Inhalt
READY OR NOT – AUF DIE PLÄTZE, FERTIG, TOT begleitet eine junge Braut (Samara Weaving), die durch eine altehrwürdige Tradition in die reiche, exzentrische Familie ihres frisch angetrauten Ehemanns eingeführt wird – daraus entwickelt sich ein tödliches Spiel, in dem jeder um sein Überleben kämpft.
Kritik
Als anvisierte Gesellschaftssatire und feministische Horrorkomödie ist Guy Busicks und Ryan Murphys Rip-off von The Most Dangerous Game noch inkompetenter als die exzentrische Schwiegerverwandtschaft, welche Postergirl Grace (Samara Weaving, Monstertrucks) in ihrer Hochzeitsnacht Tradition und Teufel opfern will. Das Vor- ist ein Versteckspiel nach uralten Regeln, über die sich die Autoren offenbar ähnlich uneinig waren wie die Sippe. Entsprechend amateurhaft läuft die blutrünstige Brautjagd mit denkbar lahmer Pointe: Familiäre Spiele-Abende sind tödlich - tödlich langweilig.
Dabei will die ihre selbstaufgestellte Logik dauernd umwerfende Story unbedingt einen hintersinnigen Sozialkommentar abgeben. Aber es wird nicht profunder als „Reiche sind schräg“. Wurzel des Wahns der koksenden, trinkenden, böse blickenden Dynastie sind ihre Milliarden, verdient mit Gesellschaftsspielen (mit subtilen Titeln im Stil von Ich bin Satansanbeter). Positiver Gegensatz dekadenter Tradition ist …? Mehr Tradition, nämlich spießbürgerliche, verkörpert von der bereits namentlich gesegneten Grace. Sie zerrt Bräutigam Alex (Mark O’Brien, Marriage Story) wider dessen Vorbehalte vor den Altar.
Typisch Frauen, wollen alle Heirat und Familie! Grace hat zudem einen Hintergrund als Waisenkind anstelle einer Persönlichkeit (besitzt keine der eindimensionalen Figuren). Sie ist vor Liebe nicht blind, sondern blöd und übersieht, dass ihr Zukünftiger einem satanischen Irrenhaus entspringt. Zum Glück eilt Alex’ Bad Boy Bruder Daniel (Adam Brody, Shazam!) ihr zuverlässig ein ums andere Mal zu Hilfe. Dass Grace als starke Frauenfigur werbewirksam ausstaffiert wird, heißt nicht, sie könnte klar denken oder sich selbst retten.
Das fadenscheinige Empowerment, die Waffen, mit denen die Braut posiert - alles rein dekorativ, um eine bei aller willkürlichen Metzelei biederen Story voll repetitive Witze, vorhersehbarer Twists zeitgemäß und rebellisch aussehen zu lassen. Nebenher wird das Ableben Bediensteter als gleichgültiger Spaß zelebriert und Armut verächtlich gemacht. Rationalität gilt als Kaltblütigkeit, jedenfalls bei weiblichen Verwandten. Deren Schlimmste ist? Schwiegermama (Andie MacDowell, The Last Laugh)! Gegenüber diesem Overkill wirrer Biederkeit ist selbst eine Partie Cluedo postmoderner Nervenkitzel - mit weniger vorhersehbarem Ende.
Fazit
Der seine Ideen bis ins Detail aus besseren Verarbeitungen eines altbewährten Konzepts zusammenklaubende Knallchargen-Killer-Klamauk ist nicht annähernd so subversiv, sardonisch oder sozialkritisch, wie die Regisseure Matt Bettinelli-Olpin und Tyler Gillett vorgeben. Die suspense- und stimmungsarme Inszenierung und das überzogene Schauspiel des Ensembles betonen unfreiwillig die inneren Logikbrüche der Story. Deren anti-elitäre Prätention ist lediglich Fassade, genauso das Versprechen anarchischer Unterhaltung. Wie es einmal heißt: „Teil der Ausstattung“. Die wenigstens ist gelungen.
Autor: Lida Bach