In seiner Karriere als Actionstar legte sich der Brite Jason Statham (Fast & Furious 7 - Zeit für Vergeltung) eigentlich nur mit menschlichen Gegner an. Bevorzugt fiese Mafiosis, Menschenhändler und Mörder machten Bekanntschaft mit seinen Fäusten. In Meg muss der ehemalige Profi-Turmspringer nun aber gegen einen prähistorischen Riesenhai zu Felde ziehen, der aus den Tiefen des Marianengraben emporgekommenn ist, um sich an der Oberfläche des südchinesischen Meers am All-You-Can-Eat-Buffet zu laben. Dabei stehen plantschende Badegäste genau so auf seinem Speiseplan wie Buckelwale und Luxusyachten.
Haie, ob nun riesig oder nicht, verursachen im Kino seit Steven Spielbergs Klassiker Der Weiße Hai von 1975 unbehagliche Stimmung. Damals, als Spielbergs Hai im Sommer ins Kino kam, sorgte der Film für leere Strände und dämonisierte die Tiere zu grauenvollen Fressmaschinen. Der Buchautor von Jaws, Peter Benchley (Die Tiefe), bereut bis heute seine Darstellung des Hais und versucht den Ruf der Knorpelfische seit langem wieder herzustellen. Die Macher von Meg brauchen da keine Sorge zu haben. Nach der Sichtung des Blockbusters dürfte die Meinung gegenüber den Raubischen mit der markanten Rückenflosse weder in eine negative noch positive Richtung ausschlagen.
Dies liegt zum einen daran, weil Meg frei von echten Schrecken und Spannung ist. Wenn der Riesenhai erscheint, dann geschieht dies ohne fesselnde Suspense. Zugegeben, der Film versucht hier und da sein Publikum zu erschrecken, diese Offerten sind aber so offensichtlich und vorhersehbar, dass sie nicht funktionieren. Der Riesenhai bringt keine Stimmung mit. Wie auch? Das Vieh ist so gigantisch, dass man sich eh die meiste Zeit die Frage stellt, wieso solch ein Koloss einem einzelnen Menschen hinterher jagen sollte, wenn es hundert Meter weiter unten wirkliche sattmachende Walhäppchen gibt. Diat?
Der Film wurde ja mit dem ersten Trailer als reinrassiges Hochsee-Spektakel beworben, in dem der Megalodon ganze Schiffe verschlingt. Doch auch als reinrassiges B-Movie-Spektakel, fern vom Horror-Genre, funktioniert Meg nicht. Das Script sowie die Regie von Jon Turteltaub (Das Vermächtnis der Tempelritter) gelingt zu keiner Zeit der Balanceakt zwischen Augenzwinkern und brachialer Frontal-Attitüde. Wenn sich der Film für selbstreferenzielles Schaulaufen öffnet, hält das Drehbuch mit pappiger Möchtegern-Seriosität dagegen. Und wenn sich mal am Horizont kurz der Schweif der Spannung zeigt, wird dieser flugs mit stumpfen, nicht sonderlich einprägsamen One-Linern und zähflüssigen CGI-Szenerien verscheucht. Kurz: Meg steht sich konstant selbst im Weg.
Was Meg ebenfalls nicht wirklich gut tut, ist die Präsenz von Statham. Dem Film scheint seinen Star, der gewiss viele Actionfans ins Kino locken wird, wichtiger und lieber zu sein als das titelgebendes Seeungeheuer. Wenn der Brite die Bühne betritt wird alles andere zweitrangig. Das bedeutet allerdings nicht, dass Meg davon ablässt seine Zuschauerschaft mit einschläferndem Expositions-Blabla sanft in den Schlaf zu wiegen. Die marginal und dennoch schlampig skizzierten Figuren sorgen ebenfalls dafür, dass der Film oftmals mehr an eine Schlaftablette erinnert, als an ein adrenalinhaltiges Abenteuer.
Zugegeben, der finale Kampf zwischen Statham und Riesenhai durchbricht so unverschämt die Schwelle des Machbaren und Möglichen, dass durchaus Applaus angebracht wäre. Denn dann erreicht Meg genau das Level von stupiden Wahnwitz und anti-logischer Grenzüberschreitung, die in der Werbekampagne versprochen wurde, zuvor aber nie überzeugend umgesetzt wurde. Bedauerlicherweise beweist der Film nur wenige Szenen zuvor, dass ihm seine PG-13-Ausrichtung nicht gut tut.
Wenn das Urvieh chinesische Badegäste am Strand von Sanyan verspeist, dann geschieht dies so steril und ohne wirklichen Impact, dass das Ganze wie eine blut- und sexbefreite Version von Alexandre Ajas Funsplatter Pirnaha 3D aussieht. Da kann man Regisseur Turteltaub durchaus verstehen, dass er sich enttäuscht zeigte, dass das Studio einen Film für ein großes Publikum haben wollte. Leider ist Meg nur in einer Hinsicht gnadenlos und zwar, wenn es darum geht den chinesischen Investoren Zucker in den Allerwertesten zu blasen. Dann gelingt es ihm sogar unfreiwillig ein paar Lacher zu generieren.