MB-Kritik

The Skin of Water 2024

Drama

Juan Luis Araya
César Maurel

Inhalt

Camila (15) muss zurück zu ihrem Vater. Sie hat nicht mit ihm gesprochen, seit ihre Mutter nach einem Autounfall ins Koma fiel. Dann lernt sie Diego (28) kennen, bei dem sie emotionalen Zufluchtsort zu finden versucht, doch an ihm ist alles chaotisch.

Kritik

Das titelgebende Element war bereits in Patricia VelásquezSpielfilm-Debüt ein Schlüsselmotiv, zu dem die in Costa Rica geborene Regisseurin in ihrem unsteten Coming-of-Age-Drama zurückkehrt. Doch der Einsatz vertrauter Metaphern half ihr augenscheinlich wenig bei der Entwicklung einer Story, die so richtungslos wirkt wie die junge Hauptfigur. Die wird in einer Phase körperlicher und emotionaler Veränderung durch einen schwerwiegenden Unfall ihrer Mutter zusätzlich mit einem familiären Umbruch konfrontiert. Eine im Kino nur allzu vertraute Konstellation. 

Letzter begrenzte Resonanz liegt auch an der unbeholfenen Darstellung Ariana Chaves, die als Camila wiederholt hilflos in mutmaßlicher Richtung der Regisseurin schielt. So wirkt die Protagonistin wenig bekümmert, als ihre Mutter im Koma liegt und sie mit ihrem entfremdeten Vater (Velásquez’ Stammdarsteller César Maurel, Apego) leben muss. Den verlorenen halt sucht die 15-Jährige bei dem fast doppelt so alten Diego (Juan Luis Araya, Memories of a burning Body). Der erfolglose Rocksänger träumt von einer Karriere in New York, doch lebt bei seiner invaliden Mutter. 

 Die prophetische Parallele zu Camilas häuslicher Situation, die wie eine Vorstufe zu seiner Existenz inmitten gescheiterter Träumen scheint, bleibt jedoch ähnlich unergründlich wie die rigide Reaktion ihres Vaters. Dessen autoritäre Bevormundung bestätigt die paternalistische Inszenierung mit einer plumpen Mischung aus dialogischer und dramaturgischer Dialektik. Klassenkameraden urteilen allein aufgrund des Altersunterschieds über Diego, der wenige Szenen später prompt eskaliert. Die eigentlichen Ursachen seiner Aggressionen bleiben vage. Entsprechend unverdient auf psychologischer und narrativer Ebene wirken die konformistischen Konsequenzen.

Fazit

Was von Patricia Velásquez‘ unausgegorener Jugendfilm in Erinnerung bleibt, ist dessen patriarchalische Pädagogik. Während sich ihr Co-Drehbuchautor und Kameramann Oscar Herrera visuellen Spielereien als der perspektivischen Profilierung der flachen Figuren widmet, lenkt die Regisseurin die derivative Dramaturgie in eine autoritäre Abmahnung. Jene redet lieber über Schlüsselmomente, statt sie zu zeigen. Den Mangel an cineastischem Gespür spiegelt der für den individuellen Kosmos Heranwachsender, deren Sprache und Handlungen gleichermaßen unglaubhaft scheinen. Ein filmisches Generikum mit fragwürdigen Aussagen.

Autor: Lida Bach
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