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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Der schwule und kosmetikfaszinierte Sohn des gestürzten Kaisers von Tyrannia kommt nach Madrid. Schrille Komödie von Almodóvar, die im Gegensatz zur bürgerlichen Moral unter der kurz zuvor gestürzten Franco-Ära steht.

Kritik

„Tag Susanna, entschuldige dass ich dich unterbreche, aber ich bin mit meinem Vater im Bett.“

Auch bei seinem dritten Spielfilm schert sich  Pedro Almodóvar (Julieta) einen Dreck um gute Manieren und gesellschaftliche Konfessionen und ist damit so wichtig wie stellvertretend für das damalige Umdenken seines Heimatlandes. Nicht nur lebt der untergetauchte Prinz eines (fiktiven) resoluten, totalitären und erzkonservativen Königreichs im geheimen Exil in Madrid zunächst seine Homosexualität offen aus und wird fast zufällig zum neuen Frontmann einer Punkband, sondern entdeckt darüber hinaus – über diverse Umwege – auch das Interesse für das andere Geschlecht. Verkörpert ausgerechnet von der ungesättigten Nymphomanin Sexilia (!), die selbst nur von Fick zu Fick lebt und niemals auch nur einen Gedanken an echte Gefühle verschwendet hat. Eine komplizierte, amouröse Beziehung, besonders da noch allerhand anderer, extrem schräger Vögel in dem ganzen Chaos munter mitmischen.

Ein Film ungebändigter Geilheit. So rattig, läufig und feucht, das tropft nicht nur, das kannst du auswringen. Zumindest initiiert Almodóvar damit sein knallbuntes Treiben zunächst, beginnend mit dem Blick auf prall gefüllte Hosen und der Einführung zahlreicher Figuren, die allesamt mit ihrer sexuellen Unzufriedenheit zu kämpfen haben. Mal zu viel, mal zu wenig, manchmal sogar ungewollter Inzest, da kennt der Regisseur keine Tabus. Episodenhaft erzählt und trotzdem immer wieder elegant bis klumpig zusammengerührt ergibt sich am Ende ein überraschend harmonisches Ganzes, obwohl der Weg dorthin alles andere als das verspricht. Denn Labyrinth der Leidenschaften scheint – noch mehr als sein eh schon leinenloser Vorgänger Pepi, Luci, Bom und der Rest der Bande – wie ein heilloses Durcheinander. Konzentrierte sich Almodóvar zwei Jahre zuvor wenigstens noch auf eine geschlossene Gruppe und füllte deren „Alltag“ mit allerhand absurden Situation auf, wird hier alles zersplittert in zunächst voneinander unabhängige Gestalten, deren Probleme, Bedürfnisse und Hoffnungen aber irgendwie miteinander verwoben werden. Das führt zu sehr sonderbaren und gerne völlig überdrehten Momenten, von pechrabenschwarz bis herzlich, purzelt dabei aber kopfüber trotzdem irgendwie exakt ins Ziel.

Es spiegelt wohl auch zu einem nicht geringen Teil autobiographisch die Erfahrungen seines Schöpfers wieder. Natürlich (oder eher hoffentlich) wahnsinnig überspitzt, aber so vital, radikal und verrückt kann niemand nur aus der Distanz einem allgemeinen Freiheitsdrang durch pure Euphorie Ausdruck verleihen. Labyrinth der Leidenschaften ist nicht nur schillernd-griffiges Queer-Cinema für den Jahrmarkt, er hat trotz seines gerne zelebrierten Unfugs sehr viel zu berichten. Oder darüber zu spotten. Die gesellschaftliche und besonders die politische, aufarbeitenden Ebene sind nicht zu verleugnen, auch wenn Almodóvar gar nicht darum bemüht ist, diese Gedankengänge als erdrückende Moral im Vordergrund zu etablieren. Muss er auch gar nicht, zu sehr hat er Freude daran sich ungeniert auszutoben und als Zuschauer ist man gerne dabei. Dabei geben sich Satire mit Presslufthammer-Subtilität, purer Exzess, hintergründige Ironie, grenzwertigem Galgenhumor und einer alles zusammenhaltenden, romantischen Ader die Klinke in die Hand. Kurzum: Ein schriller, auf Krawall gebürsteter Unruhestifter, der voll auf Kontroverse aus ist…aber eigentlich wirklich etwas erzählen möchte. Noch obsiegt aber der Rebell. Und allein dafür kann man ihn schon liebhaben.

Fazit

Guerilla-Kino ohne Geld, ohne Sittenwächter, aber mit viel Herz und dem Drang zu polarisieren. Um diskutiert, zerrissen und geliebt zu werden. „Labyrinth der Leidenschaften“ verspricht nicht zu wenig: Leidenschaftlich ist er auf alle Fälle. Das müssen selbst Skeptiker ohne Umschweife anerkennen. Der Rest kann gut und gerne als Geschmackssache ausgelegt werden. Obwohl eines noch unbestreitbar sein dürfte: Wer solche Filme macht, der ist keine Eintagsfliege. Hat sich ja bestätigt.

Kritik: Jacko Kunze

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