Schon seit Jahren ist die Resident Evil-Reihe nicht nur Videospiel-Liebhabern bekannt, sondern stürmt mittlerweile mit jedem neuen Kinofilm auch alle zwei Jahre mal die Kinocharts. Der ganze Mythos um internationale Verschwörungen, Biowaffen und Zombieapokalypsen entstand 1996 als der erste Teil des Franchises „Resident Evil“ für die PlayStation One erschien, das Survival-Horror-Genre revolutionierte und die Spieler nicht nur ein Mal die Hosen wechseln ließ. Viele Spiele folgten, bis die Serie mit „Resident Evil 4“ einen Neustart wagte. In die neue Schulter-Perspektive verlegt, konnte dieser Teil erstmals seit dem Start der Reihe wieder Presse und Spieler vom Hocker hauen und wird von vielen als der beste Teil der Reihe gepriesen. Die Nachfolger und Spin-Offs orientierten sich so stark an „Resident Evil 4“, sodass der Grusel-Faktor mittlerweile komplett außer Acht gelassen wird und die Reihe zu reinen Action- und Splatter-Orgien verkommen ist. „Resident Evil 6“, der am 02. Oktober erscheinen wird, scheint diesem Trend leider die Treue zu halten. Die „Resident Evil“-Spiele heutzutage sind spaßig und machen Laune, sind jedoch nicht mehr das, was „Resident Evil“ einst „besonders und einzigartig“ machte, sondern lediglich ein Produkt unter Tausenden. Durch den enormen Erfolg der Spiele, wurde eine gleichnamige Film-Reihe gestartet, die sich allerdings nur sehr wage an die Vorlage hält. Die Protagonistin Alice (Milla Jovovich) kommt in keinem der bisherigen Titel vor, Hauptcharaktere der Games sind in den Filmen nur als Sidekicks vertreten. „Resident Evil“ ist ein großes Opfer der medialen, plattformübergreifenden Ausschlachtung. Neben den etwa zwanzig Spielen kommen die vier (bald fünf) Kinofilme, 14 Romane und mehr als ein Dutzend Comics hinzu, sodass die einst vielversprechende Geschichte des „Resident Evil“-Universum durch Profitgier sich im uninteressant-unübersichtlichen Chaos verliert.
Wie sich der vierte Animationsfilm der Reihe schlägt? Besser als erwartet, schlechter als erhofft.
Die Sowjetunion ist gefallen, zusammen mit der Ukraine, Weißrussland, und anderen Staaten hat sich auch die Ost-Slavische Republik für unabhängig erklärt. Der Kapitalismus hielt Einzug in das Land, das Volk litt, Konzerne gewannen immer mehr an Macht, was letztendlich einen Bürgerkrieg auslöste. Wir schreiben das Jahr 2011: Der Bürgerkrieg tobt nach wie vor weiter, wobei Gerüchte die Runde machen, dass sogar Biowaffen im Einsatz sind. US-Spezialagent Leon S. Kennedy wird in das Land geflogen und soll den Gerüchten auf den Grund gehen. Die Rebellen setzen tatsächlich gen-technisch modifizierte Mutanten ein und besitzen sogar die Möglichkeit, sie durch eine neuartige Technologie zu steuern. Natürlich gerät alles außer Kontrolle und selbstverständlich spielt auch die Regierung nicht sauber.
Die Geschichte ist eigentlich genauso, wie sich die Synopsis anhört: Sie ist lahm und bedarf quasi keiner großen Erläuterung. Das vom Bürgerkrieg zerfressene Land, die geheimnisvollen Machenschaften des Staates und klischeehafte Hintergrundgeschichten einzelner Rebellen-Mitglieder lassen den Plot äußerst konventionell erscheinen, die kleinen Twist, wissen leider kaum zu überraschen. Auch sind die eingeführten Charaktere in ihre Facettendichte allenfalls überschaubar, in der Regel aber nicht existent. Denn auch hier haben sich die Drehbuchautoren von ihren Gewohn- und Gepflogenheiten übermannen lassen. Zumindest in den Protagonisten Leon S. Kennedy (hervorragend passende dt. Stimme von Sascha Rotermund) wird versucht etwas Tiefe zu stecken, wobei auch diese Operation zum Scheitern verurteilt ist – bedauerlicherweise! Denn Leon S. Kennedy weiß mit seiner kalten Art, lässigen Stimme und seinen schlechten One-Linern absolut zu überzeugen und wird damit zum großen Sympathie-Träger. Apropos One-Liner: Diese sind so schlecht, absurd und flach, tauchen so inflationär oft auf, dass sie schon wieder einfach nur super sind.
Glücklicherweise weiß „Resident Evil: Damnation“ vor allem durch seine Animationen zu überzeugen, die glatt wie eine aufwändig-produzierte Computerspiel-Zwischensequenz aussehen. Die Gesichtsanimationen und Texturen wirken zwar etwas zu „rein“ und lassen zu wünschen übrig, dafür weiß der Zombie-Streifen mit seinen Bewegungsanimationen, seiner Action und Inszenierung, seinen abgefahrenen Choreographien und seinem fantastischen Monster-Design zu bezaubern. Die Darstellung der Action ist in den vielen wuchtigen Schusswechseln sehr nüchtern und hart inszeniert, während die Nahkampf-Szenen sich ganz der japanischen Tradition hingeben und eine überdrehte Choreographie an die andere ketten. Es passiert so viel krasser Scheiss, dass man sich denken könnte, man sehe gerade einem Street-Fighter-Duell zu. Cool!
In einem Zombie-Film dürfen anständige Splatter-Effekte natürlich nicht fehlen. Diese kommen vor allem zur Geltung, wenn die sehr einfallsreich gezeichneten Mutanten in Blutfontänen explodieren. Dem Film kommt dabei natürlich zu Gute, dass er eine lange Reihe von Vorgängern hat, die schon immer mit fantastisch-ekligen Designs punkten konnte. Die Zombies sehen allerdings ganz normal aus. Erst wenn ihr „innerer Tentakel“ zum Vorschein kommt, kann man eine distanzierte Faszination nur schwer leugnen.
Ebenfalls punktet „Resident Evil: Damnation“ indem seine Herkunft vom Computerspiel nicht leugnet, sondern diese sogar zelebriert. Sehr oft sind Szenen Leons in der Ich-Perspektive eingefangen, wie sie aus Ego-Shootern bekannt ist. Wenn er allein und gefesselt durch einen dunklen Rebellen-Tunnel läuft, erzeugt das eine überraschend-bedrückende Atmosphäre. Immer wieder wechselt die Kameraeinstellung in diese Perspektive, jedoch nie länger als für ein paar Sekunden, sodass dieser Vorgang kaum auffällt. Angenehm anders.