Alfred Hitchcock ist unumstritten der absolute Meister des Suspense. Niemand vermochte es so geschickt, seine Handlungen und Figuren in so drastischer Unsicherheit zu lassen, dass man regelrecht mit fiebern musste. Was geschieht als nächstes, folgt nun doch der schnelle Tod? Fragen die jeden Hitchcock Film bis zum Finale begleiten. Werke wie Vertigo – Aus dem Reich der Toten, Psycho oder Die Vögel bewiesen dies eindrucksvoll. Mit einem Thriller aus dem Jahr 1959, sollte sich der Meister in Sachen Geheimnissen, Wendungen, sowie unglaublicher Spannung aber selbst übertreffen. Der unsichtbare Dritte ist nicht nur von der Inszenierung her ein absoluter Klassiker der Filmgeschichte, seine spielende Verbindung von absurden Humor und unvorhersehbaren Wendungen, machen ihm zusätzlich zu einem Meisterwerk des Genres.
Wenn man glaubt, Der unsichtbare Dritte durchschaut zu haben, kommt unerwartet wieder eine komplett neue Wendung. Regisseur Alfred Hitchcock gelingt es hervorragend, den Zuschauer in die Irre zu führen. Es dauert sehr lange, bis man überhaupt begriffen hat, warum man jetzt in der nächsten Szene ist. Jedoch verliert man dabei nie den Roten Faden, alles wirkt in sich stimmig, geplant und vollendet durchgeführt. Um so eine rasante Geschichte am Laufen zu halten zu können, braucht man jedoch einen Hauptdarsteller, der als Fixpunkt das Publikum durch den Film leitet. Cary Grant übernimmt diese Rolle mit Leichtigkeit. Erst nach und nach offenbart sich rund um Roger Thornhill das große Ganze. Bis es jedoch soweit ist, warten zwei gnadenlos spannende Stunden, die einen an den Bildschirm fesseln werden. Die Frage: Wie geht es denn jetzt bloß weiter, wird man sich als Zuschauer nicht nur einmal stellen.
In Sachen Inszenierung ist Hitchcock über jeden Zweifel erhaben. Sei es Thornhills Flucht vor der Polizei, seine jagt auf die Drahtzieher oder das Entkommen vor seinen Häschern. Alles wird bis zur letzten Einstellung perfekt in Szene gesetzt. Musik, Schnitte, Kamera, alles wirkt wie aus einem Guss, nur um den Zuschauer die Szenerie so spannend wie möglich zu gestalten. Dazu zählt natürlich auch die wohl bekannteste Einstellung aus Der unsichtbare Dritte. Roger Thornhill steht auf einer leeren Straße vor flachen, braunen und elend langen Feldern an den Seiten. Er wartet auf einen Kontaktmann. Keine Dialoge, nur der Wind und vorbeifahrende Autos. Langsam schaukelt sich die Spannung hoch. Was wird passieren? Ungefähr fünf Minuten passiert eigentlich nicht viel, doch das Ganze ist so dramatisch inszeniert, dass man es als Zuschauer kaum aushält.
Neben der hervorragend erzählten Geschichte, vermag es Hitchcock auch bei Kulissen, Musik und Dialogen zu überzeugen. So wandert Thornhill von New York, über Chicago nach Mount Rushmore. Hierbei werden die typischen Eigenheiten der verschiedenen Orte perfekt eingefangen. Der dazu passende Score, treibt jedes Mal die Spannung zusätzlich mit in die Höhe. Daraus ergeben sich faszinierende Schauplätze, die einen Agentenfilm mehr als würdig sind. Bei den Dialogen hat Hitchcock sich etwas ganz spezielles einfallen lassen. Thornhills steckt voller Sarkasmus. Dies präsentiert er regelmäßig auch seinen Widersachern, was durchgehend für teils sehr skurrile Dialoge sorgt.
Für Grant war dies ein leichtes, hatte er bis zu seiner Rolle in der Der unsichtbare Dritte schon genug Erfahrungen in Komödien sammeln können. Überhaupt ist Grant der absolute Star des Films. Neben seiner tragenden Rolle in der Erzählung, spielt er stets auch den auflockernden Part und dies mit einer sehr erfrischenden und galanten Art. Egal ob ahnungsloser Werbefachmann, gejagter Verbrecher oder als Jäger, alles meistert er mit Leichtigkeit. Ihm liegt einfach diese Art von Figur. Stets der intelligente, doch leicht naive Unglücksrabe. Eva Maria Saint als undurchsichtige Eve Kendall, hat den Part der geheimnisvollen schönen bekommen. Ihre innere Zerrissenheit, die Liebe zu Thornhill, sowie ihren Wunsch nach Gerechtigkeit, sieht man ihr zu jeder Zeit an. James Mason als zwielichtiger Agent Phillip Vandamm spielt seine Rolle routiniert. Stets kühl, immer etwas im Schilde führend. Er setzt keine Akzente, denn dafür kommt seine Rolle leider zu kurz. Ebenso gilt dies für Martin Landau, der den intelligenten Handlanger Leonard spielt.