Als zwei Mädchen vermisst werden, wird Paul Chartier, ein impulsiver junger Polizeirekrut, „Maldoror“ zugewiesen. Diese Geheimeinheit wurde eingerichtet, um einen gefährlichen Sexualstraftäter zu überwachen. Als die Operation scheitert, begibt sich Chartier, der die Grenzen des Rechtssystems satt hat, auf eine einsame Jagd, um die Schuldigen zur Strecke zu bringen.
"Maldoror" gehört zum Programm des 38. Fantasy Filmfest (sieheInfos)
Kritik
Mit seiner egozentrischen Evokation der provokanten Prosa Comte de Lautreamonts gleichnamigen Gesangs, der die Hinwendung zu einem zum gesellschaftlichen Grundprinzip erhobenen Bösen als Triumph über ein viktorianisches Moralverständnis feiert, wird der Titel Fabrice du Welz (The Passion According to Beatrice) konventionellen Cop-Thrillers unfreiwillig zum Marker gescheiterter ästhetischer und allegorischer Ambitionen. Erste manifestieren sich noch am deutlichsten in Vor- und Abspann des psychopathologischen Polizisten-Porträts, das ähnlich seines unglücklichen Hauptcharakters (Anthony Bajon, Beating Hearts) stets ein entscheidendes Stück neben der Spur liegt - nicht nur kriminalistisch.
Je weiter sich der Jungermittler Paul Chartier, selbst Sohn eines Kleinkriminellen, in dem von den grausigen Taten des belgischen Kindermörders Marc Dutroux inspirierten Fall zweier verschwundener Mädchen verfängt, desto mehr leidet seine eigene psychische Stabilität. Unterdessen agiert der Täter immer dreister im Wissen, dass Unfähigkeit und Unterwanderung des Polizeiapparats ihn schützen. Die beiden gleichsam abgenutzten Tropen des idealistischen Rookies gegen ein korruptes Establishment verbindet sich mit der des fanatischen Verfolgers im Bann eines perversen Psychopathen.
Dessen Leinwandpräsenz ist indes Nicht ansatzweise so verstörend wie die Prozessbilder des realen Vorbilds, den gerade seine harmlose Erscheinung so erschreckend machte. Der Regisseur und sein Co-Drehbuchautor Domenico La Porta verfallen auch hier konventionellen Konstrukten, statt zu ergründen, wie Dutrouxs bürgerliche Herkunft in vor dem Gesetz schützte und seinen Verbrechen diente. Diese Auslassung ist umso frustrierender, da kriminologischen Klassismus bezüglich Chartiers Familienhintergrund angeschnitten, aber nie vertieft. Stattdessen bestätigt die egomanische Eskalation des Protagonisten indirekt biologistische Bias.
Fazit
Um das skandalöse Versagen der belgischen Polizei im Fall Dutroux drückt sich Fabrice Du Welz profaner Psycho-Krimi genauso geflissentlich herum wie um die Nachsicht des Justizapparats gegenüber dem sadistischen Serienkiller. Diese spürbare Scheu vor einer Auseinandersetzung mit dem unterschwellig dauerpräsenten Thema macht die schematische Story mehr zu einem Monument des traumatischen Tabus statt zum Bruch desselben. Konventionelle Kameraaufnahmen und schematisches Schauspiel ersticken die spärliche Spannung der konformistischen Kriminal-Chronik, die vor den Abgründen hinter belgischer Biederkeit zurückscheut.
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