Seit nunmehr 40 Jahren, beschert uns Alleskönner Jackie Chan Jahr für Jahr einen Film nach dem anderen. Von unglaublichen Stunts, faszinierenden Martial-Arts-Choreografien, explosiver Action, bis zu glorreicher Slapstick und unschlagbaren Humor, war alles dabei, was das Kinoherz höher schlagen lässt. Nun könnte man meinen, dass Jackie mit seinen mittlerweile 56 Jahren alles etwas ruhiger angehen lässt. Doch weitgefehlt, denn Filmemachen ist seine Leidenschaft. Umso mehr freut es da, dass Jackie zu seinen Wurzeln zurückkehrt, um vermehrt wieder in Hongkong zu drehen. Zwar gehören halsbrecherische Stunts der Vergangenheit an, doch furiose Kämpfe, sowie der typische Humor, sind eben doch sein Markenzeichen. Und dass Jackie nach all der Zeit immer noch der Meister aller Klassen ist beweist er in seinem neusten Film Little Big Soldier wieder einmal mit Bravur.
Die Geschichte von Little Big Soldier mag kaum überraschen, immerhin sind Elemente wie Ehre, Zweifel, sowie Feindschaft die sich in Freundschaft wandelt, in solch einem Setting schon unzählige Male erzählt worden. Doch dadurch, dass Jackie selbst das Drehbuch geschrieben hat, darf man mehr als nur eine klassische Martial-Arts-Geschichte im alten China erwarten. Hervorragend inszenierte Kämpfe, aber ebenso ein lockerleichter Situationshumor dürfen natürlich nicht fehlen. Newcomer Regisseur Sheng Ding, der schon mit Underdog Knight Erfahrungen im Action-Genre sammeln konnte, schafft es jedoch nicht ganz eine durchgehend rasante Stimmung zu erzeugen. Besonders der Anfang ist deutlich zu schnell und sprunghaft erzählt. Jedoch findet er nach einiger Zeit die Spur und präsentiert eine starke Story, die neben Action und Humor, vor allem mit Dramatik punkten kann.
Dies fängt schon bei der Optik an. Die Welt von Little Big Soldier ist grau, trist und bietet kaum Hoffnung. Anders dagegen die Rückblenden des alten Soldaten an seine Heimat. Hier scheint alles farbenfroh zu sein, wie aus einer längst vergangenen Zeit. Ebenso sind die Charaktere des ewigen Kampfes müde und bieten kaum heroische Aufrichtigkeit. Ein perfektes Setting für die Drama-Elemente. Für Fans von lustigem unkompliziertem Jackie Spaß, wird dies aber durchaus befremdlich sein. Zwar sind viele Szenen besonders durch den akrobatischen Einsatz von Jackie höchst humorvoll, doch die Herangehensweise ist deutlich anders. Besonders das Finale, was einen schönen Kampf zwischen den Kontrahenten präsentiert, ist konsequent und für Jackie Chan Fans eine deutliche Überraschung. Die darauffolgenden typischen Outtakes, dürften aber wieder einmal für ein paar Lacher sorgen.
Interessant sind auch die beiden äußerst verschiedenen Charaktere, die während der Odyssee durch das graue China immer wieder durch Zwang zusammenarbeiten müssen. Sie sind deutlich mehr als eindimensionale Stereotypen. So spielt Jackie den alten, kriegsmüden und ausgelaugten Soldat aus Liang. Ein einfacher Bauer der Zwangsrekrutiert wurde. Während der Jahre des Kampfes, hat er nicht nur Haus, Vater und Brüder verloren, sondern auch seine Ehre. Für ihn zählt nur das Überleben, denn dieses hat er seinem Vater am Sterbebett versprochen. Jackie Chan meistert diesen Drahtseilakt aus Verzweiflung, sowie stetiger Flucht vor allem, ohne Probleme. Auch Leehom Wang, als desillusionierter General, überzeugt durch seine Niedergeschlagenheit. Der sogenannte „Big Soldier“, hat scheinbar seine wichtigste Schlacht schon geschlagen. Da er diese jedoch überlebt hat, ringt er mit sich selbst und will lieber sterben, als sich seinem Schicksal zu stellen. Doch bald erkennt er, dass Krieg keine Lösung ist. Kampf schürt nur noch mehr Kampf. Die politische Botschaft ist zwar naiv (ein typisches Merkmal von Chan Geschichten), jedoch wichtig und wird durch beide Charaktere vollends vermittelt.