhofft, wird bitter enttäuscht. Aber Fans seichter Erotik vor romantisierter Kulisse kriegen dafür alles, was sie sich wünschen, und noch mehr: die Behauptung künstlerischen Anspruchs und intellektuellen Tiefgangs. Vielleicht hat Regisseurin Uisenma Borchu auch einfach das hiesige Massenpublikum durchschaut und bedient clever dessen touristische Gier und Exotismus.

Kritik: Lida Bach

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