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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Eine Stimme, die behauptet, einem Nilpferd zu gehören. Eine Stimme, die die Wahrnehmung von Zeit nicht begreift. Eine Stimme, die wie in Trance von einem historischen Ereignis erzählt. „Mache ich den Laut, der da aus meinem Maul kommt? Was ist überhaupt ein Maul?“ Das Einzige, was das Tier mit Sicherheit weiß, ist, dass es tot ist.

Kritik

Gewiss ist nur der Tod. Das Titeltier Nelson Carlos De Los Santos Arias mäandernden Berlinale-Beitrags hat er bereits heimgesucht. Das ist sicher. Nicht unbedingt, weil es eine der unzuverlässigen und undefinierten Off-Stimmen der assoziativen Collage davon erzählen, sondern weil Pepes Ende seinerzeit für Schlagzeilen sorgte. Eine mit schwer bewaffneten Soldaten aufgestockte Jagdgruppe erlegte das Nilpferd 2009 in Kolumbien, wo Pablo Escobar es eingeflogen hatte. Es ist eine dieser Geschichten, die man sich nicht ausdenken kann. 

Der Drogenbaron wollte die Dickhäuter für seinen Privatzoo, dessen Menagerie - unter anderem Giraffen, Nashörner und Kängurus - nach seinem Tod 1993 in Zoos verfrachtet wurden. Nicht so die Nilpferde. Ohne natürlichen Feind vermehrten sie sich auf massige 170 Exemplare; etwas weniger als Filme auf dieser Berlinale, wo De Los Santos Arias experimentelles Essay im Wettbewerb läuft. Abgesehen vom Namen, der originellerweise auch der eines populären Cartoon-Nilpferds ist, und Naturaufnahmen mit Nilpferden ist die thematische Verbindung dünn.

Lautmalerische Wiederholung von Vokalen; ein kolonialkritischer Kurzfilm über eine Foto-Safari, der die mythische Bedeutung der Tiere vermittelt; Gesichter junger Soldat*innen, womöglich auf der Jagd nach dem arglosen Pepe. Pepe, der in einer anderen Episode einen Laster gesperrt von zwei zugedröhnten Fahrern zu seinem neuen Besitzer gekarrt wird: ein trauriges Maskottchen von Megalomanie und Materialismus. Ein Leben unter zahllosen, das als Ware in eine fremde Welt verschleppt wird, wo seine bloße Existenz als Gefahr gilt.

Fazit

Abgesehen von ein paar dramatischen Vignetten ist Nelson Carlos De Los Santos Arias konzentrisches Konstrukt eines jener abstrakten Werke, die weniger Kino sind als szenische Installation. Deren wiederkehrende Motive sind Imperialismus, Kommerz, Kapitalismus, Kolonialismus sowie mündliche und mediale Überlieferung als Mittel der ideellen Aneignung eines Wesens, dessen ursprüngliche Identität eine bizarre Ikonographie verdrängt. Auf der Leinwand ist das alles noch sperriger als der echte Pepe. Wäre dessen Biopic tiefsinniger gewesen? Nein. Aber so viel unterhaltsamer.

Kritik: Lida Bach

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