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Inhalt

Maria Beatrice Morandini Valdirana ist Gräfin und Quasselstrippe, die sich in der Welt der Schönen und Reichen bestens auskennt. Seitdem sie sich in einen Berufsverbrecher verliebt und der italienischen Justiz zahlreiche Gründe gegeben hat, sie unter Arrest zu stellen, ist von ihrer gesellschaftlichen Bedeutung nicht mehr viel übrig. Beatrice muss sich in der rustikalen Villa Biondi psychologischer Behandlung unterziehen. Als die junge Donatella, die außerhalb ihres eigenen Universums kaum anzutreffen ist, dort ebenfalls Patientin wird, nimmt Beatrice die gebrochene Frau unter ihre Fittiche. Beim Arbeitseinsatz in einer lokalen Gärtnerei ergibt sich eine seltene Gelegenheit, den goldenen Käfig zumindest kurzfristig zu verlassen: Beatrice und Donatella büchsen aus. Dicht gefolgt von einem Dutzend Psychologen jagen sie durch die Toskana und freunden sich bald an. Zwischen bipolaren Glücksschüben, manischer Zielstrebigkeit und zwanghafter Furchtlosigkeit verstehen sie einander besser als sonst jemand es könnte. Nichts weniger als das Glück wollen sie suchen bei ihrem Ausflug in dieses Freiluft-Irrenhaus, das man viel zu oft mit der Realität verwechselt.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Wie politisch inkorrekt der Begriff Klapsmühle auch sein mag, passt er doch in den Kosmos so mancher Filme, die sich eine psychiatrische Institution als Schauplatz ausgesucht haben. Ein Haufen schräger Vögel, die unter einem Dach leben und wahnsinnig unterhaltsame Ideen ausbrüten. Ab und zu schlucken sie ein paar Pillen und lassen sich vom betreuenden Personal in die Schranken weisen. Das kann man gar nicht ernst genug nehmen, um es mit einem seriöseren Begriff umschreiben zu müssen. Der italienische Regisseur Paolo Virzì begibt sich in seinem neuen Film Die Überglücklichen auf Entdeckungsreise in den Kosmos einer jener Klapsmühlen. Doch dankenswerterweise entfliehen die beiden Protagonistinnen schon früh den Zwängen dieser filmischen Illusion und begeben sich auf die Jagd nach dem Überglück. Zusammen mit der Drehbuchautorin Francesca Archibugi folgte Virzì seinem Interesse für die weibliche Erlebniswelt und schrieb einen Film, der zwei Frauencharaktere zusammenbringt, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Während Beatrice (überzeugend gespielt von Valeria Bruni Tedeschi) die Patientinnen der Villa Biondi mit ihrem aristokratischen Auftreten und grenzenlosen Wortergüssen im Griff zu haben glaubt, hüllt sich die psychisch labile Donatella (sensibel verkörpert durch Micaela Rammazzotti) in Schweigen. Hier die gescheiterte Gräfin, die sich in den falschen Mann verliebt und ihr Vermögen verloren hat; dort die am Boden zerstörte Mutter eines Kindes, das ihr nach einem Selbstmordversuch weggenommen wurde. Das Aufeinanderprallen dieser verschiedenen Charaktere gibt dem Film zu Beginn einen besonderen Charme. Auch wenn der unaufhörliche Redeschwall von Beatrice die Redensart „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ für den Zuschauer schnell zum Mantra werden lässt, ist man doch daran interessiert zu erfahren, wo die geballte Energie der beiden Frauen die Geschichte hinführen mag.

Nach der Flucht aus den Fängen der Psychologen stürzen sich die beiden Frauen sensationslustig ins Leben. Eine Shoppingtour im Einkaufszentrum, wilde Fahrten in geklauten Autos und Zechprellerei in einem teuren Restaurant. Die Vergangenheit gerät in diesen Momenten in Vergessenheit und das Interesse an den beiden Hauptcharakteren zeitweise ebenfalls. Der Roadtrip der Verrückten nimmt seinen Lauf und erinnert zunehmend an Filme wie Vincent will Meer. Doch das Glück liegt für Beatrice und Donatella weniger im Nervenkitzel und der Konsumlust als in ihrer Erfahrung einer wahren Freundschaft. Auch wenn in diesem zerfahrenen Mittelteil von Die Überglücklichen kein Zugang zu den Figuren zu finden ist, lässt sich das Band zwischen den beiden gemeinsam durch Dick und Dünn gehenden Frauen immerhin erahnen.

Erst gegen Ende gewährt der Film ein tieferes Verständnis seiner Charaktere. In unverfälschten Bildern wird die Vergangenheit von Donatella aufgearbeitet. In diesen Momenten verlässt Die Überglücklichen die Gewässer der überschwänglichen Komödie und taucht in das tragische Schicksal seiner Protagonistin ein. Was der Film vorher an psychologischer Substanz während euphorischer Verfolgungsjagden auf der Strecke ließ, bemüht er sich in letzter Minute nachzuholen. Damit wird die Flucht aus der klischeebeladenen Klapsmühle erst ganz am Ende zu einem gelungenen Abbild menschlicher Realität.

Fazit

Die italienisch-französische Co-Produktion „Die Überglücklichen“ lässt charakterliche und gesellschaftliche Gegensätze kollidieren. Eine redselige Gräfin und eine melancholische Selbstmörderin lassen auf der Flucht vor den Psychologen so richtig die Sau raus. Erst nach einigen unpersönlichen, adrenalingeladenen Exzessen der beiden Hauptfiguren holt die Tragik ihrer Lebensschicksale die Geschichte ein. Es mangelt an Balance, dafür aber nicht an vielfältigem Temperament.

Kritik: Jonas Göken

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