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Obwohl ihre Beziehung kriselt, schließt sich Dani ihrem Freund Christian auf einen Sommertrip in einen kleinen Ort in Schweden an. Gemeinsam mit Christians Clique sind sie zu einem einmaligen Mittsommerfestival eingeladen. Doch der anfänglich idyllische Eindruck der abgelegenen Gemeinschaft trügt, die freundlichen Dorfbewohner verhalten sich nach und nach merkwürdiger: Sie bereiten sich auf ein besonderes Mittsommer-Ritual vor, das nur alle 90 Jahre zelebriert wird. Was als puritanisches Fest der Liebe und Glückseligkeit beginnt, nimmt eine unheimliche Wendung, die das sonnengeflutete Paradies bis in die Eingeweide erschüttert.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ein großer Irrglaube den Horrorfilm betreffend ist, dass es absolut notwendig ist, dass uns diese Genrewerke erschrecken müssen. Geisterbahn-Reihen wie Conjuring oder Insidious haben uns in den letzten Jahren im Mainstream regelrecht darauf konditioniert, dass hinter jeder dunklen Ecke ein Schreckgespenst lauert, dass nur darauf wartet, dass es in unser Sichtfeld springt, um uns einem Schock auszusetzen. Gewiss ist das kurzzeitig effektiv, doch auf der wesentlich essenzielleren psychologischen Ebene bleibt da nichts übrig, außer die blasse Erinnerung an eine jahrmarktähnliche Attraktion. Mittlerweile haben wir alle dunklen Ecken mehr als einmal passiert. Wahres Unbehagen wird so nicht erzeugt. Der massentaugliche Horrorfilm war schon lange nicht mehr so redundant wie heutzutage.

Filmemacher Ari Aster gelang mit seinem Spielfilmdebüt Hereditary - Das Vermächtnis letztes Jahr eine erfrischende Wohltat und auch sein Midsommar dürfte Freunde des vielschichtigen Horrorfilms wieder glücklich machen. Jump Scares gibt es dabei nicht. Wie auch? 90 % des Films finden im freien bei gleißenden Sonnenlicht statt. Das Böse versteckt sich bei Midsommar nicht, es ist stets sichtbar, genau vor unseren Augen. Verdirbt der Filmemacher damit den Überraschungseffekt? Ja, das kann man so sehen. Aber dann missachtet man sträflicherweise, dass die Geschichte eine betörende Sogkraft besitzt, die der Logik eines paralysierenden Fiebertraums folgt. Schon nach den ersten Minuten befinden wir Zuschauer uns mitten im Treibsand, der uns immer weiter nach unten zieht, in dieser mysteriösen, unwirklichen und dabei zu gleichen Teilen auch faszinierenden wie abstoßenden Welt einer schwedischen Gemeinschaft und ihrer heidnischen Bräuche.

Midsommar ist dabei mehr als bloß ein farbenfrohe Gruselmär. Hinter dem Film stecken so viele Optionen für herrlich weitläufige Interpretationen. Im Kontext zum psychischen Zustand von Hauptfigur Dani lässt sich Midsommar durchaus als Prozess verstehen. Dani leidet unter Angst- und Panikattacken, die nach einer familiären Tragödie noch verstärkt sind. Sie sehnt sich nach einem Seelenverwandten und wird damit konfrontiert, dass ihr Freund Christian diese Rolle nicht einnehmen kann, bzw. will. Ähnlich wie bei Hereditary - Das Vermächtnis lotet Ari Aster auch hier die Bedeutung und vor allem die zerstörerischen Druckwellen von Traumata und seelischen Verletzungen aus. Das ist oft sehr grausam, weil er gekonnt die emotionale Ebene dafür nutzt.

Damit diese Emotionalität funktioniert muss sich Aster auf seine Schauspieler verlassen und dass kann er auch beruhigt tun. Vor allem (Fighting with my Family) liefert eine Darstellung ab, die schlicht und ergreifend sensationell ist. Ihre Dani ist so zerbrechlich, dass es jeder ihrer tränenreichen Schluchzer und Schreie auch uns Zuschauer treffen und zwar in Mark und Bein sowie ins Herz. Aber auch Abseits von diesen Spitzen ist ihr Spiel famos. Mit einem einzelnen Blick transportiert Pugh in Midsommar mehr Gefühle und Intentionen als einem manchmal lieb ist.

Der Film ist wirklich eine großartige Überforderung. Alles prasselt und klatscht auf einen herein, dass sich gerne auch mal ein Schwindelgefühl einstellt. Als Publikum teilt man fast schon die Hilflosigkeit der amerikanischen Touristen. Dass es ziemlich offensichtlich ist, worauf Midsommar hinausläuft, macht das Ganze nur noch intensiver. Asters zweiter Kinofilm ist ein Werk, dass so betörend und anregend geraten ist, dass es die Sinne betäubt. Midsommar ist fast schon ein sensorisches Erlebnis.

Die Komposition der Bilder ist daran gewiss nicht unschuldig. Wie auch bei Hereditary - Das Vermächtnis  hat Ari Aster auch bei Midsommar mit dem polnischen Kameramann Pawel Pogorzelski zusammengearbeitet. Eine lohnende Arbeitsgemeinschaft. Das helle Sonnenlicht des sommerlichen Schweden, die bunten Blumen, die weißen Gewänder der Gemeinschaft, die moderne Kleidung der Touristen, dies alles ergibt ein Kaleidoskop voller Schönheit, in deren Kern aber stets immer etwas Unheilvolles und Unaussprechliches droht. Schöneren Schecken, der subtil und dennoch niemals verborgen agiert, gab es schon lange nicht mehr auf der Leinwand zu sehen und ja, Midsommar sollte man (wenn möglich) im Kino genießen: Auch wegen dem Sound Design, das gerne subjektive Wege einschlägt. Ach und außerdem hat es Midsommar verdient, im Kino gesehen (erlebt) zu werden.

Fazit

„Midsommar“ ist ein sensorisches Erlebnis. Ein Film der einen gefangen nimmt und dabei keinen Hehl daraus macht, was er vorhat. Durchdringend im Spiel seiner grandiosen Darsteller und den gleichsam wunderschönen wie (alp-) träumerischen Bildern, erschütternd in seinen radikalen Parts und allgegenwärtig befremdlich. Spätestens jetzt sollte man sich den Namen Ari Aster merken!

Kritik: Sebastian Groß

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