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Quelle: themoviedb.org

Inhalt

Ein New Yorker Mafiaboss schickt seine zwei besten Vollstrecker nach Mailand, um sich den Zuhälter Luca Canali vorzuknöpfen. Dieser soll Heroin im Wert von einer halben Million Dollar unterschlagen haben. Dabei ist Canali nur der Sündenbock für den Ansässigen Capo, der selbst hinter dem Deal steckt. In die Ecke gedrängt schlägt Canali schließlich unbarmherzig zurück.

Kritik

Nach dem recht ungelenken, schlussendlich aber noch halbwegs amüsanten Giallo Das Schloss der blauen Vögel (1971) gelang Regisseur Fernando Di Leo mit Milano Kaliber 9 ein Volltreffer. Sein wüster Poliziottesco gilt nicht zu Unrecht als ein Referenzwerk und Mitbegründer des Sub-Genres. Damals schon im Mittelpunkt: Ein furios drauflos wütender Mario Adorf (Der Tod trägt schwarzes Leder), auf den Di Leo auch in seinem Folgewerk nicht verzichten wollte. Der Mafiaboss – Sie töten wie Schakale schlägt in die gleiche Kerbe, wobei es sich genau genommen um einen reinrassigen Gangsterfilm handelt, denn von Polizei ist weit und breit keine Spur. Das Milieu nimmt sich hier intern ins Fadenkreuz, heraus kommt jedoch eine ähnlich brachiale Sause mit einem hohen Hang zur skrupellosen Gewalt, politisch unkorrekten Mundart und schmuddelig angehauchter Freizügigkeit. Kurzum: Geiler Scheiß eben!

Mario Adorf ist der Lude Luca Canali, ein in der Mailänder Unterwelt geachtet Mitglied mit guten Connections, der durchaus auch mal aus der Haut fahren kann, an sich aber mit Gewaltverbrechen und den ganz großen Dingern grundsätzlich nichts am Hut hat. Umso überraschender kommt es für ihn, dass plötzlich zwei Amerikaner auftauchen und mächtig Wind um seine Person machen. Der aufbrausende David (Henry Silva, Der Berserker) und der schweigsame Frank (Woody Strode, Spiel mir das Lied vom Tod) sind auf der Suche nach ihm und stacheln auch den heimischen Capo Tressoldi (Adolfo Celi, James Bond 007 – Feuerball) entsprechend an. Bald schon kann Canali niemanden mehr vertrauen und sieht sich einmal mehr in brenzlichen Situationen, aus denen er sich mit seiner handfesten Art immer wieder hinausmanövrieren kann. Bis seine Jäger die ganz schmutzige Karte spielen und seine Familie mit hineinziehen. Da kennt Canali keinen Spaß mehr und bläst voller Wut zur Gegenoffensive.

Die Mafiaboss – Sie töten wie Schakale ist genauso gradlinig und unkompliziert wie sein deutscher Titel. Kein Firlefanz, kein Chichi, das ist direkt auf die Fresse. Aber genau da liegen die Stärken von Fernando Di Leo. Das ist kein Ästhet, kein großer Geschichtenerzähler oder Feingeist. Der weiß aber, wo das Tor steht und wie man das Ding mit Vollspann unter die Latte knallt, wenn man eben die Brechstange auspacken muss. Mario Adorf darf zwar nicht mehr so gnadenlos durchdrehen wie bei seiner aberwitzigen Performance in Milano Kaliber 9, hat dafür gen Ende umso mehr Druck im Kessel, wenn er das Reagieren gegen das Agieren eintauscht. Und mit seinem Eisenschädel nicht nur seine Gegner, sondern auch Telefone oder Windschutzscheiben zerdeppert. Von Anfang an ist ziemlich unmissverständlich, wohin die Reise gehen wird, aber genau das ist auch eine Stärke des Films. Als Canali’s kleine Tochter das erste (und bis zum Schlussakt einzige) Mal gezeigt wird, ist ihr Schicksal schon in Stein gemeißelt. Zu niedlich, unschuldig und idyllisch wirkt diese Szene zwischen Vater und Tochter und in Anbetracht des sonstigen Rahmenprogramms müsste man schon von mehr als einem Baum gefallen sein, um nicht die angepeilte Konsequenz zu wittern. Was bei John Carpenter und Assault – Anschlag bei Nacht vier Jahre später gleich zu Beginn wie aus heiterem Himmel einschlug und damit die bis dato noch nicht exakte Tonlage des Films einnordete, ist bei Di Leo bereits klar wie Kloßbrühe.

Diese unkomplizierte, gleichzeitig aber kompromisslose Vorgehensweise zeichnet den Film von der ersten bis zur letzten Minute aus. Hier ist kein Gramm Fett zu viel dran und trotz seiner schlichten Gangart ist man durchgehend investiert. Dazu kommt natürlich die allein personell aufregende Konfrontation von Mario Adorf auf der einen, sowie Henry Silva & Woody Strode auf der anderen Seite. Es versammelt sich das damalige Who is Who des italienischen Genre-Kinos. Ein Drehbuch kann da primär auch nur als Orientierungshilfe dienen, den Rest regeln die im Zweifelsfall ausschließlich über Charisma und pure Präsenz.

Fazit

Sleaziges, ruppiges Grobian-Kino aus dem verrucht-goldenen Zeitalter des italienischen Genre-Films. „Milano Kaliber 9“ war sicher noch eine Spur radikaler, am Ende des Tages ist das aber auch nur Haarspalterei. Selbstbewusst, ungestüm, ungehemmt. Voller Energie und mit saucoolen Charakterfressen. Nochmal: Geiler Scheiß!

Kritik: Jacko Kunze

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