Inhalt
Der elfjährige Norman Babcock (Kodi Smit-McPhee) führt wahrlich ein ungewöhnliches Leben. Immerhin kann Norman nicht nur tote Menschen sehen, sondern auch noch gleich mit ihnen gemütlich einen kleinen Plausch halten. So zum Beispiel mit seiner Oma, mit der er liebend gerne Horrorfilme schaut. Seine Eltern Perry (Jeff Garlin) und Sandra (Leslie Mann) sowie seine Teenagerschwester Courtney (Anna Kendrick) halten indes nicht sonderlich viel von diesem merkwürdigen Verhalten. Überhaupt ist Norman gerade durch seine ungewöhnliche Gabe in dem kleinen Städtchen Blithe Hollow nicht besonders beliebt. Und so kommt es, dass einzig sein bester Freund Neil (Tucker Albrizzi) und sein wunderlicher Onkel Prenderghast (John Goodman) ihn überhaupt verstehen. Als eines Tages allerdings Prenderghast mit einer unglaublichen Geschichte daher kommt, wird es selbst für Norman zu verrückt: So besagt eine Legende, dass auf Blithe Hollow der Fluch einer gemeinen Hexe liegt, der die Untoten eines Nachts aus ihren Gräbern holen wird. Nur Norman kann schließlich verhindern, dass seine Heimatstadt von Zombies überrannt wird. Und so stellt sich Norman der Gefahr und besteht damit sein bislang größtes übernatürliches Abenteuer…
Kritik
Laika ist mittlerweile ein Name, der durchaus für hohe Erwartungen steht. Immerhin bescherte uns das Animationsstudio im Jahre 2009 mit dem schaurig-schönen 3D-Abenteuer Coraline ein wahrlich kleines künstlerisches Meisterwerk, welches gerade durch seine liebevoll-handgemachte Stop-Motion-Technik sowie dem ungewöhnlichen Ton bestach. Der Mix aus wunderbarem 3D (geradewegs eine Pionierarbeit auf diesem Gebiet) sowie düsterer Story überzeugte Publikum wie Kritiker gleichermaßen, wodurch natürlich auch die Vorfreude auf das nächste Projekt von Laika förmlich in die Höhe schnellte. Zwar dauerte es nun insgesamt drei Jahre (angesichts der schwierigen Produktionstechnik aber auch verzeihbar), doch jetzt melden sich die kreativen Künstler mit ihrem neuesten Werk mit dem Titel ParaNorman zurück. Und die Atmosphäre bleibt ungewöhnlich: Denn unter der Regie von Chris Butler und Sam Fell (Flutsch und weg), erzählt der Film die Geschichte von Norman, der alles andere als ein normaler Junge ist. Herausgekommen ist so abermals ein liebevolles Animationswerk in 3D, welches durch seine faszinierenden Charaktere, der gut ausgearbeiteten Mixtur aus Coming-of-Age-Drama sowie Grusel-Story sowie viel teils bitterbösem Humor besticht. Schlichtweg ein Film für die ganze Familie, der gerne mal die Erwartungen auf den Kopf stellt.
Dies liegt vornehmlich an der Story von Drehbuchautor Chris Butler, der zu keiner Zeit versteckt, welches Genre gerne für ParaNorman zitiert wird. Immerhin beginnt der Film gleich mit einem kleinen Gruselfilm, der in wahrer Ed Wood-Manier Mikrofone in die Kamera hält, oder gar mit darstellerischen Aussetzern zu kämpfen hat. Doch dies ist erst der Auftakt für ein Feuerwerk von Zitaten, die stets immer wieder gekonnt die Atmosphäre auflockern (so unter anderem ein genialer Halloween-Klingelton). Hinter der Fassade der Hexen-Story von Blithe Hollow steckt allerdings auch noch mehr. So wird im Kern eine typische Coming-of-Age-Geschichte rund um den kleinen Norman erzählt, der endlich akzeptieren muss, dass er nun einmal anders ist. Doch auch die Bevölkerung der verschlafenen Stadt selbst, muss sich eingestehen, dass vor allem durch ihre Vergangenheit eben nicht alles normal ist. Und spätestens wenn die Zombies durch die Straßen wandeln (was für reichlich Situationskomik sowie teils bitterböser Ironie sorgt – gerade durch die Entstehung eines jagenden Menschen-Mobs) gibt es so eine Handlung, die gerne auch mal die Erwartungen der Zuschauer auf den Kopf stellt.
Neben Humor sowie leichter Grusel-Story mit Teenie-Elementen, überzeugt indes auch die Action, die zumeist zwar sehr kurzweilig daher kommt, dafür aber gerade durch den gekonnten Einsatz von 3D sowie der aufwendigen Stop-Motion-Technik überzeugen kann. Allerdings gelingt es den Regisseuren Chris Butler und Sam Fell nicht immer, das vorgelegte Tempo aufrecht zu halten. Und so ergibt sich schließlich ein Finale, welches zwar fantastischer sowie trickreicher nicht sein könnte, allerdings etwas aufgesetzt sowie abseits des eigentlichen Ziels liegt. Die Botschaft schließlich, bleibt allerdings klar erkennbar, wodurch die kleinen Schnitzer gerne zu verzeihen sind. Denn besonders die ungewöhnlichen Figuren von ParaNorman sorgen dafür, dass der Spaß niemals auf der Strecke bleibt. Sei es Norman mit seiner Föhnfrisur, der kleine dicke Tollpatsch Neil oder der recht hohle Mitch (Casey Affleck), für Highlights ist stets gesorgt. Einzig schade ist, dass die Geister die Norman sehen kann, im Laufe der Handlung zur Nebensache werden oder gar ganz verschwinden. Hier hätte etwas mehr Zeit sowie ein paar kleine Nebenhandlungen durchaus gut getan. Was bleibt ist aber dennoch ein herzerwärmender Spaß für die ganze Familie, der zum genüsslichen gruseln einlädt.
Fazit
Das neue Werk der Laika-Studios besticht abermals durch eine tiefe wie interessante Geschichte, einem herausragenden 3D-Effekt, einer liebevollen Animations-Technik sowie teils schrägen Charakteren. Einzig das Tempo sowie die kurzweilige Erzählart trüben etwas das Gesamtbild. Für Fans gruseliger wie unterhaltsamer Geschichten rund um Zombies, Hexen und Co., sei dieses spaßige Werk aber wärmstens empfohlen.
Autor: Thomas Repenning