Zu einer echten Plage gehören abgedruckte Äußerungen wie „die neue Erfolgskomödie aus Frankreich“. Nachdem Ziemlich beste Freunde auch in Deutschland zu einem Hit – und durchaus auch zu einen Phänomen – wurde, kam keine französische Komödien-Produktion mehr ohne diesen elenden Vermerk aus. Mittlerweile verstehen viele diese abgeschmackte Werbemaßnahme mehr als Stigmata, als Warnung, als ein guten Grund sich den beworbenen Film nicht anzusehen. Denn es ist klar was einen erwartet: Schnöder Konsens.
Wenn nun ein solcher Film, in diesem Falle der zwei Jahre alte Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt, ein deutsches Remake erhält ist es nicht sonderlich überraschend, dass die Erwartungen an der teutonischen Neuverfilmung des Stoffes eher gering sind. Vor allem weil sich die deutsche Komödie in den letzten Jahren – Toni Erdmann zum trotz – nicht unbedingt besonders erquickend präsentiert hat. Und mal ganz ehrlich: Regie beim Remake führte Sven Unterwaldt Jr. (7 Zwerge - Männer allein im Wald). Da wird es einem nicht gerade warm ums Herz und auch dass die weibliche Hauptrolle von Carolin Kebekus gespielt wird macht stutzig. Nicht jeder Bühnenmensch ist eben auch fürs Kino geeignet. Aber vielleicht irrt sich das ungute Vorgefühl. Vielleicht kulminieren Frankreich und Deutschland zusammen und es entsteht etwas, was die wenigsten so erwartet hätten: Ein sehenswerter Film. Also einfach reingehen und ansehen. Nur die Furchtlosen werden Zeuge von Neuem.
Also hinein ins Vergnügen und der Beginn, die ersten fünf Minuten machen auch durchaus Spaß. Sie sind energetisch gefilmt, die Musik (The Cardigans mit My Favourite Game) verleiht dem Ganzen einen guten Drive und diese Szene, die uns verrät wie sich Papa (Maxim Mehmet, Männerherzen - und die ganz, ganz große Liebe)und Mama (Kebekus) lieben lernen hat durchaus Charme. Doch sobald die Leinwand schwarz wird und in weißen Lettern das Wort „Heute“ zu lesen ist wird die Bremse gezogen. Jetzt heißt es Exposition, Exposition und nochmals Exposition. Klar,, muss sein. Irgendwie muss es ja dazu kommen, dass die beiden versuchen wollen sich gegenseitig ihre Kinder zu zuschieben. Doch das Ganze wird so lustlos und verkrampft auf modern und witzig inszeniert, dass der Spaß der ersten Minuten rasch zu einer Erinnerung wird, die stetig weiter verblasst.
Dazu kommt auch, ,dass alles immer eine Spur zu unecht und gestellt wirkt. Das liegt zu großen Teilen an den Figuren. Hier wird einfach mal das Einmaleins der Charakterkunde präsentiert: Die Teenager-Tochter hängt nur vorm Smartphone und terrorisiert die Eltern mit Ignoranz und Unverständnis, während der kleine Sohn ein Genie ist, der Schach spielt, sich vegan ernährt und sein Meerschweinchen Oppenheimer nennt. Ja danke auch. Mit diesen Figuren, die wohl auch so manch ein Autor von Seifenopfern peinlich findet, will die Komödie nicht nur unsere Aufmerksamkeit, nein, sie will auch vom Publikum, dass wir mit den Figuren mitfiebern. Ein Schuss in den Ofen.
Wenn die Eltern dann nach ein gefühlten Ewigkeit ihren Wettstreit beginnen, gelingt der Komödie wieder ein paar gute Minuten, dann nämlich wenn in rasanter Folge die Antipathie-Versuche von Mutter und Vater gezeigt werden. Dass hat zwar mehr etwas von einer Sketchshow, aber es besitzt Tempo und durchaus bösen, wenn auch nicht wirklich bissigen und innovativen, Witz. Doch natürlich muss die Handlung ja irgendwie voran gehen und schon fällt Schatz, nimm du sie ins lethargische Muster zurück, verkauft seinen Inhalt aber weiterhin als frech. Von frech ist der Film aber weit entfernt. Dafür hätten sich die Macher mehr einfallen müssen.
Das Ganze gipfelt dann in einen Showdown, in der die Komödie allen ernstes Komik damit genieren will, indem Eltern ihre Kinder schlagen. Das soll schon okay sein, ist ja ein total hippes, fesches und leicht böses Lustspiel, das ja so anders ist, als andere deutsche Lachvehikel. Ja, klar und RTL2 überträgt dieses Jahr live die Verleihung des Nobelpreises.