Inhalt
Der Hikari Club, dass sind neun 14jährige Jungen, die in einer verlassenen Fabrikhalle ein Reich nach ihren eigenen Regeln formen. Angeführt vom großen Zera, verabscheut der Club die Welt der Erwachsenen, mitsamt ihren Regeln und Moralvorstellungen.
Kritik
Ach ja, die guten Anime und Manga Realverfilmungen. Im Grunde weiß man schon von vornherein, dass man bitterlich enttäuscht wird, sei es aufgrund der unpassenden Schauspieler, der schwachen Geschichte, oder schlicht und ergreifend weil der Film nichts weiter darstellt, als eine kostengünstige, temporäre Gelddruckmaschine. Die Verfilmung von Litchi Hikari Club, dem düsteren Manga aus der Feder von Furuya Usamaru, sah, zumindest auf den ersten Blick, jedoch recht vielversprechend aus. Der Cast, bestehend aus recht jungen japanischen Schauspieler, sah den Figuren aus der Vorlage zum verwechseln ähnlich und der erste Trailer brachte das düstere und beklemmende Gefühl der Vorlage gut rüber. Bevor wir aber über den eigentlichen Film reden, sollte man zunächst ein paar Worte über eben jene Vorlage verlieren, da der Hikari Club in Deutschland selbst unter hartgesottenen Manga Fans nicht allzu bekannt sein dürfte.
Im Grunde geht es in der Geschichte von Usamaru um die alt bekannte Rebellion der Jugend gegen das Erwachsenwerden. Die 9 Mitglieder des Clubs sehen ihre Jugend als rein und wunderschön an, während alles Alte als krank, schwach und abstoßend empfunden wird. Um ihre Ideale auch im Rest der Welt geltend zu machen, erbauen die jungen Männer einen Roboter, der für sie nicht nur unliebsame Gäste aus dem Weg räumt, sondern auch ein Mädchen von reiner Schönheit in die heiligen Hallen des Clubs bringt, welche von den pubertierenden Jungen als Königin verehrt wird.
Die Geschichte strotzt auf der einen Seite voll jugendlicher Naivität, der großen Frage nach der Selbstfindung, sowie der Rebellion gegen bestehenden System und ist, auf der anderen Seite, durchsetzt mit sehr drastischer, physischer Gewalt, Homosexualität und einem beklemmenden, totalitären Regime. Sicherlich kein Manga, den man von der ersten Minute an ins Herz schließen will, aber wer auf den Zeichenstil und die düstere Geschichte steht, wird mit den 9 Kapitel a 30-35 Seiten garantiert seinen Spaß haben.
Nun aber zurück zur Verfilmung. Diese richtet sich ganz eindeutig an Fans der Vorlage, denn wer besagte nicht kennt wird in den ersten Minuten heillos überfordert sein. Zwar versucht der Film nach seinem recht ungezügelten Start auch Neueinsteiger mit ins Boot zu holen, aber bis dahin ist im Grunde schon so viel passiert, dass man entweder vor Verwunderung das Programm gewechselt hat, oder beginnt sich ernsthafte Sorgen um die eigene Psyche zu machen, oder anders ausgedrückt: der Film ist sehr japanisch. Hat man den ersten Schock einmal überwunden, dann präsentiert sich einem jedoch ein ganz ansehnlicher Film, der Humor, Gewaltexzesses, Erotik und vieles mehr unter einen Hut bringt und dabei nie den Tonfall der Vorlage aus den Augen verliert.
Dennoch gibt es einige Punkte, bei denen der Film deutlich hinter der großen Vorlage zurück hinkt. Zunächst fällt einem sicherlich die Gewaltdarstellung auf, welche, gemessen an der krankhaft brutalen Vorlage, fast schon zu harmlos wirkt. Es ist erstaunlich, dass man bei einer Szene, in der einer Frau die Augen sprichwörtlich aus dem Kopf gebrannt werden, von harmloser Gewalt reden kann, doch wer die gleiche Szene im Manga betrachtet, wird wissen wovon ich spreche. Dabei geht es viel weniger um das voyeuristische Ausleben jener Szenen, schließlich handelt es sich hierbei nicht um Torture Porn, sondern um die Entmenschlichung der Figuren. Im Laufe des Films spaltet sich die Gruppe in zwei Lager und ein nicht minder wichtiger Punkte für jenen Zwist ist die stetig wachsende Hybris von Zera, dem Anführer des Hikari Clubs, der sich, wie kaum ein anderer, an dem Leid seiner Opfer ergötzt und dieses nicht nur billigend in Kauf nimmt, sondern Folter, Verstümmelung und Tod scheinbar völlig unberührt an sich abprallen lässt.
Hier hätte der Film durchaus noch ein paar Szenen mehr gebraucht, wie eben in der Vorlage, um die Spaltung der Gruppe, und damit einhergehend die finale Konfrontation zwischen den Figuren, noch stärker in Szene zu setzen. So fällt am Ende leider die gewisse emotionale Bindung zu den Charakteren, um der Dramaturgie in Gänze seine Aufmerksamkeit zu schenken, dennoch ist das Geschehen auf der Leinwand alles andere als uninteressant, sodass schlussendlich zwar kein herausragender Filmt entstanden ist, aber dennoch einer, der den Zuschauer für knapp 2 Stunden recht solide unterhält.
Fazit
Aus der großen Masse an belanglosen Manga Verfilmung sticht "Litchi Hikari Club" deutlich hervor, denn obwohl der Film in Sachen Inszenierung und Dramaturgie einige Probleme aufweist, können der gute Cast, die stimmige Atmosphäre und die durchaus unterhaltsame Geschichte letzten Endes dennoch überzeugen. Kenner der Vorlage und hartgesottene Anime Fans dürfen durchaus einen Blick riskieren.
Autor: Sebastian Pierchalla