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Quelle: themoviedb.org

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Inhalt

Im Jahre 1000: Ein nordischer Unbekannter, genannt One-Eye, wird von Wikingern gefangengehalten und gezwungen, sich mit anderen Männern bis auf den Tod zu messen. Er ist unbesiegt, gefürchtet und stumm. In der Gefangenschaft kümmert sich ein Junge namens Are um ihn, der ihm Wasser und Nahrung bringt. Als er eines Tages überführt wird, überwindet er seine Fesseln und bezwingt seine Peiniger. One-Eye und Are begegnen einem Clan, der den Kreuzzügen in das Heilige Land folgen will, und schließen sich ihnen an. Eine Odyssee über das Meer entfaltet sich. Ein mystischer Nebel umgibt das Boot. Die Krieger sind auf einem Weg in das Herz der Finsternis.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Was siehst du? Dich selbst? 

Am Anfang sind es nur männliche Körper, die brachial aufeinanderprallen. Der stumme, einäugige Krieger (Mads Mikkelsen, James Bond 007 – Casino Royale) wird von heidnischen Wikingern als Sklave gefangen gehalten. Wenn er seinen Holzkäfig verlassen darf, dann nur, um sich mit anderen Kriegern zu duellieren. Bis zum Tod. Und keiner von ihnen ist One Eye gewachsen. Regisseur Nicolas Winding Refn (Drive) eröffnet Walhalla Rising mit martialischer Repetition. Immer wieder muss man als Zuschauer dabei zusehen, wie ein stoischer Mads Mikkelsen seine Gegner auf bestialische Art und Weise regelrecht zerschlägt. Seine Fäuste prügeln derart unnachgiebig auf die Schädel seiner Kontrahenten ein, bis irgendwann das Hirn zum Vorschein kommt. In einer anderen Szene öffnet er einem Nordmann den Bauch und befreit ihn von seinen Eingeweiden.

Eigentlich stehen die Zeichen auf rustikaler Männerunterhaltung: Ein schweigsamer Einzelkämpfer mäht sich rücksichtslos und absolut unmenschlich durch die Reihen. Nicolas Winding Refn jedoch entwirft hier einen absoluten Gegenentwurf zur obligatorischen Wikinger-Action-Mär: Der von Mads Mikkelsen verkörperte One Eye ist eigentlich kein echter Charakter, zu dem man eine echte Bindung aufbauen könnte. Vielmehr ist der Einäugige ein mythologisches Prinzip, in dem sich die Beschaffenheit der Welt, in der Walhalla Rising angesiedelt hat, bündelt. Eine Welt, in der der Tod regiert. Die Gruppe Christen, der sich One Eye anschließt, um mit diesen nach Jerusalem aufzubrechen, findet sich alsbald im – wortwörtlichen – Nebel der Zeit wieder. Der Aufbruch unterliegt zwangsläufig einer alles umgreifenden Sinnlosigkeit. Jede Suche nach einer Möglichkeit, endlich anzukommen, endet in Wahnsinn, Blut, Ohnmacht.

Nicolas Winding Refn macht es seinem Publikum mit Walhalla Rising nicht einfach. Die entschleunigte Wikinger-Odyssee ist sperrig, inszeniert konsequent an herkömmlichen Sehgewohnheiten vorbei und folgt erzählerisch keiner erkennbaren Struktur. Stattdessen geht es um die Atmosphäre einer archaischen Epoche, in der offenkundig nur die Gewalt als Konstante besteht. Sie führt Menschen zusammen, aber sie entweit sie vielmehr. Walhalla Rising spricht von einem erbarmungslosen, kalten Zeitalter, in dem der Teufel nicht nur seine Gesandten geschickt hat, sondern höchstpersönlich durch die Nebel-verhangenen Hügellandschaften Schottlands wandelt. Und womöglich ist One Eye der Leibhaftige, der die Christen auf ihrem Pfad der Missionierung (sprich: dem Abschlachten von Ungläubigen) in das Verderben schickte. Dadurch funktioniert Walhalla Rising nicht nur vor historischer Kulisse, sondern transzendiert diese in eine geschichtsphilosophische Dimension.

Die meditative Langsamkeit, mit der sich Walhalla Rising über seine kaum mehr als 90-minütige Laufzeit formuliert, entlädt sich in ihrer urgewaltigen Wucht zusehends in einem geradezu rauschhaften Pessimismus. Nicht nur mit dem Mythos vom heiligen Land räumt Nicolas Winding Refn hier radikal auf, sondern auch mit der Illusion, eine Bedeutung in der eigenen Existenz finden zu können. Die nordische Mythologie ist hier indes kein geschichtsträchtiger Gegenstand, sondern stilistische Projektionsfläche einer hypnotische Reise ins Herz der Finsternis. Ein flirrender Fiebertraum, der sich in deliranter Elegie wähnt und von einer wirkungsmächtigen Bildgewalt durchdrungen ist, wie sie in dieser durch und durch roh-beklemmenden Form wohl nur von Nicolas Winding Refn stammen kann. Aber nicht nur die Landschaft ist eine schaurig-ungezügelte, sondern auch die menschliche Natur. Ein einziger Abgrund.

Fazit

Eine hypnotische Reise in das Herz der Finsternis. Regisseur Nicolas Winding Refn fordert sein Publikum heraus, wenn er in "Walhalla Rising" konsequent an herkömmlichen Sehgewohnheit vorbei inszeniert und die elegische Wikinger-Odyssee vor allem als Fiebertraum definiert. Wer sich auf die meditative Langsamkeit des Films einlassen kann, der wird hier Zeuge von einem berauschenden Seherlebnis, an dessen Ende nur der Abgrund unseres Seins stehen kann.

Kritik: Pascal Reis

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