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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der langjährige Nachrichtensprecher Howard Beale soll wegen sinkender Quoten gefeuert werden. Vor laufender Kamera macht er sich in einem wütenden Ausbruch Luft - und promt jagt seine Rage die Ratings in die Höhe. Natürlich wird er sofort wieder eingestellt und als "zorniger Prophet" vermarktet. Doch was tun, sobald der Prophet keinen Profit mehr bringt? Es muss etwas geschehen! Am besten während einer Live-Sendung - vor Publikum.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Das Fernsehen: Ein kulturelles Phänomen im ständigen Wandel. Von den ersten Stunden des bewegten Bildes in den eigenen vier Wänden, über die Etablierung des Farbfernsehens, bis hin zur aktuellen Streaming-Generation. Sowohl die Produktionsumstände als auch das Rezeptionsverhalten haben sich über die Jahrzehnte enorm gewandelt. Judith Keilbach, Professorin für Fernsehwissenschaft an der Universität Utrecht, spricht dem Medium zu, dass es nur durch stetige Veränderungen wachsen und nur so seine Existenz erhalten kann. Das Fernsehen muss also ständig etwas Neues wagen. Eine These, die Harrold Beale (Peter Finch Sunday Bloody Sunday), einer der Protagonisten aus der Filmsatire Network, so wohl nicht unterschreiben würde. Regisseur Sidney Lumet (Die zwölf Geschworenen) und Drehbuchautor Paddy Chayefsky (Der Höllentrip) rechnen in ihrem bissigen Drama mit dem Kommerzfernsehen ab und legen dabei eine absolute Skrupellosigkeit an den Tag, die den Albtraum eines jeden Senderchefs bildet.

Als Harrold Beale, einer der bekannten Gesichter des US-amerikanischen Nachrichtenfernsehens, mit einer Frist von gerade einmal zwei Wochen bei dem Sender Union Broadcasting System (USB) entlassen wird, entschließt sich der alteingesessene Moderator nach 11 Jahren des Nachrichtenverkündens die Wahrheit auszusprechen. Er hasst sein Leben und vermeldet, dass er sich in der letzten Sendung vor laufenden Kameras umbringen wird. Während das Publikum vor den heimischen Empfangsgeräten echauffiert ist, bekommt es vor Ort nur eine Handvoll Mitarbeiter mit. Denn in der Regiekabine ist man viel mehr mit privaten Plaudereien beschäftigt, als seine Aufmerksamkeit einem alten Griesgram zu schenken, der Teil einer einzig wahren Illusion ist. Und die Programmleitung lässt sich sogar auf einige weitere Sendungen mit Beale ein, da dieser für sensationelle Quoten sorgt. Kapital statt Moral. Die messerscharfe Medienkritik wird hier dem Zuschauer auf einem glänzenden Silbertablett serviert.

Als von den Medien zelebrierter zorniger Prophet des Fernsehens erhält Beale sogar seine eigene Show, in der er das Teufelswerk des Fernsehens verdonnert. Ein Prophet des jüngsten Tages gegen die Verlegenheit jener Zeit. Wahrheit vs. Unwahrheit, Effekthascherei und die oftmals vorgeworfene Manipulation des Fernsehens, ja gar aller Medien, werden hier von Lumet und Chayefsky mit einem Augenzwinkern kommentiert, ebenso wie die Unmenschlichkeit, die durch den kapitalistisch geprägten Drang nach Reichweite ihren Platz in den großen Fernsehanstalten erhält. „ Bringt ne Mordswertung […]. Wir könnten ne Serie draus machen. Der Selbstmord der Woche“ sagt Max Schuhmacher (William HoldenBoulevard der Dämmerung), Leiter des Nachrichtenressorts zu seinem suizidgefährdeten Freund. Mit seiner eigenen Show, in der er im wahrsten Sinne des Wortes göttliche Reden gegen die TV-Industrie schwingt, wird der Zornigel Beale zum Apokalyptiker mit Reichweite. Nun stellt sich dem Publikum nur die Frage: Ist er das Beste oder Schlechteste, das dem Fernsehen widerfahren konnte?

Spätestens, wenn Beale durch einen seiner Tobsuchtsanfälle on air zusammenbricht und der Zuschauer die Reaktionen des Live-Publikums wahrnimmt, lässt sich diese Frage glasklar beantworten. An dieser und vielen weiteren Szenen wird ersichtlich, dass Network voller Schnittstellen ist, an denen der Zuschauer mit ideologiekritischen Themen auf subtile und geerdete, wenn auch teils sehr makabere Weise konfrontiert wird. Dadurch wird der Streifen nicht nur für jeden interessant, der selbst ein Rezipient des Fernsehens ist bzw. war und über sein Rezeptionsverhalten reflektieren möchte, sondern entpuppt sich der Film auch als gefundenes Fressen für Analysen aus kultur-, kommunikations- oder medienwissenschaftlicher Perspektive. Ein vielschichtiges Werk, dass die Komplexität eines Mediums mit all seinen Auswirkungen einzufangen versucht und dem dies auch größtenteils gelingt.

Fazit

In Zeiten, in denen es scheint, das Fernsehen habe einen neuen Tiefpunkt erreicht, entfaltet sich Lumets Filmsatire als aktueller denn je. Die Schattenseiten der TV-Produktionen werden mit gesellschaftskritischen Fragen beleuchtet und einer Prise bitterbösem Humor kommentiert. Ein gutgewähltes Ensemble an Darstellern gepaart mit einem zielbewussten Regisseur, der sich einem trefflichen Drehbuch bedienen durfte, machen "Network" zu einer Rarität von Film, die wir in unserer heutigen Mediengesellschaft nötiger haben als jemals zuvor. Ganz großes Kino, auch wenn es ums Fernsehen geht.

Kritik: Oliver Koch

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