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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

"Es hat nicht sollen sein." Was retrospektiv über viele Beziehungen gesagt wird, die scheitern bevor sie richtig begonnen haben, trifft auch auf das Verhältnis Ham Chun-su und Yoon Hee-jung zu. Er ist Regisseur und wegen einer Filmvorführung in Suwon. Dummerweise reist er einen Tag zu früh an und lernt zufällig die Künstlerin Hee-jung kennen. Die beiden verbringen den Tag zusammen, besuchen ihr Atelier, essen Sushi, trinken Soju und gehen am Abend mit Freundinnen aus. So kommen sie einander näher, und doch geht am Ende alles schief. Doch was genau läuft verkehrt?

Kritik

Ein Mann und eine Frau begegnen sich und verbringen Zeit miteinander. Ähnlich wie ein solch spontanes, unscheinbares Ereignis zu etwas ungemein Komplexem heranwachsen kann, verhält es sich gewissermaßen auch mit den Filmen von Hong Sang-soo (In Another Country). Seit seinem Debütfilm aus dem Jahr 1996 hat der südkoreanische Regisseur über 20 Filme gedreht, wobei es durchaus üblich ist, dass er in einem einzigen Jahr gleich drei Werke auf einmal veröffentlicht. Diese bemerkenswerte Produktivität, die für Fans des Filmemachers nichtsdestotrotz fast immer mit einer konstant aufrechterhaltenen Qualität einhergeht, hängt sicherlich mit dessen Arbeitsweise zusammen, die sich zunehmend loser und improvisierter gestaltete. Mittlerweile arbeitet Hong nur noch mit spärlichen Drehbuchentwürfen, die oftmals nur ein paar Seiten umfassen, um einzelne Szenen früh am Morgen vor den eigentlichen Dreharbeiten zu entwerfen. Die wenige Zeit, die seinen Schauspielern hierdurch für das Lernen von Dialogzeilen bleibt, führt so zu einem freieren Schaffensprozess, der bestimmte Freiräume öffnet, während auf den Schauspielern automatisch ein höherer Druck lastet. 

Vielleicht ist es eine seiner größten Errungenschaften als Regisseur, dass Hong diesen Druck in seinen Werken wie auf magische Weise unsichtbar macht und stattdessen ein Klima der unverfälschten Natürlichkeit heraufbeschwört, die jede Figur tatsächlich wie einen echten, greifbaren, vielschichtigen Menschen wirken lässt. In Right Now, Wrong Then, der in der ersten Hälfte mit dem zunächst etwas irritierenden Titel Right Then, Wrong Now beginnt, erzählt Hong von dem Arthouse-Regisseur Ham Cheon-soo, der womöglich ein fiktives Abbild seiner selbst darstellen soll. Eigentlich wollte Cheon-soo nur für einen Tag nach Suwon reisen, wo einer seiner Filme bei einem örtlichen Filmfestival aufgeführt wird und er anschließend einen kurzen Vortrag halten soll. Angereist ist der Regisseur allerdings einen Tag zu früh, weshalb er seine zusätzliche Zeit in Suwon offenbar hauptsächlich damit verbringt, sich die Zeit totzuschlagen. Sein neugieriges Interesse wird erst wieder sichtlich geweckt, als er zum zweiten Mal die schöne, junge Frau erblickt, die ihm zuvor an diesem Tag schon einmal aufgefallen ist und die nun in einem Tempel nicht weit von ihm entfernt sitzt und Bananenmilch trinkt. 

Nachdem sich die Unbekannte als Malerin vorstellt, die den Namen des Regisseurs sofort wiedererkennt, begleitet er die Frau in ihr Atelier. Spätestens ab diesem Zeitpunkt entfaltet sich der gewohnt unaufgeregt-aufregende Erzählfluss Hongs, der die Begegnung zwischen Cheon-soo und Yoon Heejung zu einer Ansammlung von Handlungsvignetten formt, in denen viel geredet, noch mehr getrunken, einiges verschwiegen, wenig offenbart und schließlich vielleicht doch etwas zu viel offenbart wird. Mithilfe einer bewusst reduzierten Anzahl an Schauplätzen, die sich überwiegend auf das Atelier, ein Café, ein Sushi-Restaurant und die Wohnung einer Freundin von Heejung beschränken, schildert Hong milde Anflüge einer zärtlichen Romanze, die ebenso unvermittelt abbricht wie sie begonnen hatte. Das Verhältnis zwischen dem Regisseur, der sich als verheirateter Familienvater entpuppt, und der schüchternen Künstlerin, die einräumt, Filme gar nicht zu mögen und keinerlei Freunde zu besitzen, scheint von vornherein zum Scheitern verurteilt gewesen zu sein. 

Mit diesem einen Szenario will sich Hong aber scheinbar nicht zufriedengeben, weshalb Right Now, Wrong Then nach der ersten Hälfte einfach nochmal von vorne beginnt. Durch das Zurücksetzen auf die Ausgangslage hat sich der Regisseur einen gleichermaßen geschickten wie gelungenen Kniff ausgedacht, mit dem er die Begegnung zwischen dem Regisseur und der Malerin an der Oberfläche identisch ablaufen lässt, um dabei feine Details zu verändern, Gesprächen eine andere Klangfarbe zu geben oder überraschende Gefühlsausbrüche mit unerwarteter Wirkung und Konsequenz zu variieren. Zu einer glücklichen Liebesgeschichte entwickelt sich der Film dadurch aber trotzdem keineswegs. Auch wenn Hong in dieser Variante der Geschichte eine größere Offenheit anstrebt und das Verhältnis zwischen den beiden Hauptfiguren mit wesentlich milderem Optimismus abfedert, bleibt Right Now, Wrong Then auch in der zweiten Hälfte ein Film über eine Liebe, die in holprigen Bahnen nebeneinander her verläuft und sich letztlich doch knapp verpassen muss. Viel bedeutender erstrahlen hierbei jedoch die zahlreichen kleinen Beobachtungen, Verhaltensweisen und schicksalsträchtigen Fügungen, die Hong bei der spielerischen Untersuchung des Mythos zwischen Mann und Frau zum Vorschein bringt.

Fazit

Aus der Begegnung zwischen einem Mann und einer Frau formt Hong Sang-soo mit spielerischem Dreh die Betrachtung einer Liebe, die zärtlich aufkeimt und dabei von verschiedenen äußeren Einflüssen und zwischenmenschlichen Faktoren beeinflusst wird. Die womöglich mit autobiographischen Details gespickte Geschichte, die nach der Hälfte der Laufzeit einfach wieder von vorne beginnt und unter leicht veränderten Merkmalen noch einmal ähnlich verläuft, wird dabei neben den typischen Hong-Stilmitteln von feinen Detailbeobachtungen geprägt, die präzise und sensibel zugleich um den schier unergründlichen, komplexen Mythos des Verhältnisses zwischen Mann und Frau kreisen.

Kritik: Patrick Reinbott

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