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Inhalt

Der psychotische Kriminelle Giulio Sacchi plant nach einem fehlgeschlagenen Coup als Handlanger das eigene, große Ding: Er will die Tochter des Industriellen Porrino entführen und dafür eine halbe Milliarde Lire erpressen. Gemeinsam mit zwei Komplizen gelingt die Entführung, sie hinterlassen dabei aber einen Berg aus Leichen. Kommissar Grandi läuft die Zeit davon, denn Sacchi kennt gar keine Skrupel und räumt alle aus dem Weg, was zwischen ihm und dem Geld steht.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Tomas Milian (Der Gehetzte der Sierra Madre) war Mitte der 70er in Italien bereits ein gefeierter Genre-Star, in erster Linie durch seine Partizipation in zahlreichen Spaghetti-Western. Aber erst seine mehrere Filme andauernde Liaison mit Regisseur Umberto Lenzi (Spasmo) machte ihn auch über die Landesgrenzen hinaus richtig bekannt. Während der Italo-Western 1974 nahezu ausgestorben schien, der Giallo seinen Höhepunkt erlebte und die Mondo-Kannibalen-Welle noch in den Kinderschuhen steckte, wurden italienische Gangster- und Polizeifilme (Poliziottesco bzw. Poliziotteschi) gerade die neuen Straßenfeger. Einen Trend, den sich beide zu Nutze machten. Die erste ihrer zahlreichen Zusammenarbeiten mit dem etwas umständlichen Originaltitel Milano odia: la polizia non può sparare wurde in Deutschland bei seiner Erstveröffentlichung Anfang der 80er unter dem wesentlich robusteren Namen Der Berserker vermarktet und was soll man sagen: dieser primitive Dampfhammer-Titel wird dem Ganzen schon sehr gerecht.

Milian spielt Giulio Sacchi, einen bisher recht erfolglosen Kriminellen, was aber wohl kaum an seiner zu hohen, moralischen Hemmschwelle liegen kann. Für ein paar Münzen aus einem Zigarettenautomaten ersticht er ohne mit der Wimper zu zucken einen Streifenpolizisten und bei seinem letzten Job als Fluchtwagenfahrer kam ihm seine kurze Zündschnur in die Quere, da er noch bevor der Überfall vollzogen werden konnte einen weiteren Bullen abgeknallt hat. Beim führenden Unterweltboss deshalb in Ungnade gefallen und als Versager abgestempelt, will er es jetzt ganz besonders wissen. Gemeinsam mit zwei Komplizen entführt er die Tochter eines milliardenschweren Industriellen und fordert ein stattliches Lösegeld. Dabei macht er keine weiteren Gefangenen und bevor ihm jemand hinterher noch hinderlich sein könnte, wird einfach alles abgemurkst was auch nur versehentlich mit dem Geschehen in Berührung kommt. Die unfassbare Brutalität schockt nicht nur seine Mitstreiter, auch die Polizei steht dem nahezu fassungslos gegenüber. Kommissar Grandi (Henry Silva, Botschafter der Angst) setzt alles daran, den Psychopathen dingfest zu machen, wird aber nicht nur von dessen Skrupellosigkeit, sondern auch seiner cleveren Vorgehensweise überrascht.

Meine Herren, was für ein Schweinefilm! Bei ihrem ersten Date legen Umberto Lenzi und Tomas Milian die Latte gleich mal so hoch, dass sie in vielerlei Hinsicht kaum noch zu reißen ist. Der Berserker ist nicht nur ihre wohl beste gemeinsame Arbeit, definitiv aber ihre räudigste. Und das Eine beflügelt durchaus das Andere. Mit einer fast schamlosen Brutalität, ungebremsten Zynismus und einem flotten Schiss auf alles was man irgendwie mit Political Correctness auch nur in Verdacht bringen könnte zieht dieser Streifen 100 Minuten lang eine einzige Schneise der Verwüstung. Die diesmal nicht wild kalauernde, sondern ins gleiche, üble Horn stoßende Synchro nimmt dabei kein Feigenblatt vor das ungewaschene Schandmaul. Aber wie sollte man es auch noch irgendwie witzig verkaufen, wenn völlig Unbeteiligte nur aus Spaß an der Freud halbnackt an einen Kronleuchter gebunden und massakriert werden, nachdem kurz vorher selbst ein Kleinkind über den Haufen geschossen wurde? Eben, also dann doch bitte gleich die volle Lotte. Der Berserker lässt einen manchmal mit offenem Mund dreinblicken aufgrund des knüppelharten Exploitation-Faktors, ist gleichzeitig aber auch handwerklich astrein und Tomas Milian liefert eine Performance, die Nicolas Cage in seinen wildesten Zeiten wie einen kastrierten Buchhalter aussehen lässt. Dieser Film ist so unglaublich brachial, konsequent und jenseits von Gut und Böse – unmittelbarer kann man das Genre wohl kaum auf den Punkt bringen.

Fazit

Bockhartes, exzessiv siffiges Genre-Kino mit einem famosen Hauptdarsteller außer Rand und Band, der so richtig auf den Putz haut. An der Grenze zum Menschenverachtenden in seinem blanken Zynismus, dabei aber auch für alle Figuren so erschreckend, dass man zumindest noch klarstellt, dass das hier der pure Wahnsinn in Tüten ist.

Kritik: Jacko Kunze

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