Inhalt
Die hübsche, junge Molly Bloom hatte schon eine Sportler-Karriere als olympische Skifahrerin hitnter sich, als das große Geschäft mit der Organisation illegaler Pokerspiele für sich entdeckte. Zu ihren besten Zeiten lockte sie zahlreiche Hollywoodstars an ihre Spieltische und machte Millionen damit, bis das FBI hinter ihre Machenschaften kam und sie 2013 verhaftete.
Kritik
Jede der zahlreichen Szenen, in denen Molly Bloom (Jessica Chastain, Dark Zero Thirty) gegenüber den Vermarktern ihrer Story auf ihre Integrität pocht, werden zu unfreiwilliger Ironie angesichts der Willkür, mit der Aaron Sorkin die wahren Begebenheiten und die Protagonistin zu künstlichen Karikaturen verbiegt. Die Flut an zum Selbstzweck geratenden überkonstruierten Mono- und Dialogen, die jedes Persönlichkeits- und Lebensdetail der Titelfigur breittreten, grenzen an Selbstparodie. Die feministische Konotation der realen Geschichte der Organisatorin exklusiver High-Class-Pokerrunden unterwandert der Drehbuchautor mit einem stilisierten Paternalismus, der bereits The Social Network und Steve Jobs anhaftete. Dass der Leinwandversion der Selfmadewoman noch Charisma geblieben ist, ist der herausragenden Hauptdarstellerin zu danken.
Ihr differenziertes Porträt überzeugt selbst dort, wo das Regiedebüt sich zu Sensationalismus, Sentiment und Stereotypen flüchtet. Der bräsige Gegenpol ist Kevin Costners (Robin Hood - König der Diebe) Chargieren als selbstgerechter Vater. Seine aufgebauschte Rolle in der Handlung und bei der Individualisierung der Handlungsträgerin untermauern Sorkins Unbehagen mit Bloom. Ihr Erfolg wird mit allen dramaturgischen und rhetorischen Mitteln als Indiz für privates Scheitern dargestellt. Eine Frau, die aus materieller Unabhängigkeit und beruflichem Ehrgeiz eine ähnliche Befriedigung zieht wie Blooms superreiche Klienten aus dem Gewinn am Pokertisch? Gibt es nicht, da jeder weiß: Frauen sind gefühlsgesteuerte Familienmenschen. Zum Schuldeneintreiben zu weichherzig, zum Selbstschutz zu schwach, zum Durchhalten zu labil.
Blooms Geschäftssinn und Kämpfernatur konterkarieren ihre Naivität vor Gericht, Drogensucht und die Beantwortung der dringlichen Frage ihres Anwalts Jaffey (Idris Elba, Der Dunkle Turm), ob sie Kinder wolle. Statt mit juristischer Kompetenz glänzt Jaffey eher als Plauderpartner und zweite Vaterfigur. Eine von der Sorte genügte offenbar nicht, um Blooms Motivation einzuhämmern: Daddy Issues. Die brillante Geschäftsfrau erobert sich nur einen Platz in einer Männerdomäne, weil sie „Macht über mächtige Männer“ und von Papa geliebt werden will. Derartige pseudopsychologische Lektionen irritieren ähnlich wie die unbeholfenen Versuche, die Dynamik des Kartenspiels zu visualisieren. So wird mit der Chance auf ein schillerndes Biopic zugleich die auf eine unterhaltsame Milieustudie verspielt.
Fazit
Hinter der Kamera erweist sich Aaron Sorkin als Pendant des talentlosesten der Pokerspieler, die sein übereifriges Tabloid-Drama vorführt. Das überzeugende Ensemble, die spannende Vorlage und die charismatische Hauptfigur ergäben das ideale Blatt in der Hand eines fähigen Regisseurs. Doch hier sind vage Andeutungen von Charakter- und Milieustudie bloß Bluff, um an der Kinokasse noch etwas mehr Gewinn einzustreichen.
Autor: Lida Bach