Inhalt
Jake Feldman (Meat Loaf, der übergewichtige Bob aus "Fight Club") ist ein schmieriger Pelzhändler, dessen täglicher Höhepunkt der Besuch eines heruntergekommenen Stripschuppens im Rotlichtbezirk darstellt. Dort himmelt er die Tänzerin Shanna (Ellen Ewusie) an, die ihm zwar teure Lapdances gönnt, aber zu Jakes Pech nicht für mehr zu haben ist. Sein tristes, von unerfüllter Begierde gesteuertes Dasein scheint jedoch beendet zu sein, als ihn der Wilderer Jameson (Horrorveteran John Saxon aus "A Nightmare on Elm Street") kontaktiert und ihm von qualitativ herausragenden Waschbärpelzen, die er am Grund seiner hexenähnlichen Nachbarin gewildert hat, berichtet. Als Feldman am Hof von Saxon eintrifft, findet er im Inneren des Hauses zwar wirklich besagte Wunderpelze, aber auch die Leichen des Wilderers und dessen Sohnes. Dem Einen wurde ganz offensichtlich der Schädel eingeschlagen und dem Anderen fehlt das halbe Gesicht. Von derartigen Vorfällen lässt sich Jake jedoch nicht abschrecken und fabriziert zusammen mit seinen Mitarbeitern einen Pelzmantel von unglaublicher Schönheit, mit dessen Hilfe er Shanna ins Bett und sich selbst auf den Fashion-Olymp katapultieren möchte. Leider häufen sich in Gegenwart der Pelze respektive des Mantels brutale Todesfälle.
Kritik
Du sollst nicht begehren deines Nachbarn Waschbären
Die "Masters of Horror" Reihe von Regisseur und Produzent Mick Garris ("Critters 2", "Psycho 4") steht ganz im Zeichen der kultigen Horror-Kurzfilmsammlung "Geschichten aus der Gruft", die in den späten 80er und frühen 90er Jahren sowohl Regisseuren wie Walter Hill ("Red Heat") und Richard Donner ("Leathal Weapon") als auch Schauspielern wie Steve Buscemi ("Fargo") und Joe Pesci ("Goodfellas") eine blutige Bühne abseits des Hollywood Mainstreams geboten hat. Ähnlich wie im Falle des großen filmischen Vorbilds vereint die "Masters of Horror" Reihe, in ihren knapp 60 minütigen Beiträgen von Genregrößen wie John Carpenter ("The Thing") und Tobe Hooper ("Texas Chainsaw Massacre"), überbordende Brutalität mit augenzwinkernden moralischen Botschaften und aberwitzigen Einfällen. Dario Argentos Beitrag "Pelts - Getrieben vom Wahn" ist auf der zweiten Staffel der Horrorserie (in gekürzter Form) vertreten und Ende Februar 2012, in Deutschland, erstmals ungekürzt als Black Edition BluRay von Splendid erschienen. Der italienische Giallo-Guru, der mit Filmen wie "Suspira" und "Opera" ein ganzes Genre nachhaltig geprägt hat, liefert mit seinem routiniert heruntergespulten Beitrag "Pelts", nach einem Drehbuch von Matt Venne ("Mirrors 2"), eine zwar ultrabrutale und ziemlich humorlose, aber bei näherer Betrachtung auch recht unspektakuläre, Schuld-und-Sühne Story, mit Softrocker Meat Loaf in der Hauptrolle.
"Pelts - Getrieben vom Wahn" ist nach "Jennifer" bereits der zweite Beitrag Argentos zu Mick Garris Herzprojekt und sicherlich kein Spaß für zartbesaitete Zuschauer. Von zugenähten Augenlidern und abgetrennten Armen bis zu abgezogener Haut und Harakiri mit einer rostigen Schere wird eine ganze Palette an visuell beeindruckend umgesetzten und überaus harten Grausamkeiten aufgeboten. Die äußerst plastischen Goreszenen sind dank der voyeuristischen Kameraführung, die jede Verstümmelung mit unglaublicher Sicherheit einfängt, absolut schonungslos in Szene gesetzt und entfalten dadurch eine ausgesprochen ekelerregende Atmosphäre. Die handgemachten Effekte wirken dabei an keiner Stelle unrealistisch oder wie filmischer Budenzauber, sondern wie surrealistische Exzesse eines blutrünstigen Geistes.
Leider sind weder die vorhersehbare Standardstory noch die mittelmäßigen Darsteller auf demselben Niveau wie die Inszenierung des italienischen Meisterregisseurs. Der Schnulzenbarde Meat Loaf plagt sich mehr schlecht als recht durch die öden Handlungswirren und erinnert eher an sein langhaariges Alter Ego aus dem Musikvideo I'd do anthing for love als an einen heruntergekommenen Pelzhändler. Der restliche Cast bleibt im absehbaren Filmverlauf mehr als nur farblos und fällt daher nicht weiter ins Gewicht. Auch der öde Soundtrack passt sich dem miesen Drehbuch an und überzeugt nur durch einschläfernde Elfenmusik.
Fazit
"Pelts - Getrieben vom Wahn" ist ein nettes Stück Handarbeit des italienischen Regiegenies Dario Argento, das durch äußerst brutale Todesszenen, eine humorlose wie düstere Grundstimmung und fantastische Bluteffekte überzeugt, diese Pluspunkte aber dank einer vorhersehbaren und uninteressanten Story, einer Gruppe unmotivierter Darsteller und einem nervigen Soundtrack augenblicklich wieder verschenkt.
Autor: Christoph Uitz