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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Der hochdekorierte Arzt Sir Robert Cargrave wird im Jahr 1880 von seiner ehemaligen Geliebten Maude um Hilfe gebeten. Sie lebt inzwischen als Gattin des Barons Sardonicus in Transsilvanien, wo seine Dienste dringend benötigt werden. Warum, das erfährt er allerdings erst vor Ort...

Kritik

Der unheimliche Mr. Sardonicus, der inzwischen sechste Ausflug (in gerade mal drei Jahren) in den vollständig kontrollierten Mikrokosmos von B-Movie-Ikone William Castle (Das Haus auf dem Geisterhügel). Wie so oft auch Zeit für Chefvisite auf der Leinwand. Aus dem Londoner Nebel tritt er mit breitem Grinsen hervor, spielt ironisch mit Worten und heizt die Stimmung für die folgenden 90 Minuten an, obwohl kaum etwas von dem Angekündigten in der Realität tatsächlich zutreffen wird. Wie ein sehr geschickter Marktschreier: Er ködert sein Publikum und lockt es in die hauseigene Rummel-Geisterbahn, ob am Ende das Versprochene wirklich stattgefunden hat, haben viele wahrscheinlich da schon längst wieder vergessen. Es sind selbst solche Dreistigkeiten und schlitzohrigen Verkaufs-Taktiken, die einen echten William Castle so fälschungssicher-charmant gestalten.

Ungewöhnlich eng orientiert sich der Autokino-Hitchcock diesmal an einer literarischen Vorlage, diese kommt seinem üblichen Beuteschema aber auch wunderbar entgegen. Ray Russell (Lebendig begraben) verfasste nicht nur die zugrunde liegende Kurzgeschichte, sondern direkt auch das Script. Wo seine Inspirationsquellen lagen kann und will er wohl auch kaum großartig vertuschen. Edgar Allan Poe ist allgegenwärtig, vermischt mit fast schon dreisten Anleihen bei Bram Stoker und dessen Dracula. Diesen Eindruck verstärkt Castle auf seine ganz eigene Art nochmal offenbar sehr bewusst, da er das Geschehen noch intensiver mit Querverweisen versieht. Eigentlich ist das fast schon die Castle-Dracula-Variation, nur dass es keine Vampire gibt – erwähnt werden sie trotzdem noch ausgiebig, ohne triftigen Grund. Nur um das mal zusammenzufassen: Ein Mann reißt Ende des 19. Jahrhunderts aus geschäftlichen Gründen von London nach Transsilvanien, weil ihn ein mysteriöser Schlossbesitzer um seine Dienste bittet. Seine (Ex-)Geliebte spielt dabei keine unwichtige Rolle, Spiegel sind verboten und der sonderbare Gastgeber speist unter Vorwand nicht gerne in Gesellschaft. Außerdem finden nach Feierabend noch sehr grenzwertige Treffen mit anderen Damen statt, wobei sexuelle Bedürfnisse keine Rolle spielen.

Alles nur geklaut, so könnte man annehmen. Dabei wird dann doch trotz des stibitzten Rahmens so was wie eine eigene Geschichte gesponnen, die grundsätzlich sogar gar nicht mal spannend ist. Da werden halt noch andere Bausteine bekannter Horror-Klassiker verwendet, um am Ende eine moralische Parabel über Habgier, Wahnsinn und verdammt mieses Karma zu erzählen. Wie bei William Castle gewohnt ist das nicht ernsthaft gruselig oder auch nur als solches anvisiert, verfügt aber über immens viel Charme und angemessene, reflektierte Selbstironie. Ein gewisser Anteil von satirischem Humor schimmert konsequent durch, zudem ist das wohl einer der stilsichersten, schönsten Castle-Filme, rein auf die formelle Inszenierung gemünzt. Da schlägt einem das schmale Budget eigentlich nie ein Schnippchen, alles hat Hand und Fuß. Faszinierend ist diese sanft gehaltene, trotzdem reizvolle Psychopathen-Therapie durchgehend, auch weil sie heute normale Methoden einfach mal als Spinnerei in den Raum wirft (Gift für Gesichtsbehandlungen…verrückt).

Der große Clou bei William Castle – zumindest die Zirkus-Nummer um auf sich aufmerksam zu machen – war ja seit Macabre immer das Gimmick. Irgendwas, (meist) Pseudo-Interaktives, womit er das Publikum zusätzlich eingebunden hat und die Werbetrommel rührte. Dieses fällt hier ehrlich gesagt extrem dürftig aus. Kurz vor Schluss tritt Castle erneut direkt vor die Kamera und forderte das Publikum im Saal auf, anhand von Karten über das Schicksal des Antagonisten zu entscheiden. Die Wahl war so klar wie Kloßbrühe und nirgendwo existiert eine belegbare, alternative Variante zum üblichen Ende des Films. Weil natürlich alles darauf hinsteuert. Genau genommen: Betrug. Praktisch: Wenn ich kein Gimmick habe, manipuliere ich mein Publikum so massiv, das es nie auffliegen wird. Zumindest damals nicht. Dreist, clever, günstig, aber alles in allem in der Kombination eigentlich brillant: William Castle bei der Arbeit.

Fazit

„Der unheimliche Mr. Sadonicus“ ist kein wirklich guter Horrorfilm. Man hat aber auch nie das Gefühl, er sollte als solcher funktionieren. Er bedient aber wahnsinnig geschickt und zielgerichtet bedeutenden Hebel, so dass er prächtig funktioniert. Schön anzusehen, mit einem leicht tragisch-melancholischen Einschlag und einer Mischung aus klugem Raubbau und kreativer Note. Ein Happening, trotz beinah einfallslosem Gimmick. Sieht aber toll aus. Im direkten Vergleich ist „Schrei, wenn der Tingler kommt“ technisch eine Stufe darunter, haut aber so ein geniales Konzept raus, das er diesen auf klassische Weise „besseren“ Film klar überbietet. Aber um das zu verstehen, sollte man mehr William Castle sehen…

Kritik: Jacko Kunze

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