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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Klassiker des Horrorfilms von Roman Polanski mit Mia Farrow und John Cassavetes. Ein junges Paar zieht nach New York und gerät in den Bann einer satanischen Sekte. Ihr sehnlichster Wunsch ist ein Kind - doch ahnt sie noch nicht, dass sie Satans Sohn in ihrem Körper tragen wird.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

In „Ekel“ von 1965 war es noch die blutjunge Catherine Deneuve als Carole, die ständig gierende Blicke in ihrem Nacken zu fühlen glaubte und langsam an ihrer psychotischen Paranoia zugrunde ging. Roman Polanski entwarf mit „Ekel“ ein subtiles Lehrstück in Sachen Psycho-Horror und vermied es tunlichst, unter dem Genre-Deckmantel schwammiger Gesetzmäßigkeiten zu verharren. Vielmehr hat Polanski einen Film erschaffen, der die Perzeption des Zuschauers kontinuierlich hinterfragt: Sind die Arme, die sich da aus den Wänden des Appartements bohren und nach Carole greifen tatsächlich real oder doch nur metaphorischer Gegenstand ihrer pathologischen Wahnvorstellungen? „Ekel“ fungierte als fulminanter Auftakt einer inoffiziellen Trilogie, die Polanski mit „Der Mieter“ 1976 qualitativ ebenbürtig abschließen werden sollte. Aber widmen wir uns dem 1968 uraufgeführten Mittelstück der Trilogie, mit dem wir auf einen wahren Klassiker der Filmgeschichte treffen: „Rosemaries Baby“. Gemeinhin als waschechter Horror tituliert, zuweilen sogar reißerisch als Schocker verschrien, hält der Meisterregisseur selbstredend wenig von etwaigen Kategorisierungen.

Zu Beginn steht das Idyll der Zweisamkeit: Rosemarie (Mia Farrow) und Guy (John Cassavetes) besichtigen ihr frisch erworbenes Appartement im Bramford House. Und auch die Nachbarn Minnie (Ruth Gordon) und Roman (Sidney Blackmer), ein schrulliges Ehepaar, zeigen sich äußerst hilfsbereit, haben sie doch auch die drogensüchtige Terry (Victoria Vetri) bei sich aufgenommen, um für ihr Wohlergehen zu sorgen. Rosemarie zeigt sich begeistert von der geräumigen Wohnung und schert sich nicht weiter um das Blatt Papier, das sie auf dem Schreibtisch der Vormieterin gefunden hat, auf dem „Ich halte es in meiner Haut nicht mehr aus“ geschrieben stand. Es scheint so, als wären Rosemarie und Guy endlich angekommen, sesshaft geworden und könnten ernsthafte Zukunftspläne schmieden, zu denen natürlich auch ein gemeinsames Kind zählt. Roman Polanski, der Ira Levins Vorlage für die Leinwand adaptierte, fängt bereits frühzeitig damit an, zweifelhafte Nuancen in das Szenario zu involvieren und baut durch die Erzählungen und Vorfälle um und in dem Bramford House, eine greifbar bedrohliche Aura um das Gebäude auf.

Einst soll dort angeblich Kannibalismus praktiziert worden sein und auch Teufelsanbeter gehaust haben. Guy freundet sich indessen immer stärker mit Roman an, während Minnie Rosemarie bei jeder Gelegenheit einen Besuch abstattet und eine Halskette, gefüllt mit dem streng duftenden Tanis, überreicht. „Rosemaries Baby“ nutzt eine alltägliche Situation wie das Fuß fassen eines jungen Pärchens, um die Spannungsschrauben fester und fester anzuziehen: Obwohl alles irgendwo normal erscheint, schwebt unterschwellig ständig ein Gefühl der Verunsicherung mit, welches sich spätestens mit der Schwangerschaft intensivieren wird, die Polanski mit einer surrealen Traumsequenz einleitet. Schnell keimt der Verdacht auf, dass die Unfälle und Geschichten, die das Bramford House umranken und über die Jahre summierten, nicht ohne Grund vorgefallen sind und womöglich eine ungreifbare, höhere Macht ihr Unwesen in dem Mietshaus treibt. Für Roman Polanski war es wichtig, die im urbanen Kosmos ständig als höchstes Gut einer intakten Gesellschaftsform verstandene Rationalität zu torpedieren und schließlich auch zu brechen.

Es schwingt eine gewisse Satire in „Rosemaries Baby“ mit, die dem Aberglauben jener und unserer Zeit mit einem bewusst spitzfindigen Kommentar begegnet, seine inszenatorische Brillanz schöpft der Film aber vollständig aus dem psychologischen Wechselspiel der verzerrten Bewusstseinsebenen. Sind es letzten Endes nur die Komplikationen einer Schwangerschaft, die Rosemarie in diese erdrückende Ohnmacht getrieben haben, oder weisen die spekulativen Andeutungen, die sukzessiv Misstrauen schürenden Eventualitäten, die Polanski unaufdringlich verteilt hat, tatsächlich auf die infernalische Fährte des Gehörnten, der seinen Sohn erwartet? Roman Polanski setzt eine Bereitschaft zur Interpretation voraus und begegnet seinem Publikum mit einem Vertrauen, wie man es heute schmerzlich vermissen muss. Das sublim trügerische Spiel mit unserer Wahrnehmung führt durch ein Tal der Illusionen und Tatsachen, der Verschwörung, Verwirrung und Erschöpfung, ohne dem Ungreifbaren schlussendlich doch noch ein Gesicht verleihen zu müssen. Was bleibt, bevor das Wiegenlied erneut ertönt, ist ein Lächeln. Rosemaries Lächeln. Das Lächeln einer Mutter.

Fazit

Wer nach „Ekel“ ein weiteres Lehrstück in Sachen subtilen Psycho-Horror sucht, der wird mit „Rosemaries Baby“ fündig. Selten wurde die Wahrnehmung des Zuschauers effektiver stimuliert und hinterfragt. Ein Meisterwerk.

Kritik: Pascal Reis

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