Inhalt
Das Unvorstellbare geschieht, die Erde bebt infernalisch und danach sind alle Kinder und gläubigen Menschen wie vom Erdboden veschluckt. Übrig bleiben die Ungläubigen und grenzenlose Panik. Züge entgleisen, Busse rasen über Autobahn-Absperrungen, Geschäfte werden geplündert und die Krankenhäuser sind in Kürze überfüllt. Rayford Steele (Nicolas Cage) ist als Pilot gerade in der Luft unterwegs und sieht in diesem Moment sein Leben in Trümmern liegen. Seine gläubige Frau (Lea Thompson) ist verschwunden, seine Tochter (Cassi Thomson) hat sich enttäuscht von ihm abgewandt. Doch Rayford steht in der Verantwortung und muss das Leben der übrig gebliebenen Passagiere und seiner Besatzung retten, komme was da wolle. Ein nervenzerfetzender Kampf gegen die Zeit beginnt.
Kritik
„Left Behind“ lautet der Titel einer Romanreihe von den Autoren Jerry B. Jenkins und Tim LaHaye. Die Romanreihe wurde bereits einmal verfilmt, wobei man sich recht streng an die Vorlage hielt. Das heißt vor allem eines: es ging christlich zu, denn „Left Behind“ ist ohne Zweifel eine der erfolgreichste Buchreihen, die dem evangelikalen Glauben zugewandt ist und besitzt ein große Anhängerschaft. Dass diese nicht ganz frei von radikalem Blödsinn ist, merkt man, wenn man sich Interviews mit den Autoren durchliest, die in ihrer Romanreihe den fiktiven UN-Generalsekretär zum Antichrist erklärten.
Nach dem „Left Behind“ bereits 2000 mit dem damaligen TV-Star Kirk Cameron verfilmt wurde (das Ergebnis muss zum niederknien grottig gewesen sein), gibt es nun das Remake, welches mit Nicolas Cage und Chad Michael Murray definitiv um einiges prominenter besetzt ist. Das muss aber nichts heißen, denn auch der „Left Behind“- Film von 2014 ist alles andere als ein offener oder ökumenischer Film, wobei seine christliche Botschaft erst gegen Ende die volle Dosis Übelkeit auslöst. Bis dahin wird man als Zuschauer Augenzeuge von gammeligen Dialogen und einer Geschichte, die nichts aus ihrem eigentlichen Mysterium macht. Das Ganze wirkt eher so, als ob ein paar edle, evangelikale Spender genügend Dollar zusammengebracht haben, um „Left Behind“ erneut zu verfilmen, diesmal fürs Kino (Platz 6 der Kinocharts, wie das Backcover der deutschen Blu-ray stolz preisgibt). Richtig Lust dazu, hatte aber anscheinend niemand.
Zugegeben, Lust ist innerhalb des Christentums nicht unbedingt ein gern gesehenes Gefühl. Im Filmbereich kommt es dem Projekt aber selten wirklich zu Gute, wenn die Beteiligten eines Enthusiasmus an den Tag legen, wie ein hyperaktives Kind, welches mit hochdosiertem Ritalin intravenös ruhig gestellt wurde. Sogar Nicolas Cage, der Herr des Overacting und der gefühlsbetonten Grimassen, verzichtet hier auf sein (mittlerweile wohl Copyright-gesichertes Darsteller-Programm) und macht wirklich nur noch das Nötigste. Ähnlich tut es Regisseur Vic Armstrong. Der ist eigentlich Stuntman sowie Action-Experte, bzw. Second Unit Director und arbeitete z.B. an großen Blockbustern wie „James Bond 007 – Der MORGEN stirbt nie“ oder „Starship Trooper“ mit (sehr unchristliche Filme, nicht wahr?). Doch selbst wenn es bei „Left Behind“ einmal kracht, wird der Film seinen Phlegmatismus nicht los. Wer von den Finanziers glaubt somit neue Anhänger oder Rekruten für ihre Religionsrichtung zu bekommen, muss wirklich einen unermesslichen Gottesglauben haben. Ob man das jetzt bewundernswert oder seltsam finden soll, bleibt jedem selbst überlassen.
„Left Behind“, der hoffentlich nicht weiter fortgesetzt wird obwohl alles dafür spricht, ist hölzernes wie (fast schon verwegen) einseitiges und unspektakuläres Katastrophenkino, welches im Prinzip nur die Vorgeschichte preisgibt, die in der Romanreihe zu einem gigantischen Krieg gegen Satan wird. Wer nach „Left Behind“ aber wirklich noch den Willen verspürt, sich das antun zu wollen, muss wirklich besessen sein. Ob vom Teufel, lieben Gott oder einer anderen psychischen Krankheit spielt dabei dann absolut keine Rolle mehr, weil Wahnsinn halt immer Wahnsinn bleibt.
Fazit
Erzreaktionäres Vehikel ohne einen Funken wirklicher Schauwerte. „Left Behind“ ist ein ärgerlicher Film. Ärgerlich, weil er unglaublich bräsig und träge ist. Nicht weil er einen radikalen Glauben eine cineastische Propaganda-Bühne liefert. Ganz ehrlich, wer hier wach bleibt und dazu noch eine brauchbare Botschaft herausfiltern kann, ist eh nicht mehr zu retten. Amen.
Autor: Sebastian Groß