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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Das Grauen gleich zu Beginn: eine Enthauptung. Groß füllt die Guillotine den Bildkader aus. Baron Frankenstein wurde für die brutalen Morde, die sein künstlich geschaffenes Ungetüm begangen hatte, zum Tod durch die Guillotine verurteilt. Doch dank seiner Helfer und durch Bestechung des Henkers wird statt ihm der Priester, der ihm die letzte Beichte abnehmen sollte, enthauptet.
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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Mit Frankensteins Fluch legten die HAMMER-Studios 1957 den Grundstein für ihr B-Movie-Imperium, erbaut aus Angst und Schrecken. Der nur sehr, sehr lose an der James Whale-Verfilmung Frankenstein aus dem Jahr 1931 und noch weniger an der Romanvorlage von Mary Shelley orientierte Film wurde trotz spartanischer Mittel und spöttischen bis vernichtenden Kritiken ein kommerziell voller Erfolg. Grund genug, dass umgehend eine Fortsetzung in Auftrag gegeben wurde, obgleich dies dem Ende des Erstlings genau genommen widersprach. Aber warum sollte ausgerechnet der Tod in einem Frankenstein-Film irgendeinen Hinderungsgrund darstellen? So entstand im Eilverfahren Frankensteins Rache (hierzulande lange auch als Ich bin Frankenstein vertrieben, was sich auf die hier ersten Worte des Doktors bezog), bei dem sich mutmaßlich die Checkliste für Sequels dieser Art abarbeiten ließe: Im Ablauf eine Kopie der Ereignisse aus dem Original, nur mit weniger Präludium, höherem Blutzoll und von geringerer Qualität. Doch erfreulicherweise straft einen der Film in diesen Vorurteilen Lügen.

Nach der schnellen Erklärung, warum Victor Frankenstein (abermals der großartige Peter Cushing, Der Hund von Baskerville) trotz seiner angesetzten Hinrichtung durch die Guillotine weiterhin sein Unwesen treiben kann, findet sich dieser in einer anderen Stadt unter dem Namen Dr. Stein wieder. Dort hat er sich als praktischer Arzt einen sehr guten Ruf in der Bevölkerung erarbeitet, da er sich auch um die sozial Schwächsten bemüht. Natürlich nicht ganz ohne Hintergedanken. Besonders Amputationen mag der Onkel Doktor, landet die Ausschussware im Anschluss umgehend in seinem Geheimlabor, in dem erneut am selbstkreierten Menschen gebastelt wird. Sein Kollege Kleve (Francis Matthews, Blut für Dracula) erkennt ihn allerdings wieder. Statt ihn auffliegen zu lassen, bittet er ihn um eine Partnerschaft bei seinen pietätlosen Experimenten. So kommt Frankenstein zu einem Gehilfen auf seinem Niveau und diesmal benötigt er noch nicht einmal ein Opfer, um seine Schöpfung zur Vollendung zu bringen. Sein verkrüppelte Knecht Karl stellt freiwillig sein Gehirn zur Verfügung, schließlich bietet sich ihm dadurch die Chance auf ein Leben in einem neuen, unversehrten Körper. Keine Schäden, kein Verbrechen, außer an der Ethik. Dieses Mal könnte der Doktor seinem Ziel von wissenschaftlichem Ruhm näherkommen. Was natürlich nicht so astrein abläuft – schließlich sollten noch fünf weitere Teile folgen.

Auch wenn Christopher Lee als blutdürstiger Graf wohl das bekannteste Franchise aus dem Hause HAMMER anführt (welches mit dem ersten Dracula sowie Blut für Dracula auch über zwei der besten Einzelfilme des Studios verfügt), ist der mit nur einem Beitrag weniger ausgestattete Frankenstein-Zyklus im Schnitt die eindeutig bessere Reihe. Aus verschiedenen Gründen. Bis auf den klar schwächsten Teil Frankensteins Schrecken (1970) waren hier immer die Besten aus dem Studiopool am Werk. Peter Cushing verkörperte nur dort nicht seine Paraderolle und Terence Fisher war bei 5 von 7 Teilen für die Inszenierung verantwortlich (bei Frankensteins Ungeheuer übernahm Freddie Francis die Regie, der Einzige auf Augenhöhe mit Fisher). Das ist der handwerkliche Aspekt. Thematisch bietet die Geschichte aber grundsätzlich viel mehr an. Während Dracula im Prinzip nur ein triebgesteuertes Tier in Menschengestalt ist, ist Doktor Frankenstein ein gewissenloser wie brillanter Egomane. Nicht mal ein Psychopath im eigentlichen Sinne, sondern ein vom Ehrgeiz und Geltungsdrang Getriebener, der Opfer seiner eigenen Genialität wird und sich in der Folge entmenschlicht. Gänzlich den Blick für das Böse verliert, fest in dem Glauben im Wohle der Menschheit zu handeln. Die Kreatur, sie spielt in der Reihe immer nur eine untergeordnete Rolle, ist mehr tragisches Opfer denn Ungetüm. Das wahre Monster ist der Doktor, der bei seinem diabolischen Werk immer wieder über Leichen und moralische Grenzen geht.

Statt der alten Sequel-Faustformel von „Das Gleiche nochmal mit mehr Zunder“ stumpf zu folgen geht Frankensteins Rache den exakt richtigen Weg – was ihn tatsächlich zum besten Teil der Reihe macht. Er reduziert seinen Kreatur-Faktor auf ein Minimum und stellt dabei deutlicher die Figuren wie ihre Beweggründe in den Vordergrund. Genau genommen gibt es hier kaum eine echte Kreatur bzw. sie tritt kaum so auf, wie in allen vergleichbaren Werken, selbst außerhalb der HAMMER-Studios. Dadurch rückt er, trotz eines natürlich völlig veränderten Plots, von der Intention sogar näher an die ursprüngliche Geschichte von Mary Shelley heran als einige der vom Ablauf „werkgetreueren“ Verfilmungen. Wer einen flotten Monster-Schocker erwartet könnte sogar schnell enttäuscht werden, dafür gelingt es dem von Terence Fisher vorzüglich inszenierten und mit sarkastischer Ironie angereicherten Streifen die moralische wie ethische Komplexität des Themas erstaunlich gekonnt für sich zu nutzen. Natürlich nicht auf meisterlichem Niveau, das ist auch gar nicht dessen Anspruch. Trotzdem verdeutlicht er wie wohl kein Zweiter, wie unwichtig das (künstlich geschaffene) Monster eigentlich für einen guten Frankenstein-Film sein kann. Darüber hinaus hat er auch noch ein nahezu perfektes Ende. Vielleicht entschied man sich deshalb bei Frankensteins Ungeheuer für eine Art Neustart. Wenn schon, dann bitte so.

Fazit

Erstaunlich gelungene Fortsetzung zum ersten HAMMER-Horror-Klassiker, der das Original sogar noch leicht übertrifft. „Frankensteins Rache“ glänzt neben seiner fabelhaften Inszenierung und seiner feinen Ironie durch die geschickte Vorgehensweise, sich nicht auf sein „geschaffenes“ Monster zu verlassen, sondern viel mehr sein eigentliches Monster in den Vordergrund zu stellen. Und das verkörpert niemand so perfekt wie Peter Cushing. Wie fast jeder der HAMMER-Frankensteins sehenswert, diesmal sogar ganz besonders.

Kritik: Jacko Kunze

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