Inhalt
Ethan Hunts fünfte Mission erweist sich als die vielleicht unmöglichste seiner langen und erfolgreichen Karriere als Geheimagent: Nachdem das Pentagon die IMF aufgelöst hat, ist er ohne jegliche Unterstützung der Regierung dem geheimnisvollen "Syndikat" auf der Spur, das sich bald als sein bislang mächtigster Gegner erweisen wird. Denn die Gerüchte um eine gefährliche internationale Untergrundorganisation aus hoch qualifizierten Spezialagenten haben sich als bittere Realität erwiesen. Deren oberstes Ziel: die ehemaligen Mitglieder der IMF auszulöschen und durch skrupellose Anschläge eine neue Weltordnung zu schaffen. Um die gefährliche und hocheffiziente Terrororganisation aufzuhalten, muss Hunt sein einzigartiges Team versammeln. Hilfe bietet auch die geheimnisvolle Agentin Ilsa Faust an - doch als wie zuverlässig wird sie sich erweisen?
Kritik
Vor mittlerweile fünfzehn Jahren brachte der gefeierte Actionregisseur John Woo sein pathetisches Brachialfeuerwerk “Mission: Impossible 2” in die Kinos und begrub das Franchise um den Geheimagenten Ethan Hunt in diesem Zug, für die meisten Fans, schon nach gerade Mal zwei Filmablegern in den Tiefen der potenziellen Vergessenheit. Wer hätte gedacht, dass Regisseur J.J. Abrams ("Das Erwachen der Macht") die Reihe ganze sechs Jahre später mit packender Action und dem Streben nach Emotionalität erneut beleben und Animationsass Brad Bird ("A World Beyond") 2011 letztlich mit der nötigen Prise Humor sogar noch einen draufsetzen könnte. Jetzt sind wir hier, 2015, den fünften Teil des extrem erfolgreichen “Mission: Impossible”-Franchises im Gepäck und kein Ende in Sicht. Regie führt dieses Mal der etwas namenlosere Christopher McQuarrie, der den meisten wohl durch seinen Tom Cruise-Actioner “Jack Reacher” ein Begriff sein wird. Die Trailer versprachen erneut einen waghalsigen Actionritt mit viel Humor, sympathischen Charakteren und einem eingespielten Tom Cruise. Einen echten “M:I” also.
Wenn man es mal genau betrachtet, sind die Geschichten der fünf Actionableger im Kern ja alle gleich, nur inszenatorisch unterschieden sie sich fortlaufend in ihrem Stil. Tom Cruises Ethan Hunt muss undercover, allein oder mit Hilfe gegen eine gesichtslose Institution vorgehen, während er sowohl von der eigenen Regierung als auch den Fieslingen quasi für vogelfrei erklärt wird, bis er gegen Ende in einem waghalsigen Showdown endlich auf den echten Drahtzieher der globalen Bedrohung trifft. Das war so und das bleibt so. Auch in “Rogue Nation” wird Ethan Hunt erneut vom Rest des IMF’s abgeschnitten, als Staatsfeind Nummer 1 erklärt und dazu gezwungen eine gesichtslose Terrorgruppe nur mit Hilfe seines Teams in todesmutigen Actionszenen niederzubringen. Die Zutaten für einen typischen “M:I”-Film sind also gegeben, wie nie zuvor (na gut, außer vielleicht bei "Mission: Impossible 2") hält dieser Rahmen hier aber nur als Ausrede, als zweckmäßiger Rahmen, her, um seine pompöse Action abzufeuern. Das ist in seiner Gänze dann auch extrem mitreißend, toll gefilmt und spannend, versalzt durch seine dünne Geschichte und den Mangel jedweder Charaktermomente die gelungen Actionsuppe aber schon ein wenig.
