Inhalt
Was mussten Monsieur Claude Verneuil und seine Frau Marie nicht alles über sich ergehen lassen?! Beschneidungsrituale, Hühnchen halal, koscheres Dim Sum und nicht zuletzt die Koffis von der Elfenbeinküste. Doch seit den vier maximal multikulturellen Hochzeiten ihrer Töchter sind die beiden im Integrieren unübertroffen. Als echter Kosmopolit rafft sich Monsieur Claude nun sogar auf, allen Heimatländern seiner bunten Schwiegerschar einen Besuch abzustatten. In der französischen Provinz finden die Verneuils es aber doch am schönsten. Und so freuen sich Claude und Marie auf ihr Großeltern-Dasein in heimatlicher Gemütlichkeit. Abermals haben sie die Rechnung ohne ihre Töchter gemacht. Als die ihnen erklären, dass mit diesen Ehemännern im konservativen Frankreich auf keinen grünen Zweig zu kommen ist und sie deshalb mit Kind und Kegel im Ausland ihr Glück suchen werden, sind die Gesichter der Großbürger plötzlich sehr lang. Die ganze schöne Toleranz war für die Katz? Die so hart erarbeitete Anpassungsfähigkeit – perdü? Bei Claude Verneuil droht ein weiterer unversöhnlicher Familien-Infarkt. Er und Marie setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um ihre Schwiegersöhne zum Bleiben zu bewegen. Und werden plötzlich zu schlitzohrigen Patrioten in völkerfreundschaftlicher Mission.
Kritik
Im Sommer 2014 kam Monsieur Claude und seine Töchter in unsere Kinos und wurde zu einem großen Erfolg. Neben Ziemlich beste Freunde von 2011 sorgte die Komödie über einen Anwalt, deren vier Töchter Schwiegersöhne aus verschiedenen kulturellen Ethnien in die Familie bringen, für einen neuen Boom französischer Komödien in den deutschen Lichtspielhäusern. Das ging soweit, dass kaum eine französische Produktion mit humorvollen Attributen, nicht mehr ohne den Werbeslogan „Die neue Erfolgskomödie aus Frankreich“ auskamen. Diese Welle ist mittlerweile nicht verebbt, hat aber sicher ihren Zenit überschritten. Nichtsdestotrotz erscheint nun Monsieur Claude 2. Wen wundert's, wenn der erste Teil weltweit über 150 Millionen US-Dollar eingespielt hat.
In der Fortsetzung hat sich der eher konservative Monsieur Claude (Christian Clavier, Operation Corned Beef) mit den Gatten seiner Töchter arrangiert. Womit er und seine Frau Marie (Chantal Lauby, Hochzeit ohne Plan) aber Probleme haben ist, dass alle vier planen Frankreich zu verlassen, um im Ausland Karriere zu machen. Um das zu verhindern, versuchen die vermögenden Eltern mit viel Engagement und einer gut gefüllten Brieftasche ihre Schwiegersöhne davon zu überzeugen, wie wunderschön und vor allem vielseitig und chancenreich Frankreich ist.
Bis sich Monsieur Claude 2 endlich dazu aufrafft, die oben beschriebene Handlung zum Laufen zu bringen, ist der Film bereits im dritten Akt. Tatsächlich plagt sich die Komödie die meiste Zeit damit ab, die Gründe für die Auswanderung der Töchter zu beleuchten. In die Tiefe geht Autor und Regisseur Philippe de Chauveron (Hereinspaziert!) dabei aber nicht. Viel mehr dauert es so lange, bis die Geschichte endlich ins Rollen kommt daran, weil de Chauveron, der auch den ersten Teil drehte, die Fortsetzung unnötig mit Subplots füllt, die ins Nichts führen.
Egal ob Claudes Einstieg ins Rentnerdasein oder ein Flüchtling, der bei ihm als Gärtner arbeitet, alles davon wird groß angerissen, nur um es nach dem einen oder anderen müden Gag wieder lustlos zu Grabe zu tragen. Sowieso wollen die meisten Humorkanonaden nicht funktionieren. In einer Szene erzählen Claude und Marie von ihrer Weltreise und reihen Anekdote an Anekdote. Doch mehr als eine müde Nacherzählung ergibt das nicht. Es wäre hilfreich gewesen diese Erlebnisse, etwa am Flughafen in Tel Aviv, auch zu zeigen und nicht bloß stumpf zu erzählen. Die klassische Filmregel show don’t tell wird bei Monsieur Claude 2 mehr als einmal brachial mit Füßen getreten.
Aber auch ansonsten macht Monsieur Claude 2 wenig Freude. Der Film ist über-hektisch, versucht mit Witzen über Klischees so zu wirken, als wäre er frisch und frech, erreicht aber eigentlich nur, dass man förmlich sehen kann, wie de Chauveron sich selbst auf die Schulter klopft, weil er wieder einen angeblich progressiven Joke generiert hat. Die Wahrheit sieht anders aus: Monsieur Claude 2 Humor ist alt backend, plump und weder wirklich offensiv, noch in irgendeiner Form erinnerungswürdig, genau wie der gesamte Film.
Fazit
Voller Hektik aber ohne echtes Verständnis für gut ausgearbeitete Pointen enttäuscht das Sequel zu "Monsieur Claude und seine Töchter" auf ganzer Linie. Es mangelt an Kreativität, Raffinesse und Durchschlagskraft. Da kann man schon verstehen, dass die Töchter und Schwiegersöhne von Monsieur Claude das Weite suchen wollen.