Inhalt
Auf der Fahrt zu einem Vorstellungsgespräch nimmt Studentin Sawyer eine falsche Abzweigung und verirrt sich in den endlosen Wäldern von Kentucky. Leichte Beute? Nein, Sawyer ist kein Opfer. Das bekommen zwei Männer zu spüren, die sich über die scheinbar wehrlose Frau hermachen wollen, um einen Mord zu vertuschen. Mit einer Schnittwunde am Bein kämpft sie sich durch die feindselige Wildnis und verbündet sich dem rätselhaften Lowell, um ihren Peinigern zu entkommen…
Kritik
Eine junge, hübsche Frau (Hermione Corfield, Star Wars: Die Letzten Jedi) allein unterwegs in den Wäldern, worauf läuft das wohl hinaus? Richtig. Das Navi versagt, das Kartenlesen will nicht richtig funktionieren und die beiden hilfsbereiten Gentleman, die ritterlich ihre Hilfe anbieten, sehen aus als würden sie den Farbverdünner direkt aus der Pulle trinken. Auf ein höfliches „Nein danke“ reagieren die entsprechend ungehalten und gehen ungefragt auf Tuchfühlung, doch die zierliche anmutende Sawyer kann überraschend schlagkräftig austeilen. Verwundet muss sie zu Fuß flüchten und kann sich zunächst vor ihren Verfolgern in der Wildnis verstecken. Denen geht es dabei nicht nur um die Befriedigung ihrer Triebe, in erster Linie wollen sie Sawyer als unliebsame Zeugin loswerden, um ihre Drogengeschäfte nicht zu gefährden. Damit wäre eigentlich schon alles halbwegs Relevante erzählt, worum es in Hunter’s Creek – Gefährliche Beute geht. Für einen schlichten, knackig-spannenden Backwood-Survival-Thriller langt das allemal. Sollte man annehmen.
Das Resultat hingegen ist ernüchternd. Nach der zweckdienlich-hurtigen Exposition befinden wir uns schon Seite an Seite mit unserer Protagonistin in den Wäldern – und es passiert dann eine geschlagene Stunde gefühlt nichts! Klar, sie läuft da irgendwo rum, man sieht ihre Verfolger nach ihr suchen oder auch nicht. Der Sheriff schaltet sich irgendwann ein und macht eigentlich auch nichts, aber dafür hat das Skript ja bald eine „Wendung“ in Petto, bei der man nicht mal aus Höflichkeit noch die Augenbraue hochzieht. Sawyer begegnet den Jägern eine Ewigkeit gar nicht oder befindet sich auch nur in deren Nähe, trifft dafür auf den nächsten Hillbilly und seine schimmelige Meth-Küche. Dieser entpuppt sich als Cousin und Komplize ihrer Verfolger, nimmt sie auch in Gewahrsam, verheimlicht seinen Kollegen dann aber aus…keine Ahnung…Nächstenliebe?...ihre Anwesenheit und schützt sie somit. Macht Sinn. Sie versucht abzuhauen, er holt sie wieder, sie bleibt dann einfach da und freundet sich mit ihm an. Logo. Wir schreiten schon stramm auf die 90 Minuten Marke zu und wer jetzt immer noch auf einen packenden Survival-Thriller hofft, dem ist nun wirklich nicht mehr zu helfen.
Ganz ehrlich, was soll das? Satte 108 Minuten Laufzeit gönnt man den Film, anstatt ihn auf kompakte 85 runter zu brechen und daraus eine schlichte, unterhaltsame Hetzjagd zu machen. Stattdessen zögert man die Konfrontation unnötig und vollkommen unverständlich lange hinaus und bastelt lieber ein absurdes Nebenfigur-Konstrukt dazu, damit man zumindest irgendwas zu erzählen hat. Die abgedroschene Handlung und ihre stereotypen Figuren wären ja nicht einmal das Problem. Kann man alles ruhig machen, wenn der Film wenigstens seinen (vermutlich) angepeilten Zweck erfüllen würde. So beraubt man sich selbst jedweder eventuell aufkeimenden Dynamik bereits nach wenigen Minuten und erzeugt nie das Gefühl von Dringlichkeit oder Nervenkitzel. Das Skript ist diesbezüglich eine einzige Katastrophe und spart auch nicht mit einigen Peinlichkeiten, sei es bei der gemeinsamen Kochstunde oder Meth-Philosophien bei Chemikalienentsorgen am See. So schön. Schon erstaunlich, wie sich aus der Prämisse ein so öder und trotz seiner Einfachheit schwerfälliger Plot konstruieren lässt. Das Einzige, was sich Regisseurin Jen McGowan halbwegs positiv anrechnen lässt, ist die formelle Präsentation. Für ein B-Movie sieht das recht anständig aus und Hauptdarstellerin Hermione Corfield würde man gerne einen besseren Streifen gönnen. Davon kann sich der geneigte Zuschauer natürlich rein gar nichts kaufen.
Fazit
Versprechen Prämisse und Trailer zumindest einen kurzweiligen Survival-Thriller, entpuppt sich „Hunter’s Creek – Gefährliche Beute“ als furchtbar dröge, sinnlos gestreckte Schlaftablette, die selbst in ihren rasanteren Momenten nie über den Status belangloser DTV-Massenware hinauskommt. Es gibt so viele ähnlich gestrickte und deutlich bessere Alternativen hierzu, dass sich eine Empfehlung beim besten Willen nicht rechtfertigen lässt.
Autor: Jacko Kunze