Manch ein Fan wird sich bei der Lektüre des Textes dann vermutlich mit diesen Versäumnissen zufriedengeben, ein wenig mehr Mühe bei der Entwicklung von Inhalt und Charakteren wäre dennoch wünschenswert gewesen. "Rogue Nation” gleicht bei der minimalen Exposition seines (Im Trailer so plakativ benannten) “Anti-IMF”-Plots einem durchschnittlichen “James Bond”-Film, die gesichtslose Terrorgruppe “Syndicate” bleibt oberflächlich und zweckmäßig, die Weltbedrohung nie richtig spürbar und der Bösewicht (Sean Harris) letztendlich austauschbar und langweilig. “Rogue Nation” setzt damit eine der ärgsten Franchisekrankheiten fort, schaffte es doch nur “Mission: Impossible III” einen wirklich überzeugenden Gegenspieler auf die Leinwand zu bringen. Auch auf die ruhigeren Zwischentöne wird verzichtet, wo Teil 3 und Teil 4 ihren emotionalen Aspekt immerhin leise mitschwingen ließen (wenn auch mehr oder weniger erfolgreich), entsagt sich “Rogue Nation” einfach mal in bester Blockbustermanier komplett von jedweden emotionalen Charaktermomenten. Wie gesagt, das kann man auch in positiver Hinsicht verstehen, macht “Rogue Nation” damit doch immerhin nicht mehr aus sich, als er ist, vor allem die neuen Charaktere des Films leiden unter diesem nachlässigen Vorgehen aber immens. Vom Bösewicht haben wir schon gesprochen und weitere Auseinandersetzung wäre dieser auch nicht wert. Doch auch Alec Baldwin ("Blue Jasmine") als CIA-Chef bleibt blass und langweilig, während Ilsa Faust-Darstellerin Rebecca Ferguson ("Hercules") immerhin eine gute schauspielerische Leistung erbringt, ihr Charakter allerdings ebenfalls kaum Identifikation hergibt. Auch inhaltlich ist das nachteilig, nimmt der Zuschauer ihr die für die Story so essentielle Chemie mit Hunt einfach nicht richtig ab, was viele Plotpoints eher forciert, als nachvollziehbar formt.
Es sind somit die bereits bekannten Charaktere, die Sympathie in das Ganze hineinbringen müssen und dies klappt, wie vermutet, ausgezeichnet. Zwar findet auch hier keine wirkliche Entwicklung statt, noch werden den Figuren neue Facetten abgewonnen, immerhin bleiben die Darsteller um Simon Pegg („The World's End“), Jeremy Renner („Avengers: Age of Ultron“) und den wiedergekehrten Ving Rhames („Piranha 2“) aber so einnehmend, dass man sie gerne auf ihrem Abenteuer begleitet. Vor allem Tom Cruise („Oblivion“) kann sich in dieser Hinsicht (mal abgesehen von jedweden privaten Eskapaden) erneut als perfekter Protagonist durch viel Charme und geübtes Spiel auszeichnen. Allgemein wirkt “Rogue Nation” in inszenatorischer und tonaler Hinsicht mehr wie eine Fortsetzung zu “Phantom Protokoll”, als einfach wie ein neuer Ableger im Franchise. Der Film büßt damit selbstredend eine visuelle Eigenständigkeit ein, immerhin kopiert er aber gelungen vom bisher erfolgreichsten Film der Reihe. Auch das omnipräsente und für das “M:I”-Franchise so notwendige Augenzwinkern gehört zu diesen gelungen aufgenommenen Aspekten, die den Eindruck des Films beim Schauen noch einmal aufwerten.
Bleibt natürlich noch die Action. Und letztendlich ist es auch jene, die die vergleichsweise hohe Note bei all der inhaltlichen Kritik erklärt. Was die Verantwortlichen um McQuarrie hier nämlich abfeuern, sind ein paar der mitreißendsten und spannendsten Actionsequenzen der letzten Jahre. Ganz im Trend des Franchises vollführte Tom Cruise wieder ein paar waghalsige Stunts (zum Beispiel lernte er 6 Minuten die Luft anzuhalten und hing tatsächlich an einem abhebendem Flugzeug), die sich zu Spannungsgunsten vollkommen auszahlen. Das hat der Film dann auch Actionfeuerwerken wie “Fast & Furious 7” voraus: Trotz ihrer Absurdität und der scheinbaren Unsterblichkeit des Protagonisten, fühlen sich die Actionszenen hier absolut echt und gefährlich an. Ob nun benannte Flugzeugsequenz, die extrem spannende Unterwasserszene, der Kampf in der Wiener Oper oder eine flotte Motorradverfolgungsjagd: Die Action in “Rogue Nation” ist abwechslungs- und einfallsreich, toll gefilmt und, trotz des spannungsarmen Plots, rasant und intensiv.
"Rasant" ist dann wohl auch das Wort, welches “Rogue Nation am besten beschreibt. Zwar mag dem Zuschauer und Fan hier nicht der beste Film der Reihe vorgesetzt werden (dazu sind Plot und Bösewicht einfach zu schwach), für jeden Freund des Actionkinos stellt “Rogue Nation” wegen seiner rasanten, toll inszenierten und mitreißenden Action aber trotzdem einen absoluten Pflichtbesuch im Kino dar. Und das ist bei einem fünften Eintrag in ein Franchise schon eine ziemlich große und positive Überraschung.
Fazit
Mit einem besseren Rahmen oder irgendeiner Form von Charakterentwicklung hätte “Mission Impossible: Rogue Nation” ein ganz großer Wurf werden können. So bleibt ein oberflächlicher, aber extrem temporeicher, humorvoller und mitreißender Agententhriller, der sein Hauptaugenmerk auf die Action legt und bei dieser auch zu hundert Prozent überzeugen kann.
Autor: Thomas Söcker