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Praktisch über Nacht hält der blanke Horror Einzug in das Leben der jungen Nancy Thompson. Eines Nachts wird der hübsche Vorstadt-Teenager von einem erschreckend realen Alptraum heimgesucht: Ein narbengesichtiger Fremder mit Rasiermessern statt Fingern jagt sie durch den Heizungskeller, um sie zu massakrieren. Schreiend und schweißgebadet wacht Nancy auf und muss feststellen, dass ihr Nachthemd zerschlitzt ist! Ihre Eltern zeigen wenig Verständnis für die Schlafparanoia der Heranwachsenden, doch...
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Der Moviebreak Horroctober: 03.10.2015 (Slasher)

03. Oktober 2015. Freddy kommt vorbei. Und mit ihm einer der größten Klassiker des Slasher-Genres.

Es war natürlich nur eine Frage der Zeit, bis ein Film des großen, aber leider gerade verstorbenen Wes Craven in dieser Reihe auftauchen würde. Der Mann, der zusammen mit John Carpenter („Halloween“) und Sean S. Cummingham („Freitag der 13.“) einer Art Slasher-Triptychon bildete und dem Subgenre Form und Gestalt verlieh. Die Formen und Gestalten, die Craven selbst mit seinem 90er Slasher-Wiederbelebnis „Scream“ auf’s Deutlichste untersuchen, ironisch brechen und ehren sollte. Hier jedoch, 1984 nämlich, erlebte das Genre seine Hochphase und „Nightmare - Mörderische Träume“ wurde nicht nur ein Überraschungserfolg, er war der Anfang einer der größten Horrorfilm-Franchises, die es bis heute gibt.

Und den Erfolg hat die Filmreihe durchaus verdient, ist doch zumindest der erste Teil einer der hervorragenden Vertreter des Slasher- und Horrorgenres. Hier passt nämlich einfach ein Stein auf den anderen, hier gibt es keine Schönheitsfehler (abgesehen von Freddys Gesicht, versteht sich), keine Längen oder gar selbstzweckhaften Unnötigkeiten, wie sie heutzutage immer häufiger im Mainstream-Gruselkino vorzufinden sind. Wes Craven ist sich seiner sicher und schafft es, aus einem ansprechenden Material einen bedeutungsschwangeren und kräftigen Film zu kreieren. Die Ausgangssituation dürfte dabei allseits bekannt sein. Freddy Krueger sucht eine Gruppe von Teenagern in ihren Träumen heim und tötet sie im Traum - und damit auch im wahren Leben. Damit greift der Film gewissermaßen die Furcht auf, durch die „Paranormal Activity“ später so erfolgreich wurde: Nie ist der Mensch mehr angreifbar als im Schlaf. Während jedoch der Found-Footage-Film sich sehr plakativ und eigentlich ziemlich inhaltsarm dem Paranormalen nähert, nutzt Craven diese Furcht bloß als Ausgangspunkt für mehrere interessante Ansätze.

Der Regisseur so vieler toller Gruselwerke nutzt nämlich das Spiel mit den Träumen und der Realität geschickt, um den Zuschauer aus der gewogenen Sicherheit zu holen und kräftig durchzuschütteln. Er nutzt dieses Verschwimmen der Grenzen zwischen real und fiktiv außerdem als Kommentar auf die Realität. Das Grauen zieht in den behüteten Alltag. Ein Alltag, der gar nicht so behütet ist, sondern hin und wieder wirklich scharf am Absurden vorbei schrammt. Der Schauspieler Robert Englund, der den Traum-Mörder mimt, sagte, dass die Eltern allesamt Quasi-Bösewichte seien. Sie haben Laster (Alkohol, etc.), sorgen sich nicht genug um ihre Kinder und versuchen, sie nie von ihrer Macht der Bevormundung zu lösen. Die Welt, in der die Rationalität immer weiter zu schwinden scheint, kann einem hin und wieder wie ein (schlechter) Traum vorkommen. Grotesk, pechschwarz, reaktionär, tugendlos.

Ich bin Gott!“ sagt Freddy schon relativ früh im Film. Sein entstelltes Gesicht ist ganz dicht am Zuschauer und er verstümmelt sich selbst, woraufhin grünes Blut aus seiner Hand zu spritzen beginnt. Später wird ihm das Gesicht wie nebenbei abgezogen, woraufhin eine aalglatte aber blutige Masse zu sehen ist; sein neues Aussehen kommt einer Spielzeugpuppe gleich. Das Hässliche verdrängt das Harmlose immer weiter, bis das Harmlose eine vage Erinnerung ist, nicht mehr. Die Promiskuität der Jugend, die eben jenen in Slasherfilmen oft zum Verhängnis wird (das weiß man, wenn man „Scream“ geguckt hat) sie ist auch hier vorhanden, jedoch nicht als erhobener Zeigefinger, als Abmahnung eines Moral-Apostels. Sie ist als Laster dargestellt, keine Frage, aber kommt es einem doch im Vergleich zu dem Verhalten der Eltern eher vernachlässigbar vor. Die Elterngeneration handelt irrational, impulsiv, vergessen ihre Pflichten, pochen aber gleichzeitig auf ihre Rechte. Etwas, was auch in der Politik immer wieder auffällig ist. Und damit wird der Film wohl nie an Relevanz und Klasse verlieren.

Fazit

Wes Craven gelang mit seinem fünften Kinofilm schon sein dritter Klassiker. „Nightmare - Mörderische Albträume“ nimmt sicherlich selbst in einer großartigen Karriere, wie er sie genießen durfte, eine herausragende Stellung ein. Nicht nur, weil er genüsslich die Regeln des Slasher-Genres begründete und (schön konsequent) befolgte, sondern auch weil er einen angenehmen Mix aus seinem eigenen Stil und dem Zitieren von bestehenden Horrorfilmen fand. Craven spielt meisterhaft mit den Erwartungen und Gedanken des Publikums, lässt das wahre Böse dort lauern, wo es kein Entkommen gibt und untermalt all dies mit einem richtig saftigen Synthie-Score. Wenn ein älterer Film einem in der einen Szene das Kribbeln über den Rücken jagt und in einer anderen einfach richtig Spaß macht, dann hat man es mit einem Werk zu tun, das die Zeit überdauern wird. „A Nightmare on Elm Street“ ist so ein Werk.

Kritik: Levin Günther

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