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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Joanna will Schriftstellerin werden. Doch im New York der 1990er-Jahre ist der Weg dahin lang. Als sie einen Job als Assistentin der Literaturagentin Margaret erhält, ist ihr daher nur allzu bewusst, dass sie diese Chance nutzen muss. Sie bleibt ruhig, wenn Telefone heiß laufen, und geht souverän mit der altmodisch-sturen Chefin um. In der Agentur scheint sich ohnehin alles nur um einen zu drehen – den in die Jahre gekommenen Kultautor J. D. Salinger, dessen Fanpost Joanna beantwortet. Während sie sich privat immer mehr von ihrem sozialistischen „boyfriend“ distanziert, nähert sich die junge Frau ausgerechnet über den zum Phantom gewordenen Salinger ihrer Berufung.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Phony war J.D. Salingers Lieblingswort. Wie passend, dass Philippe Falardeaus (Chuck) filmische Verklärung einer Ära, einer Stadt, einer idealisierten mit ihr assoziierten Lebensart, eines Autors und seiner Sekretärin von dieser Eigenschaft durchdrungen ist. Alles in der süßlichen Romanze ist verlogen: die eindimensionalen Figuren, ihre vorgeblich tiefgründigen Gefühle für zweifelsohne aus tiefster Seele verfasste Bücher, ihre hehren Aspiration. Jede_r will der Welt ein aufrichtiges Werk schenken oder zumindest einen kanonisierten Klassiker wie den des Titelautors.

J.D. Salinger (Tim Post, Shut In), der Jugendliche, vorzugsweise minderjährige Mädchen mit dem Spruch „Ich bin J.D. Salinger und habe ‚Der Fänger im Roggen’ geschrieben“ aufriss, ist hier nicht mehr der vom Überraschungserfolg von überbewertetem Pennälern-Pulp zehrende, sektenaffine Misanthrop, sondern väterlicher Mentor. Er führt Provinz-Poetin Joanna (Margaret Qualley, Native Son) auf den vorbestimmten Autorenweg, von dem Chefin Margaret (Lichtblick: Sigourney Weaver, Avatar 4) sie abzubringen droht. Gegenüber männlichem Genie existieren Frauen nur als Steigbügelhalterin oder ehrfürchtige Adeptin.

Aber Salinger ist einer jener Schriftsteller, die der sentimentale Plot als von instinktivem Verständnis für Frauenkonflikte beseelt beschreibt, und antizipiert den festgeschriebenen Erfolg der Protagonisten. Die ist natürlich Rakoff. Auf der Presskonferenz des Berlinale Eröffnungsfilms strickt sie fleißig am Mythos ihres Happy Ends, das so heuchlerisch wirkt wie die verkitschte Szenerien der vermeintlich persönlichen Memoiren. Es gibt sie noch: Filme, die pathetisch auf die Leitfunktion der telefonischen und literarischen Stimmen eines überholten chauvinistischen Kanons pochen.

Fazit

Vor der goldschimmernden Kulisse eines 90er Jahre Boheme-New Yorks, dessen von jeglichen Geldsorgen befreite, aufstrebende „arme“ (Literatur)Liebende ihre ersten Erfolge zwischen Büchercafés, Gedichtlesungen und renommierten Literaturagenturen verfassen, verbrämt Philippe Falardeau mit der Vorlagen-Autorin und Heldin seiner Romanadaption auch den für sein übergriffiges Verhalten berüchtigten Verfasser verstaubter Schulpflichtlektüre. Selbst Sigourney Weavers nuancierte Darstellung rettet nicht die weltfremde Schmonzette. Deren Herzenswärme kaschiert triefenden Zynismus, der den strukturellen Sexismus in Literatur und Verlagswesen systematisch negiert.

Kritik: Lida Bach

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