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Inhalt

Die toughe Truckerin Sally (Juliette Binoche) kann es kaum erwarten, ihren Bruder Dennis (Frank Grillo) aus dem Gefängnis abzuholen. Denn mit dem Ende der mehrjährigen Haftstrafe sollen auch die Erpressungen seiner gewalttätigen Mitinsassen aufhören, die Sally dazu zwingen, illegale Fracht an Bord ihres Lastwagens über die Staatsgrenzen zu schmuggeln. Kurz vor Dennis’ Entlassung soll sie jedoch noch eine letzte Lieferung übernehmen. Nachdem sie erfährt, dass es sich dabei um ein Mädchen handelt, will Sally den Auftrag zunächst verweigern, willigt aus Angst um das Leben ihres Bruders letztlich aber doch ein. Als die Kleine am Übergabeort den Mann erschießt, der sie abholen soll, muss Sally mit ihr fliehen – verfolgt von dem pensionierten Ermittler Gerick (Morgan Freeman), einem jungen FBI-Agenten und den skrupellosen Menschenhändlern, die ihre kostbare Ware um jeden Preis zurückhaben wollen.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit den Themen Menschenhandel und Kindesmissbrauch packt die in Norwegen geborene und derzeit in Los Angeles ansässige Anna Gutto bei ihrem Spielfilmdebüt (gleich in Dreifachfunktion von Regisseurin, Autorin und Co-Produzentin) zeitlos brisante Eisen an und kann dafür sogar auf einen namenhaften Cast zurückgreifen. Bei dieser internationalen Produktion (in die auch das ZDF involviert war) ist die fabelhafte Juliette Binoche (Die Wolken von Sils Maria) in der Hauptrolle der vom Leben gezeichneten Truckerin Sally zu sehen, flankiert von Kollegen wie Frank Grillo (Copshop), Cameron Monaghan (Shameless) und natürlich der nimmermüden, grauen Eminenz Morgan Freeman (Sieben, inzwischen jugendliche 85 Jahre alt). Das birgt einiges an Potential, betrachtet man zudem ein vom Grundsatz stabiles Plotgerüst.

Um ihren inhaftierten, aber kurz vor der Entlassung stehenden Bruder Dennis (Frank Grillo) vor Repressalien seiner Mitgefangenen zu schützen, übernimmt Sally immer wieder Kurierdienste, bei denen sie meist Drogen über die Staatsgrenze transportiert. Das nun mutmaßlich letzte „Pakete“ entpuppt sich jedoch als ein etwa 12jähriges Mädchen namens Leila (mit einer beachtlichen Leistung: Hala Finley, We Can Be Heroes), die sie kurz hinter der Grenze zu Tennessee einem Mann übergeben soll. Doch dann findet das Mädchen die abgesägte Schrotflinte, die Dennis seiner Schwester einst zur Selbstverteidigung hinterlassen hat, und erschießt damit ihren Peiniger. Die mit der Situation überforderte Sally tritt mitsamt dem Kind die Flucht an, ohne zu wissen, welche Folgen dies für ihren Bruder haben wird. An ihre Fersen heftet sich der pensionierte FBI-Agent Gerick (Morgan Freeman), der eigentlich nur als Berater des Freshman Sterling (Cameron Monaghan) fungieren soll, diesen aber mehr oder weniger zum Praktikanten degradiert. Gerick erkennt früh, dass es sich hier eher um einen Akt der Notwehr handelt und ist weniger hinter dem Mädchen und ihrer Begleiterin her, sondern hinter den Leuten, die nun unweigerlich auf der Jagd nach ihnen sein werden.

Nach einem vielversprechenden Auftakt verdeutlicht Paradise Highway leider eklatante Schwächen, die ausnahmslos auf sein schluderiges Drehbuch zurückzuführen sind. Die Prämisse „funktioniert“ nur, wenn über Plausibilitäts- und Kausalitätsdefizite geflissentlich hinweggesehen wird. Da stimmt vieles nicht und übersteht kaum einer näheren Betrachtung, wovon speziell Juliette Binoche mit ihrer starken Performance zunächst abzulenken vermag. Je länger der Film läuft, umso mehr bröckelt die dünne Fassade, insbesondere da auch kaum dramaturgische Höhepunkte arrangiert werden, die das Logikdilemma eventuell noch elegant kaschieren könnten. Die Figuren wirken zu statisch gezeichnet, besitzen kaum Tiefe. Was zum Problem wird, wenn gerade der emotionale und empathische Aspekt in den Vordergrund gerückt wird. Zu Beginn scheint das alle auf einem recht guten Weg, bis man sich zusehend in Klischees und plakatives Phrasendreschen verläuft, speziell bei der substanzlos in den Raum geworfenen „Systemkritik“, die mehr oder weniger nur als Legitimation für Plot Holes herhalten muss. Gekrönt von einem aufgesetzten und - in Relation zu den Möglichkeiten – enorm enttäuschenden Finale, bei dem man sich schon arg in Edel-Soap-Gefilden verirrt. Das war sicherlich nicht die Intention, aber gut gedacht ist eben nicht immer zwingend auch gut gemacht.

Fazit

Die gute Besetzung, die brisante Thematik und ein interessanter Aufbau wecken berechtigte Hoffnungen, die sich immer weiter verlaufen und letztendlich in purer Belanglosigkeit zerplatzen. Mit einem besseren Skript wäre hier sicherlich deutlich mehr möglich gewesen. Übrig bleibt nur eine ambitionierte, aber am eigenen Anspruch heillos überforderte Idee, bei der Juliette Binoche, Morgan Freeman und die interessante Jungdarstellerin Hala Finley allein durch ihr Spiel nicht die Kohlen aus dem Feuer holen können.

Kritik: Jacko Kunze

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