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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der am Kaspar-Hauser-Syndrom leidende Johannes (Franz Rogowski) haust mit seiner strengreligiösen Mutter Maria (Susanne Jensen) in einer einsamen Berghütte. Jeglichen Kontakt mit der Zivilisation versuchen sie zu vermeiden.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Kühle Gipfel, klares Abendlicht, raunende Waldlandschaften – das sind die heimlichen Protagonisten in Luzifer, einem eigenartig menschenleeren Film, in dem sich sogar die Hauptcharaktere durch deren Einschränkungen und post-zivilisatorische Prägung eher im vermeintlichen Naturtreiben versenken, als Konturen bürgerlicher Individualität zu entwickeln. Von der Gesellschaft zurückgezogen widmen sich Johannes (Franz Rogowski, Undine) und seine Mutter Maria (Susanne Jensen)  ganz der Alltagsarbeit: Pflege der Natur, Pflege des Glaubens und Pflege der Gemeinschaft. Doch da ist noch etwas, das bedrohlich über der rituellen Idylle schwebt, das immer wieder aus der mahnenden Latenz bricht: der "Teufel". 

"Wo ist der Teufel?", murmelt Johannes immer wieder hektisch vor sich hin. Es gelingt Rogowski sein panisches Fragen so vorzubringen, dass es, abhängig von der Betonung,  nach einer Suche im eigenen Inneren und im bedrohlichen Außen wirkt. Tatsächlich begegnet  uns der "Teufel" zunächst in verdächtiger Beiläufigkeit, in Form von Alkoholsucht, Technologie, sexueller Lust und finanzieller Gier. Während die Zuschauenden sich fragen, welcher dieser Aspekte wohl zur letzlichen Eskalation führen wird, ist es vor allem das Gefühl einer dunklen Vorahnung, einer sich steigernden Bedrängnis, die die Anwesenheit des "Teufels" über weite Strecken charakterisiert. 

Regisseur Peter Brunner bleibt damit dicht an den Protagonisten und deren emotionaler Realität, erlaubt uns kein Ausweichen in Form einer Gegendarstellung gesellschaftlichen Alltags. Damit nimmt er ihre Existenzform ernst, nicht ohne sie in ihrem problematischen Charakter zu betonen: der extremisierte Spiritualismus resultiert aus einem Fluchtreflex – vor sich selbst und dem Äußeren. Damit porträtiert er eine Praxis, die sowohl auf emotionaler Unterdrückung, als auch auf dem verzweifelten Widerstand gegen eine ganz und gar durchrationalisierte Gesellschaft basiert. Auch bildästhetisch wird die Nähe zu den Protagonisten betont. Aufnahmen ihrer zwischenmenschlichen Begegnung werden in enger Geschlossenheit eingefangen, nur um bald darauf von  weiten und vernebelten Naturlandschaften abgelöst zu werden. Es bleibt ein kritisch zu betrachtender Rettungsversuch hin zur Intimität und zum Absoluten. Mit diesen Eindrücken ist Luzifer nah dran am Ursprung gesellschaftlicher Narrativen, die sich aufgrund von ökonomischer Entfremdung, kollektiven Traumata und bevorstehenden Klimakatastrophen entwickelten.

Gemeint sind die verkrampfte Suche nach Sinn, Abschottungsphantasien und Erzählungen von einer Rückkehr zur Natur. Zwar erlaubt Luzifer dem Zuschauenden keinen Gegenentwurf zu Johannes und Maria. Dennoch löst er seine Ambivalenz kritisch auf, indem er die Konsequenzen einer derartig regiden Lebensform darstellt. Nicht nur die Zuspitzung, die zum Abschluss des Filmes erfolgt und dem "Teufel" mehr Raum eingesteht, erzeugt diesen Eindruck. Auch die Darstellung der stetigen Selbstverneinung, des verabsolutierten Todestriebes, der Verdrängungserscheinungen wie Selbstverletzung oder inzestuöses Verhalten hervorbringt, legt diese Sinnrichtung nahe. Letzteres versteht der Film in die Erzählmuster eines Genre-Filmes zu bringen, der in seinen Motiven bisweilen abgenutzt, in seiner Wirkung jedoch einnehmend erscheint. 

Fazit

"Luzifer" versteht es, den Rückzug in die radikale Religiosität als Lebensform ernst zu nehmen und einen kritischen Blick auf die emotionale (Selbst-)unterdrückung und Flucht werfen. Der Kontrast zwischen einer großen, mysthischen Natur und einer kleinen, im Innern zerstörten Gemeinschaft wirkt ebenso verstörend, wie die unheilvolle Stimmung einer bevorstehenden Eskalation, die die Angst als Antriebsfeder herausstellt. 

Kritik: Maximilian Knade

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