Maria do Mar, eine junge Filmstudentin, recherchiert für einen Dokumentarfilm über die alten Herrenhäuser am Fluss Douro, um damit ihre Diplomarbeit über die Realität im Kino abzuschließen. Ihr Vertrauen in das, was „sichtbar“ ist, ist grenzenlos. Ihre Unbefangenheit und Naivität lassen sie die positiven Seiten der Welt sehen, wie die Schönheit der Landschaft und ihre Authentizität beziehungsweise das, was davon noch übrig ist. Aber als sie das letzte Herrenhaus auf ihrer Liste betritt, merkt sie bald, dass sich in diesem Haus etwas abspielt, das nicht so unschuldig ist, wie es zunächst den Anschein hat.
Die blutbeschmierte Hand, die sich auf dem Poster zu Margarida Gils unentschlossenem Arrangement dem Publikum entgegenstreckt, wirkt nicht zu Unrecht wie eine Warnung. Die ziellos durch ihre aparte Landschaftskulisse entlang alter Herrenhäuser und üppiger Wälder streifende Geschichte einer nicht mehr jungen Dokumentarfilmerin (Carolina Campanela), die bei ihrer Arbeit mit einer zurückgezogenen Familie auf düstere Geheimnisse stößt, erreicht nur eines: jedes Zuschauersegment zu enttäuschen. Am meisten diejenigen, die auf die versprochenen Schauerelemente warten.
Womöglich sind der Schrecken, von denen die Synopsen sprechen, auch schlicht die Langweile, die sich ausbreitet, während die Figuren Speisen wie kulinarische Requisiten aufbauen, sich photogen auf Möbel drapieren oder selbst hübsch almodisch flackernde Filmaufnahmen betrachten. Der persönliche Blick auf selbstgeschaffene Realitäten, sind eines der durchaus interessanten Motiv, mit denen die unstete Inszenierung jedoch ebenso wenig anzufangen weis wie mit den Elementen Henry James KlassikersThe Turn of the Screw.
Die Schauernovelle um seelischen und implizit sexuellen Kindesmissbrauch, die Gil in Teilen adaptiert, steht in ihrer gespenstischen Atmosphäre und beklemmenden Thematik in eklatantem Kontrast zum burlesken Humor ihres selbstverfassten Drehbuchs. Hinter dessen arrivierter Analytik blitzen immer wieder Elitarismus, akademistische Arroganz und eine problematische Gleichsetzung von sexueller Gewalt, Missbrauch und Erotik. So hinterlässt das, was womöglich als Dialog zwischen Film und Literatur gedacht war, nicht nur Ermüdung, sondern einen üblen Nachgeschmack.
Fazit
In seiner verstaubten Rigidität, unnatürlichen Überkonstruktion und kunsthandwerklichem Dekor erinnert Margarida Gils gestelzter Berlinale-Beitrag mehr an ein Tableau Vivant als einen Film. Dessen Schauspiel ist gerade tragenden Rollen hölzern, die Dialoge werden in unnatürlichem Rezitier-Ton vorgetragen, ohne dass beides als theatrales Stilmittel eigene Bedeutung entfaltet. Mit seinen narrativen Sackgassen und Leerstellen wirkt der poröse Plot so verwinkelt und morsch wie die darin vorgeführten historischen Anwesen. Deren Einrichtung immerhin hat Stil.
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