Anand, ein Stadtbewohner in seinen Dreißigern, der gezwungen ist, eine 10-tägige Trauerzeit für seinen Vater in der rauen Landschaft Westindiens zu verbringen, schließt eine zärtliche Beziehung zu einem einheimischen Bauern, der darum kämpft, unverheiratet zu bleiben. Als die Trauer endet und er zur Rückkehr gezwungen wird, muss Anand über das Schicksal seiner unter Zwang entstandenen Beziehung entscheiden.
Die Geschichte eines jungen Großstadt-Menschen, der bei einer vorübergehenden Rückkehr in seinen ländlichen Herkunftsort seine alte Liebe wiedersieht, erzählt Rohan Parashuram Kanawade aus einer tonal und thematisch gleichsam ungewöhnlichen Perspektive. Jene ist die eines queeren Protagonisten aus den unteren Gesellschaftsschichten und zeigt den in ähnlichen Narrativen so häufig verklärten Traditionalismus und Konservativismus mit einer erfrischend kritischen Distanz. Der räumliche Abstand, den Anand (Bhushaan Manoj) in Mumbai zu seiner Provinzfamilie hält, spiegelt seine emotionale Abgrenzung.
Diese zwingt den 30-jährigen Protagonisten in eine Art inneres Exil, als der Tod seines Vaters ihn zur traditionellen zehntägigen Trauerzeit in das dörfliche Kharshinde in Maharashtra zurückführt. Anands Mutter rät ihrem Sohn, auf die üblichen Fragen ihrer entfernten Verwandtschaft danach, wann er heirate und eine Familie gründet, mit Ausreden abzuwiegeln. Sein Jugendfreund Balya (Suraaj Suman) kennt diese Fragen nur zu gut. Das romantische Band zwischen beiden vermittelt Kanawade in kleinen Gesten von verborgener Zärtlichkeit.
Diese intimen Momente, die Vikas Urs‘ einfühlsame Kamera gleich eines zufälligen Beobachters einfängt, sagen mehr als direkte Worte. Ofen über ihre Gefühle füreinander zu sprechen, ist den beiden nicht möglich. Das Schweigen vermittelt das Ausmaß der Stigmatisierung und Tabuisierung, die sie hinter sich lassen könnten, aber nie überwinden. Die wiedererwachte Liebe im Mittelpunkt der autobiografisch gefärbten Story behält somit immer einen melancholischen Beigeschmack, wie das Aroma der titelgebenden Früchte, das alte Erinnerungen wachruft.
Fazit
7.0
Malerische Landschaftskulissen, zurückgenommenes Schauspiel und eine einfühlsame Inszenierung fügen sich zu einem herausragenden Langfilm-Debüt von stiller Poesie. Trotz der Gewichtigkeit der handlungszentralen Themen von erdrückender Tradition, Kasten-Hierarchien und homophober Diskriminierung bewahrt Rohan Parashuram Kanawade nachdenkliche Romanze Leichtigkeit. Der familiäre Abschied, der die schlichte Handlung einleitet, verweist allegorisch auf die Loslösung von einem unbewussten Pflichtgefühl. Mit Werken wie Payal "All We Imagine As Light" markiert die nuancierte Romanze ein modernes indisches Kino, frei von erdrückender Konvention.
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