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Quelle: themoviedb.org

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Netflix

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Virginie lebt mit ihren Kindern Laura (15) und Gaston (7) auf einer Farm und züchtet Heuschrecken. Das Leben ist hart: Geldsorgen und praktische Probleme häufen sich, Spannungen mit ihren Kindern und Nachbarn nehmen zu. Aber alles ändert sich, als sie entdeckt, dass die Heuschrecken eine Vorliebe für Blut haben. Auf Netflix 6. August.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Vom tiefschwarzen Facettenauge über Halsschild und Vorderflügel bis zu den hellen Rückenplatten - seltener wurden Heuschrecken außerhalb des Dokumentarfilms wohl so detailliert eingefangen wie im neuen Netflix-Horror Schwarm der Schrecken. In seinem Langfilmdebüt als Regisseur widmet sich  der Arbeit einer alleinerziehenden Mutter, der Zucht von Heuschrecken sowie deren Weiterverarbeitung, während ihre Kinder durch den immensen Arbeitsaufwand in den Hintergrund geraten. Die französische Produktion zeigt sich als langsam aufbauender Thriller mit kleineren Horroraspekten, der in manchen Momenten Erinnerungen an Die Vögel weckt. Vom Tempo teilen sich beide Filme eine ähnliche Herangehensweise, auch wenn Hitchcocks Spätwerk unerreicht bleibt. In Schwarm der Schrecken verschmelzen indes Tierhorrorelemente mit Arbeits- und Vertriebsschwierigkeiten und einer Familiengeschichte. 

Bevor der titelgebende Schwarm der Schrecken zum ersten Mal im großen Rahmen auftritt, vergeht eine gute Stunde der Laufzeit, in der die verschiedenen Familienmitglieder und die Folgen von Virginies gewissenhafter Arbeit bedacht werden. Geschildert wird keine Heuschreckeninvasion apokalyptischen Ausmaßes sondern eine familienzentrierte Geschichte mit ansetzender Schreckenplage. Zur Familie gehören neben Virginie Hebrard () ihre Kinder Laura () und Gaston (), die zu dritt zunächst harmonisch und glaubhaft agieren, bis das Familienabbild auf nachvollziehbare Weise Risse bekommt. Das allgemeine Familientrauma, der Tod des Vaters, wird behandelt, ohne dauerhaft über den Geschehnissen zu schweben. 

Im Vordergrund steht das Zusammenleben in Bezug auf Virginies ungewöhnliche Arbeit, welche in erster Linie Geldsorgen befeuert und nebenbei Mobbing gegen ihre eigene Kinder und deren Vernachlässigung schürt. Virginies Erforschungen sind Dreh- und Angelpunkt der ersten Hälfte, für deren Etablierung Philippot viel Zeit einräumt. Das gibt Charakteren und dem grundlegenden Setting einiges an Zeit, um sich zu entfalten, hätte auf der anderen Seite aber durch mehr Tiefgründigkeit zum Thema, zum Beispiel tiefgreifendere Einblicke in die Motivation zur Heuschreckenzucht, einen spannenderen Einstieg beschert. 

Mit Erkennen des Blutdurstes der Schrecken entfacht in Virginies eine Obsession, die Suliane Brahim stellenweise dezent, manchmal aber auch explosionsartig verkörpert und die das Forschungs- und Züchtungsidyll auf unheilvolle Bahnen gleiten lässt. Marie Narbonne steht ihrer Filmmutter mit ihren Emotionen in nichts nach, ihr Bruder hingegen darf recht glimpfliche Situation durchleben und vor dem eigentlichen Horror vom Ort des Geschehens verschwinden. Andere Nebendarsteller*innen sind meist nur Stichwortgeber*innen - die tatsächliche Gefahr, die vom Schwarm der Schrecken ausgeht, konzentriert sich auf den Kosmos der Familie. Weitere Kollateralschäden, die die blutdurstigen Tierchen über die Grundstücksgrenzen hinaus verursachen, wird den Vorstellungen der Zuschauer*innen überlassen. 

Jene Tierhorrormomente jedoch, welche eher zurückhaltend über die 100 Minuten gesät sind, erreichen eine gelungene Intensität und verzichten auf effekthascherische Musik. Die Musik, die gespielt wird, ist entweder Teil der Handlung, wenn etwa die Schrecken mit Klassik beschallt werden oder entwirft ein hypnotisches Synthesizerklangbild rundum die Nahaufnahmen der Tiere. In ihren bluthungrigen und aufgeregten Massenszenen reicht jedoch allein das Klappern der Heuschrecken, um über den Bildschirm hinaus für Phantomzwicken zu sorgen. Ein noch tiefschürfender Horror liegt wahrscheinlich im Zustand der Hauptfigur selbst verborgen, deren (Selbst-)Opfer sich beharrlich steigern und zu Suspense-Momenten beitragen. Die angestaute Intensität versucht sich gegen Ende zu entladen, verpufft aber durch ein abruptes Ende vor einem zufriedenstellenden Pay-Off.

Fazit

Der „Schwarm der Schrecken“ schwirrt überwiegend gediegen durch den seichten Netflix-Dschungel und wandert oft auf schmalen Pfad zwischen Geduldsprobe und Suspense. Der Film nimmt sich Zeit für den Aufbau seiner Geschichte, deren Impact er gegen Ende nicht vollständig ausspielen kann. Von etlichen anderen Neflixproduktionen kann er sich dennoch etwas abheben, und das nicht zuletzt wegen der detailreichen Aufnahmen seiner titelgebenden Bedrohung.

Kritik: Paul Seidel

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